Need for Speed: The Run - Review (PS3)

Willkommen zu einem Rennen quer durch die USA !

In Need for Speed: The Run schickt sie der Entwickler Black Box auf eine rasante Reise quer durch die USA. Das namensgebende Rennen startet in San Francisco und endet in New York. Auf dem Weg in den Big Apple erwarten sie dabei einige der schönsten Streckenabschnitte und Landschaften Amerikas. Allerdings werden sie bei den turbulenten Hochgeschwindigkeits-Rennen kaum die Gelegenheit dazu haben, die sehenswerten Landschaftspanoramen ausreichend zu würdigen. Inwieweit Need for Speed: The Run aus dem ungewöhnlichen Szenario entsprechendes Kapital ziehen kann, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

   

Das Spielprinzip:

Der Carrera in der SchrottpresseIn Need for Speed: The Run übernehmen sie die Rolle des Protagonisten Jack Rourke. Bereits im Intro zu Need for Speed: The Run wird deutlich, dass ihr Alter Ego in erheblichen Schwierigkeiten steckt. So entgehen sie nur knapp dem Tod in einer Schrottpresse, indem sie sich mittels "Quick Time"-Events aus ihrem Porsche Carrera 4S befreien. Ganz offensichtlich hat Jack Rourke beträchtliche Schulden bei Kredithaien, die keinerlei Spaß verstehen. Da kommt das Angebot seiner Agentin Samantha Harper gerade zur rechten Zeit. Diese bietet ihm die Möglichkeit, sich für ein Startgeld von 250.000 US-Dollar in das namensgebende Rennen quer durch die USA einzukaufen. Immerhin winken dem Sieger dabei 25 Millionen US-Dollar. Da Samantha Harper das Startgeld aus eigener Tasche bezahlt, verlangt sie im Erfolgsfall auch 90% des Preisgeldes. Für Jack Rourke verbleibt im Falle eines Rennsieges demzufolge die stattliche Summe von 2,5 Millionen US-Dollar. Es liegt also an ihnnen, ob es Jack Rourke gelingt, sich gegen die 200 Teilnehmer von "The Run" durchzusetzen und sich somit aller finanziellen Probleme zu entledigen. Hinsichtlich der Spielmodi bietet Need for Speed: The Run dabei einiges an Abwechslung. Auf einer Vielzahl der in zehn Etappen unterteilten Streckenabschnitte gilt es, eine vorgegebene Anzahl an Gegnern zu überholen. Darüber hinaus müssen sie sich immer wieder spannenden 1:1-Duellen stellen. Ihre Widersacher werden ihnen in diesem Fall auf den entsprechenden Ladebildschirmen oder in eigenen Videosequenzen vorgestellt. Schließlich schickt sie Need for Speed: The Run auch in sog. "Kampf"-Rennen. Hierbei gilt es innerhalb eines knappen Zeitlimits bis zu 3 Widersacher zu überholen und anschließend die Führung zu behaupten. Nur wer den letzten Kontrollpunkt mit genügend Vorsprung erreicht, gewinnt auch das jeweilige Rennen. Neben dem Karriere-Modus mit seinen geskripteten Events bietet Need for Speed: The Run auch eine Vielzahl sog. "Challenges". Diese schalten sie nach und nach durch Fortschritte im Karriere-Modus frei. Neben den Standardrennen müssen sie sich hier auch in Zeitfahren beweisen. Als Belohnung für erfolgreich absolvierte "Challenges" erwarten den Spieler zudem prestigeträchtige Medaillen.   

Die Neuheiten:

Quick Time-Events im EinsatzDer Entwickler Black Box setzt in Need for Speed: The Run wie schon im Vorgänger Need for Speed: Undercover auf eine atmosphärische Hintergrundgeschichte. Allerdings bleibt diese im jüngsten Serienteil weitgehend austauschbar. Die Hintergrundgeschichte wird dem Spieler dabei in Form von "In Game"-Videos vermittelt. Während dieser zumeist interaktiven Filmsequenzen gilt es erstmals in der Seriengeschichte via "Quick Time"-Events zum richtigen Zeitpunkt  die eingeblendeten Tasten zu drücken. Die Inszenierung dieser Spielmomente fällt dabei aber weitgehend übertrieben aus. Insbesondere die Sprungsequenzen über den Dächern Chicagos lassen selbst "Parkour"-Spezialisten vor Neid erblassen.

 

Die Grafik:

Die Fahrzeugmodelle können überzeugenDer Entwickler Black Box setzt in Need for Speed: The Run erneut auf die "Frostbite"-Engine. Diese liegt mittlerweile in der Version 2.0 vor und sollte somit einen zumindest konkurrenzfähigen Grafikstandard sicherstellen. Insbesondere die Kulissen von Need for Speed: The Run wissen dabei zu überzeugen. So geht es von der Metropole San Francisco über die "Golden Gate Bridge" in Richtung Osten. Hier schließen sich einige der schönsten Nationalparks der USA (Yosemite u. a.) an. Anschließend erreicht der Spieler nach einem Ausflug in das Death Valley die Spielerstadt Las Vegas mitsamt ihren hell erleuchteten Boulevards. Dann gilt es die Rocky Mountains zu überqueren bevor es durch die Great Plains in Richtung der Großen Seen weitergeht. Viele Etappen warten dabei mit großartigen Lichteffekten auf. Hier spielt die "Frostbite"-Engine ihre Stärken aus. Gerade die malerischen Streckenabschnitte durch die Nationalparks bleiben hierbei dank geschickt eingesetzter "Lens Flare"-Effekte in Erinnerung. Darüber hinaus kann insbesondere das Geschwindigkeitsgefühl von Need for Speed: The Run überzeugen. Das Renngeschehen läuft dabei mit konstant 30 fps, so dass eine weitgehend flüssige Darstellung der Hochgeschwindigkeits-Rennen gewährleistet ist. Allerdings ist an dieser Stelle kritisch anzumerken, dass die Fahrzeugmodelle in Need for Speed: The Run allenfalls durchschnittlich ausgefallen sind. Hier wird bei weitem nicht der Detailgrad eines Gran Turismo 5 oder eines Forza Motorsport 4 erreicht.

Der Sound:

In Sachen Sound macht Need for Speed: The Run vieles richtig. So kann der cineastische Soundtrack ebenso überzeugen wie die guten Surround-Effekte. Insbesondere letztere sorgen bei den teilweise unvermeidlichen Hochgeschwindigkeits-Unfällen für eine eindrucksvolle Soundkulisse. Darüber hinaus haben die Entwickler von Black Box auch die Motorengeräusche der 120 teilweise sehr unterschiedlichen Boliden gut eingefangen. 

Die Steuerung:

Die Stoßstangen-Perspektive im EinsatzDie Fahrphysik ist seit jeher der wertungsrelevante Kern eines jeden Rennspieles. In diesem Zusammenhang fällt dabei negativ auf, dass Need for Speed: The Run dem Spieler keine Cockpit-Ansicht zur Verfügung stellt. Stattdessen können sie zwischen einer Stoßstangen-Perspektive und einer Motorhauben-Ansicht wechslen. Die dritte Option ist eine Außenperspektive. Diese setzt zwar die virtuellen Traumautos gekonnt in Szene, erschwert jedoch zugleich das Einlenken in den kurvenreichen Etappen quer durch die diversen Nationalparks der USA. Positiv zu erwähnen ist hingegen die Vielzahl an alternativen Routen und Abkürzungen während der Etappenrennen. Dem steht jedoch der fehlende Tuning-Part gegenüber. Vollkommen untypisch für die seit jeher arcadelastige "Need for Speed"-Serie haben die Entwickler von Black Box auf einen Tuning-Part verzichtet. Ebenfalls zu bemängeln ist auch die zu simple Fahrphysik von Need for Speed: The Run. Im Vergleich zum Serienvorgänger Need for Speed: Hot Pursuit, der noch unter der Regie von Criterion entstand, stellt Need for Speed: The Run in dieser Hinsicht einen beträchtlichen Rückschritt dar. So haften die Rennwagen im jüngsten Teil der "Need for Speed"-Serie in unglaubwürdiger Art und Weise auf dem Asphalt. Dabei lassen sich die virtuellen Boliden auch bei veränderter Bodenbeschaffenheit (Staub, Schnee etc.) noch punktgenau durch die Kurven zirkeln. Need for Speed: The Run vermittelt dem Spieler dabei das Gefühl, wie auf Schienen unterwegs zu sein. Eine fordernde Fahrphysik sieht anders aus. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass sich die rund 120 Fahrzeuge in Need for Speed: The Run dezent unterschiedlich fahren. Generell gilt, dass Need for Speed: The Run den Spieler auf den höheren Schwierigkeitsgraden mit einem teilweise frustrierenden "Trial and Error"-Prinzip konfrontiert. Als besonders hilfreich erweist sich hierbei die Rückspulfunktion von Need for Speed: The Run. Abhängig von dem zu Spielbeginn festgelegten Schwierigkeitsgrad stehen dem Spieler dabei bis zu zehn "Resets" zur Verfügung. Die Rückspulfunktion springt dabei automatisch zum letzten Kontrollpunkt zurück. Vermeidbare Fahrfehler fallen so weniger ins Gewicht. Allerdings nervt Need for Speed: The Run hierbei mit langen Ladezeiten zwischen den Versuchen. Wie dies technisch besser zu lösen ist, zeigen die vergleichbaren Spielelemente in Race Driver: GRID und Forza Motorsport 4. Diese überzeugen nicht nur mit kürzeren Ladezeiten sondern ermöglichen zugleich eine freie Wahl des jeweiligen Rücksetzpunktes. Demgegenüber ist der Spieler in Need for Speed: The Run gewissermaßen gezwungen, bereits absolvierte Etappenabschnitte erneut in Angriff zu nehmen. Dies macht sich insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsgraden bemerkbar, in denen die relevanten Kontrollpunkte schon mal 5 Minuten auseinander liegen. Ärgerlich ist darüber hinaus, dass Need for Speed: The Run keine Einzelrennen unterstützt. Der Spieler kann also weder offline noch online zu Rennen gegen seine Freunde antreten. Zudem wirken die via "Quick Time"-Events umgesetzten Reaktionssequenzen letztlich aufgesetzt. Was eine willkommene Abwechslung im Gameplay sein sollte, stellt sich somit als routiniertes "Knöpfedrücken" ohne großen spielerischen Anspruch heraus.      

Die Atmosphäre:

Die Außenperspektive in AktionNeed for Speed: The Run punktet in Sachen Atmosphäre mit abwechslungsreichen Schauplätzen und geschickt geskripteten Events. So müssen sie beispielsweise in einem nervenaufreibenden Streckenabschnitt quer durch die Rocky Mountains einer gigantischen Lawine ausweichen. Zuvor gilt es im Death Valley einen regelrechten Sandsturm zu durchqueren. Darüber hinaus errichtet die Polizei in einer Vielzahl von Levels scheinbar unüberwindliche Straßensperren. Hier gilt es für den Spieler, bis zum letzten Moment zu warten, um dann die einzige Lücke in der Straßensperre zu durchbrechen. Der Konflikt mit den Ordnungshütern geht dabei soweit, dass sie in einem adrenalingeladenen Etappenabschnitt sogar dem Beschuss durch einen Polizei-Helikopter entkommen müssen. Negativ ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass die virtuellen Ordnungshüter den Spieler auch bei Höchstgeschwindigkeit locker überholen um diesen anschließend von der Straße zu drängen. Zudem richten sich die Attacken der Polizeifahrzeuge fast ausschließlich gegen den Spieler. Die KI-Gegner bleiben hingegen von diesen Angriffen weitgehend verschont. Auf der Habenseite verzeichnet Need for Speed: The Run dagegen 120 unterschiedliche Fahrzeuge. Diese sind dabei in drei Klassen (Muscle Cars, Sportwagen und Exoten) unterteilt. Generell gilt, dass sie Muscle Cars vorwiegend auf Highway-Etappen einsetzen sollten, da diese in kurvenreichen Streckenabschnitten zum Übersteuern neigen. Städtische Streckenabschnitte absolvieren sie am besten in Sportwagen, während die Exoten die richtige Wahl für schwierige Etappen darstellen. Insbesondere deutsche Spieler freuen sich dabei über die pixelgenaue Portierung von Klassikern wie dem Golf I GTI oder dem Audi Quattro 20V. Darüber hinaus stehen dem Spieler bereits im ersten Spieldrittel Sportwagen wie der BMW M3 GTS oder der Porsche Carrera GT3 RS 4.0 zur Verfügung. Natürlich beschränkt sich Need for Speed: The Run im Hinblick auf den Fuhrpark nicht auf deutsche Fabrikate. Insbesondere im Sektor der Muscle Cars dominieren dabei naturgemäß die Fahrzeuge amerikanischer Hersteller. Allerdings bietet Need for Speed: The Run dem Spieler im letzten Drittel der Kampagne die Möglichkeit, sich hinter das Steuer eines McLaren MP4-12C zu setzen. Dabei fallen die teilweise gravierenden Leistungsunterschiede zwischen den rund 120 spielbaren Fahrzeugen in Need for Speed: The Run kaum ins Gewicht. Schuld daran ist eine ausgeprägte "Gummiband"-KI, die dafür sorgt, dass der Spieler auch nach einem Fahrfehler noch eine realistische Chance auf den Etappensieg hat. Darüber hinaus agiert die KI in Need for Speed: The Run zu aggressiv. Die KI-Gegner setzen beispielsweise alles daran, den Spieler durch gezielte Rempler zu Unfällen zu zwingen. Zudem verfügt Need for Speed: The Run lediglich über ein optisches Schadensmodell. Selbst nach gravierenden Unfällen bei Höchstgeschwindigkeit bleibt daher das Fahrverhalten des vituellen Unfallwagens unverändert. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Hintergrundgeschichte von Need for Speed: The Run. Diese bleibt letztlich weitgehend austauschbar. Insbesondere eine Identifikation des Spielers mit seinem Alter Ego Jack Rourke vermag so nicht aufzukommen.  

Der Multiplayer-Modus:

Das Autolog-Feature in AktionAuch hinsichtlich des Online-Modus von Need for Speed: The Run wechseln sich Licht und Schatten ab. So hat der Spieler lediglich die Wahl zwischen vorgefertigten Rennevents, bei denen Strecke und Fahrzeuge von vorneherein festgelegt sind. Jedes Rennevent verfügt dabei über bis zu fünf Streckenabschnitte. Zudem stellt Need for Speed: The Run den Spieler im Multiplayer-Modus vor eine Vielzahl von Herausforderungen (Überholmanöver, fehlerfreie Streckenabschnitte etc.). Die Bewältigung dieser Aufgaben lässt sie dabei im spielinternen Rangsystem von Need for Speed: The Run langsam aber stetig aufsteigen. Gleichzeitig schaltet der Spieler durch erfolgreich absolvierte "Challenges" neue Fähigkeiten (verbessertes Nitro, Windschattenfahren etc.) frei. Generell gilt, dass gerade Einsteiger in den rasanten Mehrspielerduellen regelmäßig den Kürzeren ziehen, da die ranghöheren Gegner nicht nur schnellere Fahrzeuge zum Einsatz bringen, sondern gegebenenfalls auch auf freigeschaltete Fähigkeiten zurückgreifen können. Hier sollte der Entwickler Black Box dringend einen Patch für das Matchmaking nachreichen. Zudem fehlt in Need for Speed: The Run ein komfortables Lobby-System. Darüber hinaus ist hier kritisch anzumerken, dass der jüngste Teil der traditionsreichen "Need for Speed"-Serie keinerlei Splitscreen- oder LAN-Unterstützung bietet. Über jeden Zweifel erhaben ist jedoch der bewährte "Autolog"-Modus. Das entsprechende System hielt bereits mit Need for Speed: Hot Pursuit seinen Einzug in die Rennspielwelt. Via "Autolog" sind sie dabei immer informiert, welcher ihrer Freunde den entsprechenden Streckenabschnitt als Schnellster absolviert hat. In dem Ehrgeiz, seine Freunde hinter sich zu lassen, liegt dann auch ein wesentlicher Motivationsfaktor des Online-Modus von Need for Speed: The Run. Neben dem Multiplayer-Modus ist das "Autolog"-Feature auch in die Karriere von Need for Speed: The Run eingebunden. So wird der Ehrgeiz des Spielers geweckt, unbedingt vor seinen Freunden den Big Apple zu erreichen. Selbst in den "Challenges" sind sie dank des "Autolog"-Features stets über die entsprechenden Zeiten ihrer Freunde orientiert.     

Fazit und Gesamtwertung:

Ein wesentlicher Kritikpunkt an Need for Speed: The Run ist die sehr kurze Spielzeit im Karriere-Modus. Geübte Spieler sehen bereits nach rund vier Stunden den Abspann des Titels. Die rund 3000 Meilen zwischen San  Francisco und New York vergehen dabei buchstäblich wie im Flug. Hinsichtlich der Grafik von Need for Speed: The Run wechseln sich Licht und Schatten ab. So stehen den hervorragenden "Lens Flare"-Effekten in malerischen Landschaften die allenfalls durchschnittlichen Fahrzeugmodelle gegenüber. Zudem hätten wir uns ein dynamisches Wettersystem samt Tag- und Nachtwechsel gewünscht. Darüber hinaus verschenkt der Entwickler Black Box gerade bei den innerstädtischen Etappenrennen (San Francisco, Las Vegas, Chicago, New York) viel Potential. Unverständlich bleibt darüber hinaus, warum die Entwickler von Balck Box auf einen echten Tuning-Part verzichtet haben. In der Folge fahren sich die virtuellen Boliden beinahe wie auf Schienen. Moderne Fahrphysik sieht anders aus. Zudem fallen die gravierenden KI-Mängel negativ ins Gewicht. Dies betrifft sowohl den bekannten "Gummiband"-Effekt als auch die übertrieben hohe Aggressivität ihrer KI-Gegner.

 

Spielspaßwertung: 75 %

 

Releasedatum: 17.11.2011

 

Technische Daten:

  • Publisher: Electronic Arts
  • Entwickler: Black Box
  • Videomodi: 720p
  • Festplatte: 7 MB
  • USK: ab 12 Jahren