Supreme Ruler 2020 - Review (PC)

Haben sie das Zeug zum Supreme Ruler ?

Der auf Strategiespiele spezialisierte Publisher Paradox Interactive veröffentlicht Supreme Ruler 2020 nun auch im deutschsprachigen Raum. Es versteht sich von selbst, dass Paradox Interactive das Spiel des Entwicklers Battlegoat Studios für den deutschen Markt lokalisiert hat. So stehen sie jetzt auch am heimischen PC vor dem Abgrund einer globalen Wirtschaftskrise und damit am Rande der Anarchie. Inwieweit das sorgsam entwickelte Zukunftsszenario überzeugen kann, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

 

Das Spielprinzip:

Wählen sie eine von 250 spielbaren NationenMit Supreme Ruler 2020 erwartet den Spieler eine komplexe geopolitische Simulation der nahen Zukunft. Dabei übernimmt der Spieler die Kontrolle über eine von 250 simulierten Nationen und steuert diese durch eine tiefgreifend veränderte Welt. Supreme Ruler 2020 umfasst dabei Wirtschaft, Finanzen, Forschung und Außenpolitik der gewählten Nation. In einem Zukunftszenario ohne historischen Bezug konzentriert sich Supreme Ruler 2020 dabei schwerpunktmäßig auf das Rohstoff-Management und die Erforschung neuer Technologien. Zudem kommt auch dem Ausbau der eigenen Armee eine zentrale Rolle zu. Da in Supreme Ruler 2020 fast alle Regionen der Welt spielbar sind, bietet das Spiel ein hohes Maß an Langzeitmotivation. Dies ist insbesondere den unterschiedlichen Entwicklungsvoraussetzungen der spielbaren Staaten geschuldet. So stellt sie Supreme Ruler 2020 beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur in Schwellen- und Entwicklungsländern vor komplizierte Voraussetzungen.

Die Hintergrundgeschichte:

Die USA sind in Teilstaaten zerfallenDie Entwickler von den Battlegoat Studios haben bei Supreme Ruler 2020 ein besonderes Augenmerk auf die Hintergrundgeschichte gelegt. So enthält das Handbuch von Supreme Ruler 2020 ein detailiertes Zukunftsszenario in Form einer fiktiven Timeline des Weltgeschehens von 2010 bis 2020. In der nahen Zukunft des Jahres 2020 hat dabei eine globale Wirtschaftskrise das Staatensystem erschüttert. Der Dollarkurs ist zusammengebrochen und die Finanzsysteme sind kollabiert. In der Folge kam es zur Eskalation regionaler Konflikte zwischen rivalisierenden Staaten (Indien - Pakistan, Nordkorea - Südkorea, Russland - China). Zudem sind in dem hypothetischen Zukunftszenario die einstigen Supermächte USA, Russland und China in eine unterschiedliche Anzahl von Kleinstaaten zerfallen. So setzt sich beispielsweise Deutschland in Supreme Ruler 2020 aus 3 Regionen (Süd-, Ost- und Westdeutschland) zusammen. Im Ergebnis sorgt die neue Weltordnung dabei für zahlreiche lokale Konflikte zwischen weitgehend ausgeglichenen Fraktionen. Dabei stellt der Kampf um die globalen Ölreserven auch in Supreme Ruler 2020 den entscheidenden geopolitischen Faktor dar. Vor diesem Hintergrund erscheint dann auch das Zukunftsszenario von Supreme Ruler 2020 als durchaus plausibel.       

Die Grafik:

Zoom bis auf EinheitenebeneIn grafischer Hinsicht ist zunächst der Umstand lobend zu erwähnen, dass Supreme Ruler 2020 dank echter Satellitenbilder der NASA die topografischen Besonderheiten der jeweiligen Region gut wiedergibt. Sobald der Spieler jedoch näher an das Geschehen auf dem Bildschirm heranzoomt, stellt sich schnell Ernüchterung ein. Insbesondere die Präsentation der virtuellen Schlachten kann nicht überzeugen. Die entsprechenden Effekte und Explosionen sind dabei wenig eindrucksvoll. Obwohl die zahlreichen militärischen Einheiten durchaus an ihre realen Vorbilder erinnern, stimmen dennoch die Größenunterschiede nicht. Zudem bewegen sich die Einheiten wenig realistisch über die virtuelle Weltkarte. Außerdem wirkt die Landschaft insbesondere in der höchsten Zoomstufe seltsam kahl und unbelebt.

Der Sound:

Wie schon in grafischer Hinsicht vermag Supreme Ruler 2020 auch in Sachen Sound nicht zu überzeugen. Der passablen Hintergrundmusik stehen dabei die rudimentären Soundeffekte in den Gefechten gegenüber. Letztere sind dank der zahllosen Konflikte in Supreme Ruler 2020 nahezu omnipräsent und strapazieren bei längerer Spielzeit durchaus die Geduld des Spielers.  

Die Steuerung:

Am Anfang steht das TutorialDas Spielgeschehen läuft in Supreme Ruler 2020 in Echtzeit ab. Dabei kann der Spieler verschiedene Geschwindigkeiten wählen oder aber das Spiel zur entspannten Befehlsvergabe pausieren. Letzteres bietet sich vor allem beim Feintuning an den zahlreichen Schiebereglern von Supreme Ruler 2020 an. Gerade für Einsteiger lohnt es sich zudem, die unterschiedlichen Teilbereiche des Spieles an die solide KI in Gestalt der einzelnen Ressortminister zu delegieren. Das Menü von Supreme Ruler 2020 gliedert sich dann sinnvoller Weise auch entsprechend der verschiedenen Ressorts (Produktion, Forschung, Finanzen, Außenpolitik, Verteidigung). Dennoch gestaltet sich der Einstieg in das Strategiespiel der Battlegoat Studios durchaus schwierig. Dieser Umstand ist vor allem der Komplexität und Detailfülle von Supreme Ruler 2020 geschuldet. Hier empfiehlt es sich, dass solide Tutorial zu absolvieren und den ein oder anderen Blick in das umfangreiche und informative Handbuch zu werfen. Generell gilt, dass die Bedienung der überfrachteten Spielmenüs zu verschachtelt ausgefallen ist. Darüber hinaus sind die einzelnen Menüpunkte teilweise unlogisch platziert und die entsprechenden Schaltflächen schlichtweg zu klein geraten. Supreme Ruler 2020 hat folglich noch viel Nachholbedarf in Sachen Bedienungsfreundlichkeit und Tranparenz. Zudem dauert der Bau von Gebäuden zu lange und die Echtzeitschlachten fallen derart unübersichtlich aus, dass der Spieler die Gefechte am besten gleich an die KI delegiert. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umstand, dass die Menütexte teilweise nicht übersetzt worden sind.  So stehen englische Passagen und deutsche Textfragmente in den unterschiedlichen Spielmenüs oftmals dicht nebeneinander. Insbesondere bei der Wahl der Szenarien wird dieser Umstand zum Ärgernis, da teilweise die gesamte Beschreibung in Englisch gehalten ist. Dagegen verbucht Supreme Ruler 2020 einen umfangreichen Karteneditor auf der Habenseite. Die Erstellung und Modifikation eigener Karten erfordert jedoch einiges an Einarbeitungszeit.

Die Atmosphäre:

Das Szenario Afrikanischer DracheSupreme Ruler 2020 bietet dem Spieler die Auswahl zwischen konkreten Szenarien und einer weitgehend freien Kampagne. In letzterer gilt es, ein Land ihrer Wahl erfolgreich durch die geopolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu lotsen. Die Szenarien bieten hingegen besondere Konfliktstiuationen. So wiederholt sich die Geschichte im Szenario "Deutscher Angriff auf Polen". Dagegen versucht China im Szenario "Afrikanischer Drache" Südafrika durch Waffenlieferungen an Zimbabwe zu destabilisieren. Im Szenario "Neue Europäische Union" ergreift Deutschland die Initiative bei der anstehenden Wiedererrichtung der EU und der Wahl eines gemeinsamen Präsidenten. Schließlich haben im Szenario "Saudi Invasion" radikale Mullahs die Staatsgeschicke Saudi Arabiens übernommen. Daraufhin planen die USA eine Invasion des Ölstaates zur Sicherung ihrer geopolitischen Interessen. Wie in der realen Welt so lassen sich auch in Supreme Ruler 2020 die einzelnen Staaten in Industrienationen, Schwellen- und Entwicklungsländer einteilen. Den Spieler einer Industrienation erwartet dabei vorrangig der allgegenwärtige Kampf um die globalen Ölressourcen. Demgegenüber sind Schwellenländer zusätzlich auf Investoren und Handelspartner aus den Reihen der westlichen Industrienationen angewiesen. Die größte Herausforderung in Supreme Ruler 2020 besteht jedoch darin, ein Entwicklungsland erfolgreich zu lenken. So ist beispielsweise in Afghanistan nur eine rudimentäre Infrastruktur vorhanden. Hier fehlt es bereits am dringend benötigten Straßen- und Schienennetz. Zudem lässt sich auch das Pro-Kopf-Einkommen nur langsam steigern, da die Produktion notgedrungen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse beschränkt ist. Im günstigsten Fall verfügt das entsprechende Entwicklungsland über Rohstoffvorkommen, die an zahlungskräftige Industrienationen exportiert werden können. Generell gilt, dass die Wirtschaft eines 3. Welt-Landes nur mit viel Geduld zu entwickeln ist. So kann insbesondere der Ausbau der Infrastruktur und der Energieversorgung zur Kostenfalle werden. Immerhin kann der Spieler hierbei entscheiden, ob er sparen oder gegebenenfalls die Steuern erhöhen will. Alternativ verbleibt die Möglichkeit, dass zumeist bitterarme Entwicklungsland noch weiter zu verschulden. Vorrausetzung ist hierbei allerdings, dass die Kreditwürdigkeit auf dem globalen Finanzmarkt noch gegeben ist. Unabhängig vom Entwicklungsstand ihrer Nation ist die Eskalation geopolitischer Konflikte teilweise unvermeidlich. Dabei sanktioniert die UN im Regelfall die angreifende Nation. Die Ausnahme bilden hierbei Kriege, die durch einen "Casus Belli" gerechtfertigt sind. Insbesondere Länder wie Syrien oder Nordkorea sind jedoch schlichtweg nicht ohne militärische Auseinandersetzungen spielbar. Die besondere Tragik liegt dabei in dem Umstand, dass ohnehin arme Länder durch die militärischen Konflikte noch weiter in das ökonomische Hintertreffen geraten.     

Der Realismus:

Die Produktion im ÜberblickAls Simulation der nahen Zukunft wendet sich Supreme Ruler 2020 an virtuelle Staatenlenker. Da alle wichtigen Regionen der Welt spielbar sind, erwarten den Spieler ständig neue Möglichkeiten und Herausforderungen. Dabei simuliert ein komplexes Wirtschaftsmodell die Produktion und den Handel mit Industrie- und Konsumgütern. Die Produktion an Handelsgütern beruht dabei auf der realen geografischen Rohstoffverteilung. Daher sind auch in Supreme Ruler 2020 nur wenige Nationen vollständig autark. In der Folge kommt dem Handel eine besondere Bedeutung zu. Dieser wird in weiten Teilen durch ein umfangreiches Diplomatiesystem gesteuert. Hierbei lassen bilaterale Verträge jede nur denkbare Interaktion (Bündnis für den Verteidigungsfall, Freihandel, Raketenschild, Tausch von Rohstoffen, Forschungsergebnissen, Technologien etc.) zwischen den beteiligten Staaten zu. Dabei kann auch das komplexe Forschungsmodell von Supreme Ruler 2020 überzeugen. Das realistische Forschungsmodell umfasst die Bereiche Militärtechnik, Transport, Medizin, Wissenschaft und Gesellschaft. Allerdings kosten insbesondere Prestigeobjekte wie die Entschlüsselung des menschlichen Genomes viel Geld und Forschungszeit. Der Technologiebaum umfasst dabei selbstverständlich auch eine Vielzahl von Elementen aus der Medizin (Stammzellenforschung, Gentechnik etc.) oder der aktuellen Militärtechnik (Raketenschild, Satellitenüberwachung etc.). Darüber hinaus simuliert ein realistisches Nachschubmodell reale Gefechtsbedingungen. Je weiter sie ihre Einheiten im Konfliktfall von einer eigenen Nachschubbasis entfernen, umso schwieriger wird die Versorgung mit Treibstoff und Munition. Der Spieler sollte daher darauf achten, zumindest auf dem eigenen Territorium ein dichtes Netz an Nachschubquellen zu installieren. Zu den nachschubverstärkenden Einrichtungen gehören dabei insbesondere Landepisten, Seehäfen, Kasernen und Nachschubdepots. Ein weiterer wichtiger Baustein in Supreme Ruler 2020 ist das integrierte Loyalitätsmodell. Dabei ist jede Lokalbevölkerung einer bestimmten Region gegenüber loyal. Das entsprechende Modell hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Effektivität der Produktion und die Verfügbarkeit von Militärnachschub. Zudem fungiert das Loyalitätsmodell als Gradmesser für die Beziehung von Nachbarstaaten untereinander. Überall dort wo augenscheinliche Differenzen zwischen Staatsangehörigkeit und Loyalität auftreten, sind auch militärische Konflikte vorprogrammiert (Irland - Nordirland, China - Taiwan, Nordkorea - Südkorea etc.). Zudem ist auch der Nahe Osten in Supreme Ruler 2020 ein regelrechtes Pulverfass. Durch den Zerfall der einstigen Supermächte USA, Russland und China stehen sich in der Welt von Supreme Ruler 2020 zudem viele neue Kleinstaaten zumeist feindlich gegenüber. So entstehen eine Vielzahl von Konflikten in denen sich die Kontrahenten auf Augenhöhe befinden. Im Kriegsfall bietet es sich jedoch in Supreme Ruler 2020 an, der KI die Verteidigung gegen die Invasoren zu überlassen. In der Folge kann sich der Spieler auf die Umstellung der Wirtschaft (Rüstungsproduktion) und die Aushebung von Reserven beschränken. Dabei hat der Spieler zudem die Möglichkeit, die militärische Initiative der unterschiedlichen Waffengattungen gesondert festzulegen und geografische Hotspots zu definieren. Supreme Ruler 2020 erlaubt es dem Spieler folglich, die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Feldzug zu setzen, während sich die KI um die konkreten Befehle für die eingesetzten Einheiten kümmert. Dabei existieren in Supreme Ruler 2020 hunderte von modernen und historischen Militäreinheiten. Während die westlichen Industriestaaten mit hochmodernen Kampfpanzern (Leopard 2 A6) die virtuellen Schlachtfelder erobern, setzen die Entwicklungsländer notgedrungen auf veraltete Militärtechnik (T-55). Dieser Umstand trägt insbesondere den unterschiedlichen Technologiestufen der ungleichen Nationen Rechnung. In Supreme Ruler 2020 sind die Militäreinheiten dabei in Waffengattungen eingeteilt. So umfassen ihre virtuellen Armeen sowohl Infanterie und Panzer als auch Flugzeuge und Schiffe. Wie in der Realität existieren auch in Supreme Ruler 2020 unterschiedliche "Defcon"-Stufen. Diese regeln die Verteidigungsbereitschaft ihrer Nation in 5 Stufen (Defcon 5: Frieden bis Defcon 1: Krieg). Generell sollte der Spieler jedoch militärischen Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen. Insbesondere die nachhaltige Schädigung der Infrastruktur kann letztlich die Existenz ihres Staates in Frage stellen.      

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Supreme Ruler 2020 haben die Entwickler von den Battlegoat Studios ein Kleinod im überschaubaren Marktsegment der Globalstrategie geschaffen. Das komplexe Strategiespiel stellt sich dabei schnell als fordernde Machtsimulation heraus. Insbesondere die Vielzahl an Start- und Entwicklungsmöglichkeiten überzeugt mit einer großen Spannweite. Dabei stellt das alternative Szenario einer "Welt in Trümmern" ohne die einstigen Supermächte USA, Russland und China den Spieler vor interessante Herausforderungen. Da sich die neuen Teilstaaten vorwiegend auf Augenhöhe befinden, sind spannende Konflikte quasi garantiert. Allerdings sind die entsprechenden Echtzeitschlachten mangels Übersicht nur bedingt auf Einheitenebene spielbar. Hier bietet es sich an, die Kontrolle über die Militäreinheiten an die solide KI zu delegieren. Trotz eines umfangreichen Tutorials und eines gelungenen Handbuches fällt der Einstieg in Supreme Ruler 2020 schwer. Dieser Umstand ist vor allem den unnötig verschachtelten Menüs des Spieles geschuldet. Zudem bereitet Supreme Ruler 2020 die Vielzahl an entscheidungsrelevanten geopolitischen Informationen wenig anschaulich auf. Darüber hinaus ist auch die Präsentation des Spieles allenfalls zweckmäßig. Lobend ist hingegen zu erwähnen, dass es Supreme Ruler 2020 dank detailierter Modelle für Produktion, Forschung, Innen- und Außenpolitik sowie Verteidigung gelingt, die unterschiedlichen Spielbereiche glaubhaft und nachvollziehbar zu verzahnen. Insbesondere das Rohstoff-Management und die Simulation der globalen Finanzmärkte können in diesem Zusammenhang überzeugen. Im Ergebnis ist Supreme Ruler 2020 ein komplexes Strategiespiel, dass sich vorrangig an Spieler richtet, die sich auch von der Komplexität eines Hearts of Iron oder eines Europa Universalis nicht abschrecken lassen.

 

Spielspaßwertung: 77 %

 

Releasedatum: 10.07.2008

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • Windows 98/ME/2000/XP/Vista
  • Prozessor: Pentium 3, 800 MHz
  • Speicher: 512 MB RAM
  • Grafikkarte: 3D-Grafikkarte, 16 MB