Gran Turismo 7 - Review (PS5)

Der Real Driving Simulator ist zurück !

Die Gran Turismo-Serie erobert die PlayStation 5. Mit Gran Turismo 7 haben die Entwickler von Polyphony Digital den jüngsten Teil der sagenumwobenen Rennspiel-Reihe für Sonys Next-Gen-Konsole veröffentlicht. Das jahrelange Warten der treuen Fangemeinde hat damit nach diversen Verschiebungen des Releasetermines ein Ende. Ob Gran Turismo 7 entsprechend dem eigenen Anspruch ("The Real Driving Simulator") auf Anhieb auf die Pole Position im hart umkämpften Rennspielgenre rast, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

Das Spielprinzip:

gt7screenshot001In Gran Turismo 7 startet der Spieler mit nahezu leerer virtueller Brieftasche in die Einzelspieler.Kampagne. Am Spielanfang steht damit der Besuch beim virtuellen Gebrauchtwagenhändler. Obgleich bereits früh im Karriereverlauf auch der noble "Brand Central"-Autohändler freigeschaltet wird, bleibt der Gebrauchtwagenhändler zunächst die einzige realistische Option. Auf prestigeträchtige Nobelmarken (Porsche, Ferrari, Lamborghini etc.) muss der Spieler dennoch nicht verzichten. So stehen insbesondere ältere Modelle der in Rede stehenden Nobelmarken mit entsprechender Laufleistung auch beim Gebrauchtwagenhändler zur Verfügung. Allerdings ruft der Händler hier auch oftmals Preise jenseits der Schmerzgrenze eines Gran Turismo 7-Novizen auf. Im Mittelpunkt des Karrierestarts stehen daher zu Spielbeginn unspektakuläre japanische Kleinwagen vom Schlage eines Honda Fit Hybrid, Toyota Aqua S oder Mazda Demio XD Touring. Nebenbei sei hier angemerkt, das Gran Turismo 7 über 400 Autos bietet. Zugleich liefert der neueste Serienteil 34 virtuelle Rennstrecken. Diese werden durch entsprechende Strecken-Layouts auf 90 unterschiedliche Varianten erweitert. Die Rennstrecken sind dabei geografisch unterteilt (Amerika, Europa, Asien/Ozeanien). Darüber hinaus gliedern sich die Rennstrecken in Gran Turismo 7 serientypisch in reale Kurse und zumeist altbekannte Eigenkreationen der Entwickler von Polyphony Digital. Die eigenen Rennstrecken (High Speed Ring, Deep Forest Raceway, Tokio Expressway etc.) wurden in Gran Turismo 7 komplett überarbeitet und erstrahlen nun im neuen Glanz. Zudem schaltet der Spieler mittels eines entsprechenden Kampagnenfortschritts ständig neue Rennstrecken frei. Zu den realen Kursen zählen dabei legendäre Rennstrecken wie der Nürburgring (Grand Prix-Strecke und Nordschleife) sowie die originalgetreu nachgebaute Rennstrecke des 24h-Rennens von Le Mans. Auch auf die legendäre "Ardennen-Achterbahn" von Spa Francorchamps muss der geneigte Gran Turismo 7-Spieler nicht verzichten. Weitere europäische Rennstrecken umfassen die Kurse von Monza und Imola sowie Brands Hatch und Silverstone. Auf dem amerikanischen Kontinent warten unter anderem die Rennstrecke von Laguna Secca sowie das Oval von Daytona auf den Spieler. Schließlich ist auch der japanische Klassiker von Suzuka ein integraler Bestandteil des Strecken-Portfolios von Gran Turismo 7. Nicht zuletzt apelliert Gran Turismo 7 an die Sammelleidenschaft eines jeden Autofans. Der Scapes-Modus gibt dem Spieler dabei die Möglichkeit, seine virtuellen Boliden via Foto traumhaft in Szene zu setzen. Dabei simuliert Gran Turismo 7 eine vollständige virtuelle Kamera. Engagierte Fotografen setzen sich dabei mit Brennweite, Lichtstärke, Fokus, Blende und Verschlusszeit auseinander. Auch das "Mitziehen" bei bewegten Objekten wird in Gran Turismo 7 simuliert. Hinzu kommen im Foto-Modus zahllose malerische Lokalisationen. Insgesamt stehen mehr als 2000 reale Hintergründe im Scapes-Menü zur Verfügung. Dabei kann der Spieler seine automobilen Schmuckstücke für besonders beeindruckende Fotos an markanten Orten rund um den Globus (Brandenburger Tor, Kölner Dom, Kopenhagener Hafen etc.) platzieren. Die erstellten Bilder können zudem mit Freunden oder auch der restlichen Welt geteilt werden. Generell ist festzuhalten, das die virtuelle Karte der Spielwelt zugleich das Hauptmenü von Gran Turismo 7 darstellt. Neben den Weltstrecken sind der Tuning-Shop und GT-Auto zentrale Anlaufpunkte. Darüber hinaus kann der Spieler den Gebrauchtwagen- oder den Neuwagenhändler (Brand Central) aufsuchen. Zudem haben legendäre Rennwagen in Gran Turismo 7 eine eigene Anlaufstation. Darüber hinaus verbringt der Spieler in der Solo-Kampagne von Gran Turismo 7 viel Zeit im GT Cafe. Weitere Optionen in der Spielwelt von Gran Turismo 7 betreffen die obligatorischen Lizenzen, gesonderte Fahrerherausforderungen (Missionen) sowie die Mehrspieler- und Foto-Modi. Die zentrale Anlaufstelle für die Einzelspieler-Kampagne von Gran Turismo 7 ist das GT Cafe. Hier erhält der Spieler in Form von aufeinanderfolgenden "Missionsbüchern" diverse Aufgaben. Im Regelfall gilt es, eine Podium-Platzierung in Rennen oder Meisterschaften zu erreichen. Die entsprechende Platzierung resulitert jeweils im Gewinn von einem von drei gesuchten Autos. Hinzu kommen diverse Aufgaben in der Spielwelt (Karosserieverbreiterung, Anbau von Tuningteilen, Bild ihres Boliden im Foto-Modus etc.). 

Die Neuheiten:

gt7screenshot002Mit Gran Turismo 7 kehrt die Traditionsserie zurück zu den Wurzeln, die sie einst groß gemacht haben. Neben der umfangreichen Kampagne finden sich in Gran Turismo 7 daher auch wieder die gleichermaßen kniffligen wie populären Lizenzprüfungen. Explizit zu erwähnen ist auch die faktische Rückkehr des "World"-Modus. In diesem arbeitet sich der Spieler vom unbedeutenden Rennfahrer über zahllose Zwischenstufen bis in den Rennfahrer-Olymp vor. Im Mittelpunkt der in Rede stehenden Kampagne steht in Gran Turismo 7 das GT-Cafe. Durch rund 40 "Menübücher" erhält der Spieler besondere Herausforderungen, die im Regelfall durch Top3-Platzierungen in diversen Rennen oder Rennserien bewältigt werden müssen. Die entsprechenden Triumphe schalten dabei immer wieder neue Fahrzeuge, Strecken, Helme und Renn-Overalls frei. Nach der erfolgreichen Komplettierung eines Menübuches erzählt uns der Besitzer des Cafes (Luca) einige interessante Informationen über die zuletzt freigespielten Fahrzeuge. Darüber hinaus bietet Gran Turismo 7 eine Vielzahl an Details, die vor allem langjährige Serienfans (25th Anniversary) zu schätzen wissen werden. So feiert der "World"-Modus von Gran Turismo 7 unter anderem die Rückkehr von GT-Auto. Neben einer Waschstraße und dem obligatorischen virtuellen Ölwechsel lassen sich in GT-Auto auch zahllose Anbauteile für ihre Autos kaufen. Zudem bietet Gran Turismo 7 mit dem dynamischen Wettersystem eine wichtige Neuheit. In der Vergangenheit haben sich zahllose Genre-Konkurrenten mit wechselhaftem Erfolg an einem entsprechenden Feature versucht. Gran Turismo 7 simuliert insbesondere die Feuchtigkeit des Asphalts. Zudem kann es in der neuesten Auflage des "Real Driving Simulators" auch nur in Teilbereichen des Kurses regnen. In der Folge gestaltet sich die Entscheidung bei der Reifenwahl kompliziert. So führt der Wechsel auf Regenreifen zu Zeitverlust in der Box. Andererseits besteht die Möglichkeit eines Drehers auf nasser Fahrbahn mit fatalen Folgen für den persönlichen Rennverlauf. Zudem haben die überaus ambitionierten Entwickler von Polyphony Digital einen Tag- und Nachtwechsel in Gran Turismo 7 integriert. Dabei steigt die Immersion nicht zuletzt durch den seinem realen Vorbild nachempfundenen Nachthimmel. Schließlich feiern in Gran Turismo 7 auch Rallye-Events ihr Seriendebüt. Obgleich die Rallye-Strecken optisch überzeugen können, wirken die in Rede stehenden Events in Gran Turismo 7 etwas aufgesetzt. Zudem stehen im neuesten Serienteil auch Beschleunigungsduelle auf der Tagesordnung. Hier empfiehlt es sich manuell zu schalten, um die optimale Traktion zu gewährleisten. Schließlich bietet Gran Turismo 7 neben den allgegenwärtigen "World"-Modus auch die sog. "Musik Rallye". Der entsprechende Modus lässt den Spieler in vorgegebenen Fahrzeugen auf festgelegten Kursen zu vorgegebenen Liedern über die virtuellen Pisten rasen. Dabei läuft im oberen Teil des HUD ein Timer ab, der sich auf den Beat des Songs bezieht. Auf den Strecken sind dabei Checkpoints verteilt, die den Timer wieder zurücksetzen und es so dem Spieler ermöglichen im Rennen zu bleiben. Die Musik-Rallye lässt sich genau wie die Kampagne im zweigeteilten Hauptmenü von Gran Turismo 7 auswählen. Schließlich enthält der neueste Serienteil zahlreiche Verbesserungen in den Replays. Dabei passen sich die Kameraperspektiven in den Wiederholungen dynamisch an den Rennverlauf an. Dank der grandiosen Grafik und dem brachialen Sound haben wir uns die Replays gerne angeschaut. Zudem bietet Gran Turismo 7 die Möglichkeit, besonders gelungene Rennen abzuspeichern oder gar mit der Community zu teilen. Schließlich soll ein Kritikpunkt an Gran Turismo 7 nicht verschwiegen werden. So sorgt der Online-Zwang von Gran Turismo 7 dafür, das die Kampagne nur mit einer bestehenden Internetverbindung funktioniert. Diese drastische Maßnahme soll Cheater von Gran Turismo 7 fernhalten. Einzig an der Musik-Rallye darf der Spieler offline teilnehmen.

Die Grafik: 

gt7screenshot003Gran Turismo 7 bietet grandiose Grafik und einen flüssigen Spielablauf im Singleplayer-Modus. Besonders spektakulär sind dabei die dynamischen Wettereffekte ausgefallen. Gleiches gilt auch für die sich realistisch anpassenden Tageszeiten. Anders als in diversen Serienvorgängern trifft Gran Turismo 7 keine Unterscheidung zwischen Standard- und Premiumfahrzeugen. Vielmehr bieten alle Autos eine Cockpit-Ansicht samt einer bis ins Detail ausgearbeiteten Innenausstattung. Gran Turismo 7 profitiert dabei von der überlegenen Leistung der PlayStation 5. Das atemberaubende Ergebnis von hoher Performance der Next-Gen-Konsole einerseits und dem Know-How von Entwickler Polyphony Digital andererseits ist eine beeindruckende Grafikpracht. Neben den Fahrzeugen sehen auch die Streckenumgebungen fantastisch aus. Zudem sorgt Gran Turismo 7 auf der PlayStation 5 in den sehenswerten Replays und im innovativen Foto-Modus durch Raytracing für eine nochmals gesteigerte Grafikqualität. Darüber hinaus bleibt die Framerate selbst bei Rennen mit 14 Autos stabil bei 60 fps. Einzig im Splitscreen-Modus treten gelegentliche Ruckler sowie vereinzelt zu spät dargestellte Texturen auf.

Der Sound:

In akustischer Hinsicht überzeugt Gran Turismo 7 mit einer tollen Soundkulisse. Dabei untermalt serientypische Lounge-Musik die Informationsbildschirme zu den einzelnen Fahrzeugen. Die entsprechende Enzyklopädie ist über die "Garage" des Spielers erreichbar. Wichtiger ist jedoch in diesem Zusammenhang, das der Sound der virtuellen Rennwagen in Gran Turismo 7 neue Maßstäbe setzt. Die unterschiedlichen Motorensounds reichen dabei von amerikanischen Muscle Cars mit blubberndem V8 bis hin zum heiseren Kreischen von turbo-aufgeladenen Rennwagen mit Hochdrehzahlkonzept. Die Detailtreue geht in Gran Turismo 7 soweit, das sich selbst die Abrollgeräusche der verwendeten Reifenarten merklich unterscheiden. Insbesondere die sündhaft teuren Rennreifen (Slicks) verhalten sich auf der Rennstrecke ruhiger als simple Straßenreifen. Zudem sind die Informationsbildschirme nach absolvierten Rennen mit dem typsichen "Motorknistern" nach sportlicher Fahrweise unterlegt. 

Die Steuerung:

gt7screenshot004Das Fahrgefühl in Gran Turismo 7 ist deutlich realistischer als in den Vorgängern. Insbesondere unterscheidet sich das Handling der virtuellen Boliden nicht nur aufgrund des immensen Spektrums an Leistungsunterschieden sondern auch im Hinblick auf die jeweilige Antriebsart (Front-, Heck - oder Allradantrieb). Insbesondere heckgetriebene Fahrzeuge eignen sich dabei zum kontrollierten Driften. Das Übersteuern der in Rede stehenden Boliden lässt sich dabei mit dosiertem Gaseinsatz und etwas Übung gut in den Griff bekommen. Dennoch haben wir (insbesondere mit ausgeschalteter Traktionskontrolle) während unserer ausführlichen Testsession etliche Dreher fabriziert. Zudem werden die Funktionen des DualSense-Controllers im neuen Rennspiel von Polyphony Digital gut eingebunden. So ist etwa die Steuerung des jeweiligen Autos mittels der Bewegungssensoren des DualSense-Controllers optional möglich. Dank der DualSense-Funktion des Controllers sind zudem Gaspedal und Bremsreaktion spürbar. Hier entfalten die adaptiven Trigger des DualSense-Controllers ihre Stärke. Zudem macht die gelungene KI von Zeit zu Zeit Fehler und verteidigt darüber hinaus hartnäckig ihre Linie. Die KI fährt dabei größtenteils auf Spieler-Niveau. Zudem verhält sich die KI von Gran Turismo 7 im Hinblick auf die Reifenwahl bei dynamischen Wetterbedingungen durchaus glaubwürdig. So wechselt die KI bei einsetzendem Nieselregen und ausstehenden zwei Rennrunden nicht sofort kategorisch auf Regenreifen. Darüber hinaus hat der Spieler in Gran Turismo 7 die Möglichkeit, das Wetterradar im HUD einzublenden. Insbesondere bedeuten Pfützen auf der Strecke eine akute Aquaplaning-Gefahr. Gran Turismo 7 bietet somit eine glaubhafte Umsetzung der Grip-Verhältnisse bei Regen und Slicks. Zudem sollte der Spieler in Gran Turismo 7 nicht zu stark über die Randsteine ("Curbs") fahren, da ansonsten ein Dreher riskiert wird. Allerdings hilft in Gran Turismo 7 das Feedback des DualSense-Controllers bei der Kontrolle des Autos in derartigen Extremsituationen. Das haptische Feedback betrifft den Unterschied zwischen Bodenwellen und Curbs. Darüber hinaus bildet das haptische Feedback die fortschreitende Abnutzung der Reifen ab. Schließlich sind auch die Schaltvorgänge deutlich spürbar. Zudem ist die gelungene Rückmeldung der Trigger-Tasten beim Beschleunigen und Verzögern zu erwähnen. Des weiteren können Einsteiger diverse optionale Hilfen (ABS, Traktionskontrolle etc.) zuschalten. Im Ergebnis macht das Gameplay in Gran Turismo 7 einen weiteren Schritt in Richtung Realismus. Dabei wollte die Gran Turismo-Reihe von Anfang an mehr ernstzunehmende Simulation als Arcade-Racer sein. Trotzdem stand die Serie bislang nicht auf Augenhöhe mit puristischen Simulationen wie  iRacing, Project Cars oder Assetto Corsa. Glücklicherweise ist allerdings der aus früheren Serienteilen bekannte "Gummibandeffekt" in Gran Turismo 7 mittlerweile Vergangenheit. Schließlich soll hier in der gebotenen Kürze auf den umfangreichen Tuning-Part von Gran Turismo 7 eingegangen werden. Dabei hat jedes Tuning-Teil glaubhafte Auswirkungen auf die Leistung und das Fahrverhalten der virtuellen Boliden. Besonders wichtig für eine optimale Traktion ist dabei der Erwerb von optionalen Rennreifen (Slicks). Darüber hinaus ermöglicht ein Sperrdifferential präzises Beschleunigen am Kurvenausgang. Der erste Schritt eines jeden Tunings ist jedoch die Überarbeitung der Motorsteuerung. Der größte Leistungsschub wird allerdings durch Turbolader (niedrige, mittlere und hohe Drehzahl) bzw. Kompressor erreicht. Besonders wichtig ist zudem ein manuell einstellbares Getriebe (Fokus auf Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit). Außerdem erhöht eine Gewichtsreduktion in verschiedenen Stufen das entscheidende Leistungsgewicht merklich. Darüber hinaus wirkt die Menüführung gegenüber den unmittelbaren Serienvorgängern deutlich aufgeräumter. Dabei wird die Menüführung durch passende Kommentare von NPCs wie dem Cafe-Besitzer Luca unterlegt. Schließlich unterstützen Textnachrichten den Weg durch die Menüs zum Ziel. Der Erwerb von lizenzierten Rennwagen ist in Gran Turismo 7 im wesentlichen dem "Brand Central"-Händler vorbehalten. In gediegenem Ambiente muss der Spieler dabei schon einmal einen siebenstelligen Betrag an Credits für sein renntaugliches Wunschauto investieren. Allerdings gibt es auch hinsichtlich der Steuerung einige Kritikpunkte an Gran Turismo 7. So ist das Spiel teilweise zu leicht. Im Gegensatz zu den Genre-Konkurrenten ermöglicht Gran Turismo 7 dem Spieler dabei keine nahtlose Anpassung des Schwierigkeitsgrades (Schieberegler) sondern kennt nur drei Stufen. Zu Spielbeginn sind die Konkurrenten sogar auf der anspruchsvollsten Schwierigkeitsstufe tendenziell zu langsam. Insbesondere erfahrenen Piloten droht dabei zu Spielbeginn ein gewisses Maß an Langeweile. Im weiteren Spielverlauf verliert dieser Kritikpunkt jedoch an Bedeutung. So ist bei einem stetig wachsenden Fahrerfeld der Vorsprung des Führenden auf den am Ende des Grid startenden Spieler von Anfang an größer. Weiterhin ist der ungenaue Lenkeinschlag in der Cockpit-Ansicht zu kritisieren. Darüber hinaus bietet Gran Turismo 7 keine Speicherfunktion während der Rennen. Dies gilt unverständlicherweise auch für die simulierten 24h-Rennen in Le Mans und auf dem Nürburgring. Allerdings hat der Spieler insoweit die Möglichkeit der Zeitbeschleunigung. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, das Gran Turismo 7 im Gegensatz zu weiten Teilen der Genre-Konkurrenz (F1 2021, Grid Legends) keine Rückspul-Funktion kennt. Weitere Kritikpunkte betreffen die verbesserungswürdige Feinabstimmung der KI und den Umstand, das das Abkürzen in Schikanen von der virtuellen Rennleitung nicht sanktioniert wird.

Die Atmosphäre:

gt7screenshot005Gran Turismo 7 überzeugt mit riesigem Umfang und einer gelungenen Kampagne. Insbesondere finden sich in der "Garage" des Spielers umfangreiche Informationen zu den erworbenen Autos. Diese erwecken naturgemäß das Interesse eines jeden Autofans. Im Laufe der Karriere steigt nicht nur die Leistung ihrer virtuellen Traumautos sondern zugleich auch die Rundenzahl bei den jeweils anstehenden Rennherausforderungen. Zusätzlich nimmt der Spieler an diversen Meisterschaften über mehrere Rennen teil. Die Gesamtlänge der Kampagne steigt somit auf rund 30 Stunden. Die immense Liebe zum Detail die Polyphony Digital hat in Gran Turismo 7 einfließen lassen wird ironischerweise vor allem dann deutlich, wenn der Spieler den DualSense-Controller der PlayStation 5 kurzfristig zur Seite legt. In diesem Fall unterhält Gran Turismo 7 den Spieler mit Gameplay-Sequenzen sowie chronologisch geordneten Informationen zu dem Release legendärer Ikonen des Automobilbaus und zu Ereignissen, die zu dem jeweiligen Zeitpunkt die Welt bewegt haben. Treuen Fans der Gran Turismo-Serie kommt sowohl die gediegene Lounge-Musik als auch die gewöhnungsbedürftige Menüstruktur bekannt vor. Zudem entschleunigt das GT Cafe die Racing-Action von Gran Turismo 7. Der virtuelle Autohändler "Brand Central" bietet zahllose Autos von nicht weniger als 53 Marken aus den Gebieten Nordamerika, Europa und Asien. Zudem sind die Hybrid-Prototypen von Toyota, Porsche und Peugeot ebenfalls in Gran Turismo 7 enthalten. In Gran Turismo 7 hat der Spieler die Möglichkeit, komplette 24h-Rennen (Le Mans, Nordschleife) zu bestreiten. Natürlich kommt hier im Regelfall die Zeitbeschleunigung zum Einsatz. Die realen Strecken von Gran Turismo 7 umfassen u.a. Klassiker wie Spa-Francorchamps, Monza, Imola, Brands Hatch, Silverstone, Laguna Seca, Daytona, Suzuka sowie Le Mans und den Nürburgring. In der Eifel ist zudem die legendäre Nordschleife sowie eine Variante, die die beiden Streckenabschnitte verbindet befahrbar. Dabei sorgen die überragende Optik und das funktionierende Gameplay für ein eindrucksvolles Geschwindigkeitsgefühl. Zudem verdeutlichen die obligatorischen Wiederholungen die hohe grafische Qualität (u.a. Regen und Nachthimmel) von Gran Turismo 7. Darüber hinaus bietet Gran Turismo 7 ein überzeugendes Gesamtpaket. So sind die Lizenzprüfungen seit dem ersten Serienteil dabei. Diese reichen von Übungen zum einfachen Beschleunigen und Bremsen bis hin zu komplexen Kurvenkombinationen. Je nach benötigter Zeit wird der Spieler in den in Rede stehenden Herausforderungen mit Gold-, Silber oder Bronzemedaillen belohnt. Zudem stellt der Missionen-Modus hohe Anforderungen an das fahrerische Können und die Geduld des Spielers. In dem in Rede stehenden Modus gilt es etwa, eine möglichst hohe Anzahl von Gegnern innerhalb kürzester Zeit zu überholen. Alternativ dazu gilt es, eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit im Windschatten zu erreichen oder in Driftwettbewerben Punkte zu sammeln. Die entsprechenden Missionen sind teilweise auch für geübte Spieler eine wirkliche Herausfoderung. Insbesondere dürfen während der Missionen im Regelfall keine Gegner berührt und die Strecke nicht verlassen werden. Darüber hinaus kann der Spieler in Gran Turismo 7 auch eigene Rennveranstaltungen erstellen. Der neueste Serienteil bietet in diesem Zusammenhang zahlreiche Optionen zur Konfiguration der selbst erstellten Rennen. So kann der Spieler die Anzahl der Gegner und die aktuellen Wetterbedingungen (Trockenheit, einsetzender Regen etc.) bestimmen. Auch die Anzahl der zu absolvierenden Runden kann vom Spieler festgelegt werden. Der Gesamtumfang von Gran Turismo 7 ist damit auch abseits der Kampagne riesig. Zudem soll hier kurz auf ein weiteres Feature von Gran Turismo 7 eingegangen werden. So erhält der Spieler für erreichte Ziele sog."Roulette-Tickets". Dabei entscheidet ein Zufallsgenerator im  Rahmen eines Glücksrades über fünf mögliche Gewinne. Das Spektrum der Gewinne reicht dabei von Credits (wenig, mittel, hoch) über Anbauteile bis hin zu Extra-Autos. Während unserer ausführlichen Testsession mussten wir uns allerdings all zu oft mit dem Gewinn von Kleingeld zufriedengeben. Nichts desto trotz sorgt das virtuelle Glücksrad für Spannungsmomente. Die entsprechenden hart verdienten Roulette-Tickets stehen dem Spieler in der Garage unter "Belohnungen" zur Verfügung. Die immense Detailverliebtheit der Entwickler von Polyphony Digital wird insbesondere in den Replays deutlich. Diese überzeugen mit einer aufwändigen Einzelradaufhängung, glühenden Bremsscheiben oder Funkenflug (Kurvenkollisionen in Ovalen). Leider bietet Gran Turismo 7 nur ein minimalistisches Schadensmodell. Dabei muss der Spieler schon genau hinsehen, um Blechschäden an der Karosserie zu erkennen. Selbst nach potenziell verheerenden Highspeed-Unfällen bleiben die vom Spieler gesteuerten Autos weitgehend unversehrt. Wirkliche Totalschäden gibt es in Gran Turismo 7 daher nach wie vor nicht. Dies liegt vorrangig daran, das es die Hersteller nicht gerne sehen, wenn der Spieler in verbeulten virtuellen Varianten ihrer Autos fährt. Wie auch in Forza Horizon 5 und Grid Legends ermöglichen die Richtlinien der Automobilindustrie auch in Gran Turismo 7 kein umfangreiches Schadensmodell. Dabei wären schon kleine Zugeständnisse der Automobilindustrie (abfallende Spoiler und Außenspiegel oder beschädigte Stoßfänger) ein wichtiger Schritt hin zu mehr Immersion. Zudem wird der relativ leichte Kampagnenstart dadurch begünstigt, das viele Wettbewerbe keine Obergrenze (Leistungspunkte) kennen. Da der Spieler schon früh im Spielverlauf seine virtuellen Boliden via Tuning-Shop an die Leistungsgrenze bringen kann, hat der Spieler zu Beginn der Kampagne die Möglichkeit, mit einem leistungsmäßig krass überlegenen Auto leichte Siege einzufahren.       

Der Mehrspieler-Modus:

gt7screenshot006Die Kernkompetenz des Multiplayer-Modus von Gran Turismo 7 liegt bei den Saison-Events mit bis zu 20 Online-Mitspielern. Verfügbar sind die angesprochenen Events über die Online-Lobbys von Gran Turismo 7. Zudem bietet Gran Turismo 7 vorgefertigte Turniere und einen 2-Spieler-Splitscreen-Modus. Leider sind im letztgenannten Modus keine KI-Gegner zuschaltbar. Zudem hat der zweite Spieler im Splitscreen-Modus keine Option zur Aktivierung oder Deaktivierung von Fahrhilfen.             

 

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Gran Turismo 7 liefert Polyphony Digital den stärksten Serienteil seit dem legendären Original. Dabei kehrt die Rennspielserie zurück zu ihren Wurzeln. Dieser Umstand kommt dem neuesten Serienteil nachhaltig zu gute. In Gran Turismo 7 wird packende Rennaction von detailverliebten Möglichkeiten abseits der Rennstecke flankiert. Gran Turismo 7 überzeugt dabei nicht nur mit hervorragendem Fahrgefühl sondern auch mit einem entsprechend hohen Maß an Immersion. Zudem greift nach wie vor der serientypische Sammelfaktor in Form einer stetig wachsenden "Garage", die mit faszinierenden Autos aufgefüllt werden will. Gran Turismo 7 ist somit nichts weniger als der "Heilige Gral" für jeden autoverliebten PlayStation 5-Spieler. Polyphony Digital und Sony feiern mit Gran Turismo 7 eine mehr als überzeugende Rückkehr auf den Thron des Rennspiel-Genres. Lediglich kleine Makel (minimalistisches Schadensmodell, zu leichter Schwierigkeitsgrad) verhindern eine noch höhere Wertung. Abschließend sei angemerkt, das umfangreiche Server-Wartungen kurz nach dem Release von Gran Turismo 7 für Frustmomente bei den Spielern gesorgt haben. Sony hat allerdings insoweit reagiert, als das den Spielern ein großzügiger Entschädigungsbonus von nicht weniger als einer Million Credits gewährt wurde.

 

Spielspaßwertung: 90 %

 

Releasedatum: 04.03.2022

 

Technische Daten:

  • Publisher: Sony
  • Entwickler: Polyphony Digital
  • Videomodi: 1080p, 4K
  • Installationsgröße: 110 GB
  • USK: keine Altersbeschränkung