Far Cry 6 ist da !
Ubisoft hat den mittlerweile sechsten Serienteil seines erfolgreichen "Open World"-Shooters fertiggestellt. Auch in Far Cry 6 gilt es wiederum einen größenwahnsinnigen Diktator zu stürzen. Die fiktive Insel Yara erinnert dabei an Kuba. Ubisoft setzt in Far Cry 6 weiterhin konsequent auf eine "Open World"-Spielwelt. Der Publisher will die "Far Cry"-Serie mit dem nunmehr sechsten Serienteil dabei spürbar straffen aber trotzdem eine abwechslungsreiche Spielwelt bieten. Ob die entsprechenden Änderungen an der Spielmechanik der Serie gut tun, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.
Das Spielprinzip:
In der an Kuba angelehnten Inselrepublik Yara gilt es, als (männlicher oder weiblicher) Revoluzzer Dani Rojas, das korrupte Regime von Diktator Anton Castillo zu Fall zu bringen. Das Spielziel ist folglich die Ausschaltung des Diktators Anton Castillo und seiner mächtigen Anhänger. Dazu gilt es, sich mit anderen Fraktionen anzufreunden, um diese auf seine Seite zu ziehen. Die Insel Yara ist fiktiv, jedoch von Kuba inspiriert. Die Hauptstadt Esperanza ist dabei an Havanna angelehnt. Vor dem Sturm auf die Hauptstadt Esperanza ("Hoffnung") muss der Spieler dabei zunächst unterschiedliche Territorien unter seine Kontrolle bringen. Letztlich müsst ihr gemeinsam mit euren revolutionären Mitstreitern die gesamte "Open World" von Far Cry 6 unter eure Kontrolle bringen. Insoweit erinnert Far Cry 6 an andere "Open World"-Spiele von Ubisoft. Insbesondere die Ähnlichkeit zu "Assassins Creed: Valhalla" und "Ghost Recon: Breakpoint" liegt auf der Hand. Zudem hat der Spieler in dem "Open World"-Shooter mit "Arcade"-Schussmechanik die Möglichkeit, zahllosen Aktivitäten nachzugehen. Neben der Teilnahme an dem obligatorischen Renenn geht der Spieler schon mal auf Jagd- und Angelausflüge oder sieht sich Hahnenkämpfe an. Weiterhin begibt sich der Spieler auf Schatzsuchen, bei denen er Hinweiszettel auswerten und Rätsel lösen muss. Als Belohnung winken Ressourcen oder einzigartige Ausrüstung. Zudem gilt es immer wieder, Luftabwehrgeschütze zu zerstören, um den Luftraum mit Flugzeug oder Helikopter anschließend gefahrlos durchqueren zu können. Weiterhin warten mit den sog. "Geschichten von Yara" diverse Nebenmissionen auf den Spieler. Die in Rede stehenden Quests schalten vor allem nützliche Tiergefährten frei. Darüber hinaus müssen zahlreiche Kontrollpunkte befreit werden. Hierbei gilt es, alle Gegner auszuschalten und Propagandaplakate abzufackeln. Als Belohnung warten wiederum nützliche Ressourcen auf den Spieler. Auch in den Rebellenlagern gibt es einiges zu tun. Neben Missionen und Minispielen warten hier insbesondere die für das "Crafting"-System von Far Cry 6 bedeutsamen "Werkbänke" auf den Spieler. Darüber hinaus kann der Spieler die Rebellenlager mit diversen Stationen schrittweise ausbauen. So schaltet der Spieler beispielsweise neue Schnellreisepunkte frei oder deckt Jagd- und Angelgebiete auf. Letztere bieten je nach Gebiet unterschiedliche Beutetiere. Der Spieler kann die Beute wiederum in den zahlreichen Rebellenlagern verkaufen. Dazu kennt Far Cry 6 auch Hinterhalte und Abfangmissionen. Letztere dienen vor allem der Sicherung von Lieferungen für die Guerillas. Neben Dörfern und Städten kennt die Spielwelt von Far Cry 6 auch schwer bewachte FND-Basen. Gelingt es dem Spieler, eine dieser Festungen einzunehmen, dann warten hier in Zukunft diverse Händler mit neuer Ausrüstung. Die große Bandbreite an Aufgaben in Far Cry 6 umfasst zudem die Befreiung von Geiseln. Diese können anschließend auf Missionen geschickt werden. Zudem kennt Far Cry 6 eine Vielzahl von Fahrzeugen und Transportmitteln (inkl. Hubschrauber und Flugzeuge). Der Spieler erkundet die Spielwelt von Far Cry 6 dabei mit Autos, Booten, Flugzeugen, Helikoptern und per Pferd. Darüber hinaus verfügt Ubisofts neuer "Open World"-Shooter über eine komfortable Schnellreisefunktion. Eine Besonderheit von Far Cry 6 sind darüber hinaus die sog. "Guerilla-Pfade". Hierunter verstehen die Entwickler von Ubisoft kleine Wege abseits der Hauptstraßen, auf denen man die komplette Insel durchqueren kann. Pferde sind hierbei das Transportmittel der Wahl. Zudem bedient sich Far Cry 6 hinsichtlich der Spielmechanik bei klassischen Rollenspielen. So haben Missionen und Gegner bestimmte Stufen. Der Weg des Spielers ist somit vorbestimmt. Allerdings sind selbst hochrangige Gegner mit Kopfschüssen und panzerbrechender Munition problemlos ausschaltbar. Der eigene "Guerilla Rang" wird durch absolvierte Haupt- und Nebenmissionen ("Yaranische Geschichten") sowie durch die Übernahme feindlicher Basen und Kontrollpunkte erhöht. Mit jedem Rangaufstieg werden dabei zugleich neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände freigeschaltet. Letztlich bleibt zu erwähnen, das der Luftraum in Far Cry 6 zunächst durch die Armee beherrscht wird (Boden-Luft-Raketen). Für ein ungestörtes Fliegen mit Flugzeugen oder Helikoptern gilt es zuerst, die entsprechenden Raketenstellungen auszuschalten. Schließlich bietet Far Cry 6 auch Anreize für passionierte "Sammler". Neben den zahlreichen in der Spielwelt verteilten Ressourcen und Waffen sammelt der Spieler in Far Cry 6 auch diverse Bilder und Dokumente. Gleiches gilt für Pferde und Fahrzeuge, die der Spieler an einem der offiziellen "Übergabepunkte" abgibt.
Die Neuheiten:
Zunächst soll an dieser Stelle kurz auf das Tutorial von Far Cry 6 eingegangen werden. Die Tutorial-Insel bietet den Sturm auf eine Plantage des Diktators zu den Klängen des antfaschistischen Protestliedes "Bella Ciao". Dabei baut das Tutorial ein gehöriges Maß an Intensität auf, welches im Verlauf der Hauptstory kaum wieder erreicht wird. Far Cry 6 verabschiedet sich endgültig von den aus den Serienvorgängern bekannten "Perks". Skillpunkte oder einen Fertigkeitsbaum kennt der neueste Serienteil folglich nicht mehr. Vielmehr hängt die Kampfstärke der Protagonistin vollständig von den fünf aktiven Ausrüstungsgegenständen und von den ausgewählten Waffen ab. Somit bestimmen Kleidung und Waffen die Werte der Heldin Dani Rojas. Far Cry 6 bietet hinsichtlich der Ausrüstungsgegenstände ein "Setsystem" für Helme, Hosen, Handschuhe und Schuhe. Die Ausrüstungsgegenstände haben dabei diverse Bonuseffekte (schnelleres Laufen, erhöhte Munitionskapazität, erhöhte Gesundheitswerte etc.). Die Heldin ist damit deutlich flexibler als noch in den zurückliegenden Serienteilen. Darüber hinaus ist "schleichen" nicht mehr der alleinige Königsweg. Zwar kann der Spieler auch in Far Cry 6 zunächst die Gegner mit dem Handy erfassen, Alarme und Kameras deaktivieren, sich in hohem Gras verstecken und eine Kette von lautlosen Machetenangriffen aneinanderreihen. Allerdings gibt es in Far Cry 6 keine Boni für eine "Stealth"-Spielweise mehr. Stattdessen kann der Spieler bei Bedarf jederzeit zu einer brachialen Spielweise wechseln. Dabei sorgen Sturmgewehre mit Granatwerfern und Raketenwerfer für verwüstete Areale. In Far Cry 6 ergänzen sich Kreativität und Spielspaß hervorragend. Zudem bietet der neueste Serienteil spürbare Verbesserungen gegenüber dem direkten Vorgänger Far Cry 5. Insbesondere im Hinblick auf Inszenierung, Präsentation und Geschichte macht Far Cry 6 einen deutlichen Schritt nach vorne. Darüber hinaus haben sich die Entwickler von Ubisoft auch eines Kritikpunktes an Far Cry 5 angenommen. So spricht die Hauptfigur (egal ob in der männlichen oder weiblichen Variante) deutlich mehr als in den zurückliegenden Serienteilen. Dies betrifft insbesondere Ingame-Passagen und Zwischensequenzen. Eine wichtige Neuerung in Far Cry 6 ist die Möglichkeit, die Waffe zu "holstern". Dies ermöglicht das Passieren von Gegnern, ohne in Feuergefechte verwickelt zu werden. Dieses sog. "Social Stealth"-System ermöglicht es dem Spieler (mit geholsterter Waffe) in der Menge unterzutauchen. Auf der Habenseite verbucht Far Cry 6 ein umfangreiches und kreatives Waffenarsenal. Dieses umfasst (übermächtige) "Supremo"-Rucksäcke und "Impro"-Waffen. Hinzu kommen Standardwaffen (Sturmgewehre, Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Schrotflinten, Scharfschützengewehre, Handfeuerwaffen und konventionelle Bögen). Darüber hinaus experimentieren die Entwickler von Ubisoft in Far Cry 6 mit einer sog. "Resolver"-Philosophie. Aufgrund der Abschottung Yaras von der Außenwelt ist moderne Technologie in der Inselrepublik durchgehend Mangelware (Vorbild Kuba). Dieser Umstand weckt jedoch wiederum den Erfindergeist der Bevölkerung. Dementsprechend hat der Spieler in Far Cry 6 die Möglichkeit mit Retro-Gadgets diverse Eigenkreationen zusammenzuschrauben. Beispiele für den in Rede stehenden Erfindergeist sind u.a. Büchsen als Schalldämpfer oder der Umbau eines CD-Spielers zu einem tödlichen Sägeblattwerfer. Derartige Umbauten können an den zahllosen "Werkbänken" in der Spielwelt vorgenommen werden. Der Kreativität des Spielers sind dabei (bis auf die jeweils benötigten Ressourcen) kaum Grenzen gesetzt. Die Anpassungsmöglichkeiten betreffen nicht nur die Waffen in Far Cry 6 sondern dehnen sich ebenso auf die Autos in der Spielwelt und auf Danis Outfit aus. Hinsichtlich der Spielmechanik erinnert Far Cry 6 eher an Far Cry 4 als an den direkten Vorgänger. Jedoch bietet der neueste Serienteil gleichzeitig eine bei weitem größere und belebtere Spielwelt samt echter Stadt (Esperanza). Zudem bietet Far Cry 6 deutlich mehr Fahrzeuge (Autos, Motorräder, Flugzeuge, Helikopter, Panzer, Boote, Jetskis und Pferde) als sein direkter Vorgänger. Darüber hinaus fallen die Feindbasen in Far Cry 6 größer aus, als noch ím direkten Vorgänger. Trotz der angesprochenen Verbesserungen in Hinsicht auf die Hintergrundgeschichte bleibt diese nur Beiwerk, das in dem für Ubisoft typischen Action-Bombast untergeht.
Die Grafik:
In Sachen Grafik überzeugt Far Cry 6 mit einer dicht bewachsenen "Open World". Vor allem bei tief stehender Sonne kommt wirkliche Karibik-Atmosphäre auf. Hinzu kommen detaillierte Modelle und weitgehend flüssige Animationen (Protagonist, Antagonist, NPCs). Allerdings könnten die Animationen der Figuren teilweise noch ausdrucksstärker sein (Gesichter). Insbesondere verkörpert der Schauspieler Giancarlo Esposito den Diktator Anton Castillo sehr überzeugend. Bekannt ist der Schauspieler vor allem aus der Serie "Breaking Bad". Castillo taucht in Far Cry 6 lange nur in Zwischensequenzen auf. Diese beleuchten vor allem die Beziehung zu seinem Sohn Diego. Die Insel Yara ist die bislang abwechslungsreichste Spielwelt der Serie. Neben der an Havanna angelehnten Hauptstadt Esperanza bietet Far Cry 6 u.a. Dschungel, Strände, Berglandschaften, kleinere Dörfer und alte Festungen. In den Zwischensequenzen erfolgt in Far Cry 6 ein Wechsel der Kameraperspektive. Der Spieler sieht die Heldin nun statt aus der Ego-Perspektive in der "3rd Person"-Ansicht. Gleiches gilt auch für den Aufenthalt der Protagonistin in den unterschiedlichen "Guerilla"-Lagern. In technischer Hinsicht ist festzuhalten, das Far Cry 6 auf der PlayStation 5 durchgehend mit 60 fps läuft. Demgegenüber beschränkt sich die PlayStation 4-Version des Ego-Shooters auf 30 fps. Zudem müssen PlayStation 4-Spieler zusätzliche grafische Abstriche gegenüber der Next-Gen-Konsole hinnehmen. Die Auflösung wird auf allen Konsolen dynamisch an das Spielgeschehen angepasst. Leider bedient sich Far Cry 6 des öfteren an erkennbaren "Baukastenumgebungen". Zudem laufen die Zwischensequenzen auch auf der PlayStation 5 nur mit 30 fps. Far Cry 6 ist damit nur teilweise "Next Gen". Detailarmen Innenräumen und sich wiederholenden Gebäuden stehen dabei liebevoll gestaltete Außenbereiche und vegetationsreiche Landschaften gegenüber.
Der Sound:
In soundtechnischer Hinsicht überzeugt Far Cfry 6 vor allem mit guten (englischen) Sprechern. Die sehr gute Musikuntermalung vermittelt darüber hinaus ein gehöriges Maß an "Karibikflair". Dabei sind in den zahlreichen Fahrzeugen unterschiedliche "Radiosender" wählbar. Bei Tracks wie "Living la Vida Loca" kommt am Steuer der in Rede stehenden Vehikel dann echte "Guerilla"-Atmosphäre auf. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger spielt ihr im neuesten Serienteil zudem keine "stumme" Hauptfigur. Vielmehr meldet sich Dani Rojas insbesondere in den zahlreichen Zwischensequenzen von Far Cry 6 überdurchschnittlich häufig zu Wort.
Die Steuerung:
In Far Cry 6 hat der Spieler die volle Freiheit bezüglich der Herangehensweise an die Missionen. Dabei sind unterschiedliche Taktiken von Frontalangriff bis zu konsequenten "Stealth"-Spiel möglich. Hinzu kommen in den Missionen unterschiedliche Zugangswege und Eingänge. Dabei sind die Checkpunkte in Far Cry 6 durchgehend fair gesetzt. Zudem überzeugt der Ego-Shooter von Ubisoft mit einer umfangreichen Waffenmodifikation. Far Cry 6 umfasst rund 50 frei anpassbare Waffen. Insbesondere bei dem entsprechenden Tüfteln an den zahllosen Werkbänken sind der Kreativität des Spielers kaum Grenzen gesetzt. Die Anpassung der Waffen erfolgt dabei über "Mods" und "Aufsätze". Spielentscheidend sind vor allem die "Supremo"-Rucksäcke (Raketen, Gift oder Feuer), auf die der Spieler im Spielverlauf erweiterten Zugriff erhält. Diese superstarken Spezialfähigkeiten sind zum Beispiel ein Raketenrucksack, der sich hervorragend zur Flugabwehr eignet oder ein Mörser mit vernichtender Wirkung. Wichtig sind zudem auch die "Impro"-Waffen (Flammenwerfer, Nagelpistole, Elektroschocker etc.). Diese zählen zu den innovativsten und spaßigsten Waffen, die seit langem in einem Ego-Shooter überzeugen konnten. Die in Rede stehenden Gadgets kommen dabei aus der Werkstatt des exzentrischen Juan, dem Dani Rojas schon zu Beginn des Spieles begegnet. Das konventionelle Waffenarsenal von Far Cry 6 (Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Schrotflinten, Pistolen, Raketenwerfer, Bögen) orientiert sich an herkömmlichen Genre-Standards. Waffen und Kleidung ersetzen dabei den "Fähigkeitenbaum" der Serienvorgänger vollständig. Hinsichtlich der angesprochenen "Stealth"-Spielweise ist festzuhalten, das die Gegner per "Machetenkill" lautlos ausgeschaltet und anschließend die Leichen versteckt werden können. Zusätzlich ist anzumerken, das die tierischen Begleiter des Spielers (die sog. "Amigos") die zahlreichen Feinde wahlweise ablenken oder angreifen können. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Fortbewegungsmittel in Far Cry 6 ist festzuhalten, das der Ego-Shooter ein großes Arsenal an Fahrzeugen bietet. Neben Autos, Trucks und Motorrädern kennt Far Cry 6 auch Flugzeuge und Hubschrauber. Hinzu kommen Boote und Jetskis. Die Mobilität der Protagonistin wird zudem durch Schnellreise, Fallschirm und Wingsuit ergänzt. Schließlich sind Pferde ein komfortables Fortbewegungsmittel für verwinkelte Waldpfade. Dabei kann das eigene Auto bei vorhandener Straßenanbindung jederzeit angefordert werden. Ein weiterer Pluspunkt von Far Cry 6 sind die zahllosen Anpassungsmöglichkeiten und Einstellungen in den Optionen. Die vorbildlichen Einstellungsmöglichkeiten betreffen die Steuerung, die Bedienung, die optional zuschaltbaren Gameplay-Hilfen, die Assistenzsysteme sowie die Interface-Elemente (Interaktionshinweise, Gesundheitsbalken, Welt-Symbole, blinkende interaktive Objekte). Darüber hinaus ist wahlweise einstellbar, ob der Spieler bei voll gekipptem Analogstick automatisch sprintet oder nicht. Die angesprochene Einstellung erleichtert das Sprinten. Zudem wird die "L3"-Taste frei. Darüber hinaus kann die Protagonistin in Far Cry 6 die Position von Gegnern und Hotspots (Alarmsysteme, Fahrzeuge, Geschütze etc.) per Smartphone markieren. Die in Rede stehenden Feinde werden fortan auf der hilfreichen Minimap angezeigt. Bei der Erfassung der Gegner bietet sich naturgemäß eine erhöhte "Aussichtsposition" an. Far Cry 6 setzt auf klassische Gegnertypen. Neben regulären Soldaten und schwer gepanzerten Spezialisten mit mobilen Schilden bevölkern auch Scharfschützen die weitläufigen Levels. Besonders gefährlich sind die Offiziere der yaranischen Armee. Diese werden mit Rang und Namen angezeigt. Der Spieler tut gut daran, diesen Gegnertyp mit Priorität auszuschalten, da die entsprechenden Offiziere auch die Kampfmoral der ihnen unterstellten Soldaten erhöhen. Zudem sieht sich die Protagonistin regelmäßig mit feindlichen Panzern und Helikoptern konfrontiert. Insbesondere letztere sorgen dabei für neue taktische Herausforderungen. Leider weist Far Cry 6 auch im Hinblick auf die Steuerung etliche Mängel auf. So ist das teilweise verbesserungswürdige Trefferfeedback (Reaktionen der getroffenen Gegner) zu kritisieren. Hinzu kommen KI-Mängel bei Gegnern und Weggefährten. Die KI ist dabei teilweise überfordert und vergisst immer wieder den Spieler anzugreifen. Zudem kennt Far Cry 6 nur zwei (tendenziell zu leichte) Schwierigkeitsgrade (Action-Modus und Story-Modus). Im Action-Modus hält die Protagonistin dabei deutlich weniger aus. Auch das Stufensystem von Far Cry 6 ist nur Beiwerk. Zwar lässt sich anhand des eigenen Ranges feststellen, welche Einsätze zu welchem Zeitpunkt geeignet sind. Verbindlich ist die Auswahl der entsprechenden Missionen jedoch nicht. Dabei bieten sich in den Levels zahlreiche Deckungsmöglichkeiten hinter denen sich die Heldin verschanzen kann, um Gesundheit zu regenerieren. Ein gewichtiger Kritikpunkt an Far Cry 6 ist, das sich jeder andere Weg abseits des stupiden "Durchballerns" als viel zu umständlich erweist. "Stealth"-Spieler brauchen dabei unnötig viel länger, zumal Munition stets im Überfluss vorhanden ist. Darüber hinaus enthält Far Cry 6 keinen Arcade-Modus (Editor) mehr. Zudem fehlen in den Optionen separate Empfindlichkeiten für Vertikale und Horizontale.
Die Atmosphäre:
Far Cry 6 überzeugt mit einer großen und stimmigen Spielwelt. Nicht zuletzt die vollständige Freiheit beim Lösen der Missionen ist hier positiv zu erwähnen. So können unterschiedlichste taktische Vorgehensweisen zum Erfolg führen. Darüber hinaus verfügt der "Open World"-Shooter von Ubisoft über abwechslungsreiche und zumeist actionlastige Hauptmissionen. Der Mix aus Schleichen, Feuergefechten und Erkunden fasziniert ebenso wie die coole Inszenierung. Dank vieler unterschiedlicher Aufgaben kommt in Far Cry 6 ein gelungener Spielfluss auf. Die Aufgaben umfassen dabei die Übernahme von Kontrollpunkten, die Sprengung von Flak-Geschützen, diverse Schatzsuchen, Rennen, Jagd- und Angelausflüge, die Aufstockung des Fuhrparks, die Sicherung von Nachschublieferungen, Minispiele, Reitpassagen, das Sammeln von Material zum Ausbau der eigenen Stützpunkte, Waffenverbesserungen, die Erkundung der Spielwelt und die Befreiung von Geiseln. Auf der Habenseite verbucht Far Cry 6 zudem charismatische Protagonisten, Antagonisten und NPCs. Insbesondere die sympathische Hauptfigur ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Auch das umfangreiche und kreative Waffenarsenal (Supremo, Impro etc.) verdient ungeteiltes Lob. Die in Rede stehenden Waffen lassen sich zudem mit Skins und Talismanen individualisieren. Zusätzlich findet der Spieler in der Spielwelt immer mal wieder "Einzigartige Waffen", die von Haus aus mit einem festen Set an Modifikationen ausgestattet sind. Waffen und Munitionstyp stellen in Far Cry 6 ein taktisches Element dar, da diese an die aktuelle Mission angepasst werden sollten. Es gilt der Grundsatz: "Die richtige Ausrüstung für den richtigen Zweck". Dabei verfügen die Waffen in Ubisofts neuem "Open World"-Shooter über ein Qualitätssystem (Sterne). Ein weiteres Feature von Far Cry 6 sind die "Stealth"-Kills mit Machete und versteckbaren Leichen. Darüber hinaus nimmt die gute Feuersimulation Einfluss auf die Spielwelt. Zudem wird die Protagonistin in Far Cry 6 durch tierische Begleiter (Krokodil, Hund, Kampfhahn etc.) im Kampf gegen die Schergen des diabolischen Diktators Anton Castillo unterstützt. Den tierischen Begleitern lassen sich über das Steuerkreuz des PlayStation 5-Controllers komfortabel Ziele zuweisen. Gegen Ende des Spiels rücken dann die Hauptstadt Esperanza sowie diverse Aufstände als "Endgame"-Inhalt in den Fokus der Handlung. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. So bleiben in Far Cry 6 zahlreiche Story-Möglichkeiten ungenutzt. Im Mittelpunkt der Kritik steht die Diskrepanz zwischen ernster Hintergrundgeschichte und überzogenen Charakteren. Far Cry 6 verschenkt hierbei das Potential, eine gleichsam ernste wie tragische Geschichte zu erzählen. Im Ergebnis krankt Far Cry 6 an einer eindimensionalen Story und stereotypen Charakteren. Insbesondere die Nebenfiguren sind deutlich überzeichnet. Leider verkommen darüber hinaus die in Far Cry 6 thematisierten Kriegsverbrechen zum reinen Schauwert. Weitere Kritikpunkte an Far Cry 6 sind die teilweise erdrückende Gegnerpräsenz und die verbesserungswürdige KI. Die feindliche Präsenz ist dabei wie auch in "Ghost Recon: Breakpoint" zwar allgegenwärtig, erobert aber dennoch an den Spieler verlorene Checkpoints nicht zurück. Zudem haben die eigenen Handlungen kaum Konsequenzen in der teilweise überladenen Spielwelt (Patrouillen, Transporte, Kontrollpunkte, Basen, Flugabwehrstellungen, Flugplätze, Festungen, Forschungseinrichtungen etc.). Darüber hinaus wiederholen sich die einzelnen Spielelemente merklich. Die in Rede stehende Spielzeitstreckung führt zu einer Spieldauer von 40 bis 60 Stunden. Auf die Dauer leidet dabei die Motivation des Spielers. Abschließend ist anzumerken, das die Interaktivität der Objekte in der Spielwelt eingeschränkt ist. Löbliche Ausnahme ist in diesem Zusammenhang die gelungene Feuersimulation.
Der Multiplayer-Modus:
Hinsichtlich der Multiplayer-Modi beschränkt sich Far Cry 6 auf einen Online-Koop-Modus für zwei Spieler. Bereits im direkten Serienvorgänger Far Cry 5 hatte Ubisoft einen entsprechenden Koop-Modus integriert. Schon Far Cry 5 war im Koop-Modus eine unterhaltsame Spielerfahrung. Auch in Far Cry 6 gestaltet sich die gemeinsame Beutejagd gleichsam unkompliziert wie fordernd. Die Wahl des Koop-Partners erfolgt dabei direkt im Spielmenü oder per automatischem Matchmaking. In taktischer Hinsicht bietet es sich an, die jeweilige Ausrüstung aufeinander abzustimmen. Dies gilt insbesondere für die potentiell spielentscheidenden "Supremos". Die jeweiligen Gegner skalieren zwar mit, sind aber letztlich nur in großen Gruppen wirklich gefährlich. Dankenswerter Weise darf der Spieler die Ausrüstung behalten, die er in der Spielwelt des Hosts erbeutet hat. Leider wird der Spielfortschritt auch in Far Cry 6 wie schon im direkten Serienvorgänger ausschließlich vom Host bestimmt. Der Spielfortschritt wird folglich nicht übernommen. Zudem bietet Far Cry 6 neben dem Online-Koop-Modus keine weiteren Mehrspieler-Modi. Insbesondere der Arcade-Modus (Editor) aus Far Cry 5 wurde ersatzlos gestrichen.
Fazit und Gesamtwertung:
Auf der Habenseite verbucht Far Cry 6 eine riesige Spielwelt, die zum Abtauchen einlädt. Die zugängliche und vielseitige Spielwelt überzeugt insbesondere mit einer enormen Waffenvielfalt. Entsprechend der Konzeption des Publishers (Ubisoft) steht in Far Cry 6 der Spielspaß an erster Stelle. Im Gegensatz zu dem direkten Konkurrenten "Rage 2" bietet Far Cry 6 allerdings zusätzlich die Option, das Spiel auch mit einer "Stealth"-Vorgehensweise zu meistern. Leider passen Story und Gameplay in Far Cry 6 mitunter nicht zusammen. Der neueste Serienteil scheitert dabei insbesondere an dem ambitionierten Spagat zwischen der Darstellung von Kriegsgreuel einerseits und jugendlicher Subkultur ("La Morale") andererseits. Insoweit sollte sich Ubisoft in kommenden Serienteilen für eine Stilrichtung entscheiden. Demzufolge bietet die Hintergrundgeschichte von Far Cry 6 trotz hoher Ambition und teilweise guten Ansätzen im Ergebnis zu wenig Tiefgang und Anspruch. Insbesondere die Diskrepanz zwischen den gnadenlos überzeichneten Charakteren und der ernsten Geschichte des Befreiungskampfes gegen einen diabolischen Diktator schadet dem neuesten Serienteil. Dabei entpuppt sich Far Cry 6 stellenweise als "Open World"-Spektakel im Stile eines "Just Cause 4" oder "Rage 2". So passt es auch ins Bild, das die Entscheidungen des Spielers keine Konsequenzen in der Spielwelt zeitigen. In der Folge stellt sich beim Spieler kein Gefühl von Fortschritt ein. Die nur scheinbare spielerische Freiheit korrespondiert dabei mit dem fehlenden Tiefgang bei Story und Spielmechaniken. Hinsichtlich letzterer ist anzumerken, das die "Supremo"-Rucksäcke und die "Impro"-Waffen in Far Cry 6 übermächtig sind. In der Folge erübrigt sich auch das "Schleichen" in Far Cry 6, da der Spieler aufgrund seiner übermächtigen Bewaffnung selbst starke Gegnerverbände problemlos frontal angreifen kann. Im Ergebnis bietet Far Cry 6 eine umfangreiche Spielerfahrung ohne wirklichen Tiefgang. Es fehlen insbesondere zusätzliche Schwierigkeitsgrade und taktisch fordernde Gegner. Zudem vermisst der Spieler in Far Cry 6 besondere Missionen und Herausforderungen sowie eine in sich stimmige Story.
Spielspaßwertung: 80%
Releasedatum: 07.10.2021
Technische Daten:
- Publisher: Ubisoft
- Entwickler: Ubisoft Toronto
- Videomodi: 1080p
- Installationsgröße: 50 GB
- USK: keine Jugendfreigabe