Nathan Drake erobert die PlayStation Vita !
Die mittlerweile dreiteilige Uncharted-Serie hat auf der PlayStation3 neue technische Maßstäbe gesetzt. Entsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen an die PlayStation Vita-Umsetzung der Abenteuer des Nathan Drake. Uncharted: Golden Abyss wurde dabei von den Bend Studios entwickelt. Ob diese das hohe Niveau der von Naughty Dog entwickelten PlayStation 3-Teile der Uncharted-Serie halten können, das klären wir in unserem ausführlichen Test.
Das Spielprinzip:
Uncharted: Golden Abyss bedient sich als klassisches "Third Person"-Game der Steuerung des Protagonisten aus der Schulterperspektive. Hinsichtlich des Spieldesigns setzen die Entwickler von den Bend Studios für das PlayStation Vita-Debüt der Uncharted-Reihe auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Spielelementen. So bietet Uncharted: Golden Abyss eine gelungene Mischung aus mitreißender Action, Klettereinlagen und cineastischen Zwischensequenzen. Insbesondere die großartig inszenierten Zwischensequenzen tragen dabei zur Entfaltung der Hintergrundgeschichte rund um geheimnisvolle Artefakte und verlassene Ruinen bei. Die Suche nach dem namensgebenden "Goldenen Abgrund" erinnert dabei nicht zuletzt an filmische Vorbilder wie die "Indiana Jones"-Reihe. Einer besonderen Erwähnung bedürfen darüber hinaus die Rätsel in Uncharted: Golden Abyss. So erfordern die teilweise zu redundanten Rätsel eine gehörige Portion an kombinatorischem Geschick. Dies gilt insbesondere für die puzzleartigen Kombinations- und Verschieberätsel, denen der Spieler bei seinem virtuellen Abenteuer begegnet. Der Schwierigkeitsgrad der Rätseleinlagen ist dabei jedoch recht moderat, so dass die in Rede stehenden Rätsel zu keinem Zeitpunkt den Spielfluss nachhaltig unterbrechen.
Die Hintergrundgeschichte:
Die Handlung von Uncharted: Golden Abyss ist zeitlich vor den Geschehnissen der drei PlayStation 3-Titel der Serie angesiedelt. Dementsprechend spielen die von der PlayStation 3 bekannten Sidekicks Elena und Chloe in Uncharted: Golden Abyss noch keine Rolle. Zu Beginn des Spieles folgt Nathan Drake seinem Konkurrenten Jason Dante durch einen antiken Tempelkomplex in Panama. Schnell wird klar, dass Dante seiner Söldnerarmee befohlen hat, den Protagonisten unseres Abenteuers ein für allemal auszuschalten. So werden wir in der ersten Zwischensequenz von Uncharted: Golden Abyss Zeuge, wie Nathan Drake durch einen "RPG"-Treffer das Zeitliche segnet. Nach diesem einschneidenden Ereignis springt das Spiel um zwei Wochen in der Zeit zurück. Zu diesem Zeitpunkt sind Jason Dante und Nathan Drake noch Partner. Als solche kommen sie auf einer antiken Ausgrabungsstätte in Panama an. Diese steht wiederum unter der Leitung der thoughen Chase. Die Archäologin hat bei ihrer Arbeit die sterblichen Überreste von spanischen Conquistadoren gefunden. Schnell wird klar, dass die antiken Eroberer keines natürlichen Todes gestorben sind. Kurz darauf betritt dann der Warlord Roberto Guerro mitsamt seiner Söldnerarmee die Bühne von Uncharted: Golden Abyss. Dabei stellt sich heraus, dass Guerro der eigentliche Partner von Jason Dante ist. Folgerichtig werden Nathan Drake und sein neuer weiblicher Sidekick von den Söldnern gefangen genommen. Allerdings wäre unser Protagonist nicht Natahn Drake, wenn dem ungleichen Paar nicht sofort die Flucht aus Guerros Verlies gelingen würde. Dabei nutzen die beiden Hauptdarsteller einen Brand in der Basis, um erfolgreich zu entfliehen. Der weitere Weg führt die Protagonisten zum Hause des Großvaters von Chase. Dieser war vor Chase mit den Ausgrabungen in Panama betraut. Bei seiner Arbeit gelangte Vincent Perez dabei auf die Spur der "Sete Cidades". Was es mit der antiken Sekte auf sich hat, das entdeckt der Spieler im Verlauf der Handlung von Uncharted: Golden Abyss. Zunächst gilt es jedoch, die Schlüsselsequenz des Prologes erfolgreich zu absolvieren und der tödlichen "RPG"-Attacke geschickt auszuweichen.
Die Grafik:
In technischer Hinsicht vermag Uncharted: Golden Abyss uneingeschränkt zu überzeugen. So setzt das Action-Spiel der Bend Studios auf abwechlungsreiche Kulissen. Die Szenerie wechselt dabei von tropischem Dschungel über verfallene Ruinen bis hin zu geheimnisumwitterten Höhlen. Dabei taucht ein Beleuchtungssystem auf Referenz-Niveau die malerischen Szenarien in atmosphärisches Licht. Zudem sind die halsbrecherischen Klettereinlagen von Nathan Drake hervorragend animiert. Einer besonderen Erwähnung bedarf die atemberaubende Wasserdarstellung von Uncharted: Golden Abyss. Sowohl bei einer gemächlichen Paddeltour mit Kumpel "Sully" als auch bei einer mit dem Gyroskop der PlayStation Vita zu steuernden Wildwasserfahrt, vermag die Wasserdarstellung von Uncharted: Golden Abyss restlos zu überzeugen.
Der Sound:
Die Soundkulisse von Uncharted: Golden Abyss lebt von der gelungenen Synchronisation und dem großartigen Soundtrack. Es versteht sich dabei von selbst, dass die Synchronisation des Protagonisten Nathan Drake durch denselben Sprecher erfolgt wie schon in den bisherigen Serienteilen auf der PlayStation 3. Darüber hinaus passt sich auch der Soundtrack von Uncharted: Golden Abyss dynamisch an das Spielgeschehen an. Für den orchestralen Score von Uncharted: Golden Abyss zeichnet der renomierte Komponist Clint Bajakian verantwortlich. Zudem ist Uncharted: Golden Abyss das erste Videospiel, dessen Soundtrack von einem vollständigen Orchester eingespielt wurde. Auch im Hinblick auf die Soundqualität erreicht Uncharted: Golden Abyss damit Referenzstatus.
Die Steuerung:
Uncharted: Golden Abyss spielt sich dank der Analogsticks der PlayStation Vita genauso komfortabel wie mit einem DualShock 3-Controller auf der PlayStation 3. Ansonsten setzt Uncharted: Golden Abyss auf eine weitgehend gelungene Touch Screen-Steuerung. Dabei ist immer wieder ein schnelles Umgreifen von den Analogsticks der PlayStation Vita auf den Touch Screen erforderlich. Insbesondere bei den ausgedehnten Klettertouren kommen dabei zahlreiche über den Touch Screen zu steuernde "Quick Time"-Events zum Einsatz. Dabei gilt es für den Spieler, den Protagonisten von Uncharted: Golden Abyss vor tödlichen Stürzen zu bewahren. Mit etwas Geschick entkommt Nathan Drake dabei zusammenstürzenden Gebäuden oder morschen Holzbalken. Auch die zahlreichen Rätsel setzen ganz auf die Touch Screen-Steuerung der PlayStation Vita. Dabei gilt es Puzzleteile zu drehen und zu verschieben. Darüber hinaus müssen Pergamentrollen oder antike Artefakte vom Staub der Jahrhunderte befreit werden. Letzteres geschieht dabei durch ein "Freirubbeln" der entsprechenden Gegenstände via Touch Screen. Allerdings ist an dieser Stelle festzuhalten, dass sich die redundant auftretenden Rätsel im Verlauf der Spielzeit merklich abnutzen. Darüber hinaus sei hier angemerkt, dass auch die gegen Spielende zu absolvierenden Bosskämpfe ausschließlich auf "Quick Time"-Events beruhen. Die entscheidenden Nahkämpfe setzen somit ganz auf die Touch Screen-Steuerung der PlayStation Vita. Die korrespondierenden Zwischensequenzen sind dabei nach der subjektiven Einschätzung der Tester zu lang geraten. Im Gegensatz zu den Serienvorgängern auf der PlayStation3 kann allerdings die sporadisch zum Einsatz kommende Gyroskop-Steuerung überzeugen. Während die Sixaxxis-Steuerung in den drei Serienvorgängern etwas aufgesetzt wirkte, haben es die Entwickler von den Bend Studios in Uncharted: Golden Abyss geschafft, die entsprechenden Spielelemente nahtlos in das Spielgeschehen zu integrieren. Dabei kommt die Gyroskop-Steuerung bei Balanceakten wie der Überquerung von Schluchten auf schmalen Baumstämmen zum Einsatz. Zudem greifen die Entwickler bei Sprüngen entgegen der Blickrichtung auf die Gyroskop-Steuerung der PlayStation Vita zurück. Darüber hinaus kommt in Uncharted: Golden Abyss auch das rückseitige Touchpad der PlayStation Vita zum Einsatz. So können sie etwa mit dem Zielfernrohr des Dragon-Scharfschützengewehres via Touchpad näher an das Ziel heranzoomen. Gleiches gilt für die spielinterne Kamerafunktion mit der sie die Fotoaufgaben von Uncharted: Golden Abyss absolvieren. Hierbei gilt es markante Landschaftsdetails zu entdecken und diese anschließend fotografisch festzuhalten. Bei allem Lob für die gelungenen Steuerungsvarianten von Uncharted: Golden Abyss gibt es in diesem Zusammenhang auch einiges zu kritisieren. So haben die Entwickler von den Bend Studios die Innovationen aus Uncharted 3 für das PlayStation Vita-Debüt der Serie nicht umgesetzt. Im Ergebnis fehlen daher nützliche Spielelemente wie das Kontersystem bei Nahkämpfen oder die Möglichkeit, feindliche Granaten zurückzuwerfen. Auf der Habenseite verbucht Uncharted: Golden Abyss eine optionale Zielhilfe. Mit der linken Schultertaste der PlayStation Vita schalten sie dabei das jeweilige Ziel auf. Zudem sammelt Nathan Drake in der Nähe befindliche Munition für die zahlreichen Waffen des Spieles automatisch auf. Schließlich ist anzumerken, dass die Entwickler von den Bend Studios auch die Rückseitenkamera der PlayStation Vita nicht ungenutzt lassen. Dabei erzielt der entsprechende Kameraeinsatz einen genialen "Aha"-Effekt.
Die Atmosphäre:
Uncharted: Golden Abyss überzeugt mit einer cineastischen Inszenierung samt eindrucksvoller Zwischensequenzen. Dabei setzt der jüngste Serienteil neue Maßstäbe für den gesamten Handheld-Bereich. Dabei kann die Inszenierung naturgemäß nicht an das technische Niveau der PlayStation 3-Vorgänger heranreichen, da das Hardware-Limit der PlayStation Vita früher erreicht wird. In der Folge kommt es in Uncharted: Golden Abyss stellenweise zu merklichen Einbrüchen der Framerate. In diesen Abschnitten sinkt die Framerate unter die magischen 30 fps und es kommt zu ärgerlichen "Slow Downs". Darüber hinaus sind die verwendeten Texturen stellenweise unscharf. Zudem treten immer wieder "Pop Ups" am Bildschirmhorizont auf. Auch die Schattendarstellung kann nicht restlos überzeugen. Zudem kommt es aufgrund von fehlendem Anti-Aliasing zu einer unschönen Kantenbildung an den virtuellen Objekten des Spieles. Des weiteren erreichen auch die Animationen nicht die Qualität von Uncharted 3. In Uncharted: Golden Abyss übernimmt der Spieler gewissermaßen die Hauptrolle in einem interaktiven Abenteuerfilm, der nicht zuletzt an die legendären "Indiana Jones"-Filme erinnert. Da passt es gut in das Bild, dass auch die Geschichte von Uncharted: Golden Abyss zu überzeugen vermag. So kommt während der 34 Kapitel des jüngsten Serienteiles keinerlei Langeweile auf. Geniale Story-Twists wie etwa in Uncharted 3 sucht der Spieler in Uncharted: Golden Abyss jedoch vergeblich. Die Bend Studios reichen hier nicht ganz an das geniale Storytelling der PlayStation 3-Entwickler von Naughty Dog heran. Während der etwa zwölfstündigen Spielzeit tauchen dabei immer wieder Versatzstücke von serientypischen Elementen auf. Daher wird die Geschichte rund um versunkene Städte und geheimnisvolle Artefakte den Spieler nur selten überraschen. Zudem wird Jason Dante schon am Spielbeginn als Antagonist unseres Helden enttarnt. Hier verschenken die Entwickler von den Bend Studios viel Spannungspotential. Der technischen Qualität der zahlreichen Zwischensequenzen tut dieser Umstand jedoch keinen Abbruch. Zudem überzeugt Uncharted: Golden Abyss mit einer umfangreichen Spielwelt. So sind unzählige Schatztruhen an zumeist schwer zugänglichen Kartenpunkten verteilt. Dabei wird der Spieler beim ersten Durchspielen von Uncharted: Golden Abyss allenfalls die Hälfte der in der Spielwelt verteilten Schätze finden. Positiv zu erwähnen ist zudem das gelungene Spieldesign von Uncharted: Golden Abyss. Dieses überzeugt insbesondere mit geschickten Tempowechseln. So wechseln sich ruhige Erkundungsabschnitte mit actionreichen Schusswechseln und spektakulären Klettereinlagen ab. Während sie in einem Moment unter heftigem Beschuss versuchen, eine feindliche MG-Stellung zu flankieren, sorgt im nächsten Abschnitt eine Schleicheinlage für erhöhte Adrenalinwerte. Hinzu kommen zahlreiche Rätsel und Geschicklichkeitseinlagen, die seit jeher den Reiz der Uncharted-Serie ausmachen.
Der Realismus:
Hinsichtlich des Realismus von Uncharted: Golden Abyss darf der Spieler naturgemäß keine zu engen Maßstäbe anlegen. So setzt der erste PlayStation Vita-Ableger der erfolgreichen Uncharted-Serie auf überlebensgroße Abenteuer nach dem cineastischen Vorbild der "Indiana Jones"-Filme. Hier bedient sich Uncharted: Golden Abyss großzügig bei klassischen Mythen der Archälogie. Insbesondere die spektakulären Klettereinlagen lassen dabei jeglichen Realitätsbezug vermissen. Auch der Umstand, dass Nathan Drake im Laufe seines jüngsten Auftrittes eine ganze Söldner-Armee ausschaltet, passt in das Bild eines überzeichneten Abenteuers vor exotischer Kulisse.
Fazit und Gesamtwertung:
Uncharted: Golden Abyss stellt zweifellos die neue grafische Referenz im Handheld-Bereich dar. Technikbegeisterte PlayStation Vita-Besitzer kommen daher an Uncharted: Golden Abyss nicht vorbei. Dies gilt umso mehr, als auch das Spieldesign zu überzeugen vermag. Mit der gelungenen Mischung aus adrenalintreibenden Feuergefechten, brachialen Nahkämpfen und spektakulären Klettereinlagen vermag Uncharted: Golden Abyss restlos zu überzeugen. Lediglich die zahlreichen Rätsel sind stellenweise zu redundant konzipiert. Zudem kollidiert die cineastische Inszenierung des Spielgeschehens mit der eher durchschnittlichen Hintergrundgeschichte von Uncharted: Golden Abyss. Folgerichtig vermögen auch die storylastigen Zwischensequenzen unter inhaltlichen Gesichtspunkten nur eingeschränkt zu überzeugen. Generell mangelt es Uncharted: Golden Abyss an spielerischen Höhepunkten. Insbesondere die als simple "Quick Time"-Events konzipierten Bosskämpfe hätten abwechslungsreicher ausfallen können. Zudem entpuppt sich auch die Steuerung von Uncharted: Golden Abyss als zweischneidiges Schwert. Während die Steuerung mittels der Analogsticks tadellos funktioniert, wirkt die Touch Screen-Steuerung in manchen Bereichen des Spieles etwas aufgesetzt. Insbesondere das oftmals erforderliche Umgreifen zwischen Analogsticks und Touch Screen hätte glücklicher gelöst werden können.
Spielspaßwertung: 85 %
Releasedatum: 22.02.2012
Technische Daten:
- Publisher: Sony Computer Entertainment
- Entwickler: Bend Studios
- Memory Stick: 2048 KB (Speicherdaten)
- USK: ab 16 Jahren