Fight Night - Round 3 - Review (PS3)

Let´s get ready to rumble !

Auf den legendären Schlachtruf der "Stimme des Boxens" müssen sie in Fight Night - Round 3 zwar verzichten, ansonsten ist das Boxspektakel bei seinem PS3-Debüt aber näher an der Realität als je zuvor. Während Besitzer einer XBox 360 schon seit über einem Jahr zu den spektakulären Ringschlachten antreten dürfen, ist Fight Night - Round 3 nun auch für die PlayStation 3 verfügbar. Zu diesem Anlass haben die Entwickler von EA Canada dem jüngsten Serienteil einen innovativen neuen Spielmodus spendiert und die HD-Grafik noch einmal überarbeitet. Wir klären in unserem ausführlichen Test, ob der erste Auftritt der Traditionsserie auf der PlayStation 3 die hohen Erwartungen erfüllen kann.

Das Spielprinzip:

In Fight Night - Round 3 übernehmen sie wahlweise eine reale Boxlegende wie Muhammad Ali, Sugar Ray Leonard oder Oscar de la Hoya. Allerdings beschränkt sich Fight Night - Round 3 hierbei auf die Stars der amerikanischen Boxszene. Auf europäische Boxer vom Schlage eines Vitali Klitschko oder Artur Abraham müssen sie daher leider verzichten. Alternativ erstellen sie mittels des umfangreichen Charaktereditors einen eigenen Kämpfer. In einer der insgesamt sechs unterschiedlichen  Gewichtsklassen treten sie anschließend zu einem Schaukampf an oder bestreiten gleich eine komplette Karriere. Zusätzlich haben sie in Fight Night - Round 3 die Möglichkeit, legendäre Kämpfe der Boxgeschichte nachzuspielen. Wer also schon immer als Muhammad Ali gegen "Smoking"-Joe Frazier antreten wollte, hat ab sofort dank des neuen "ESPN Classic"-Modus die Chance dazu. Natürlich bietet ihnen Fight Night - Round 3 zudem die Möglichkeit gegen menschliche Gegner anzutreten. Die Kämpfe gegen ihre realen Konkurrenten bestreiten sie offline an einem Bildschirm bzw. online via EA Online.  

Die Neuheiten:

Der neue Get in the Ring-ModusBereits der direkte Vorgänger Fight Night - Round 2 war eine exzellente Boxsimulation. Vernünftigerweise haben sie die Entwickler von EA Canada daher dafür entschieden, die tadellose Spielmechanik nahezu unverändert zu lassen. Die eigentliche Revolution liegt daher nicht in der dezent überarbeiteten Steuerung ihres virtuellen Ringhelden sondern in der fantastischen HD-Optik des Vorzeigetitels. Insbesondere die perfekt modellierten Athleten und die beeindruckenden Animationen machen sofort klar, das das Next-Generation-Zeitalter unwiderruflich begonnen hat. Hierbei bewegt sich die PS3-Fassung auf demselben Niveau wie die bereits seit einem Jahr erhältliche XBox 360-Version. Die zusätzliche Entwicklungszeit haben die kanadischen Entwickler dazu genutzt, ihrem Boxspektakel den letzten optischen Feinschliff zu verpassen. So verfügen die virtuellen Kämpfer nun sogar über deutlich hervortretende Blutgefässe an Armen und Oberkörper. Zudem haben die Entwickler den Gesichtern mehr optische Details verpasst und die Lichteffekte verfeinert. Darüber hinaus glänzen die Haare der virtuellen Fighter nun nicht mehr wie frisch gebohnert. Die optische Generalüberholung kann daher als durchaus gelungen bezeichnet werden. Zudem haben die Entwickler von EA Canada gegenüber dem Vorgänger auch eine wenige jedoch durchaus wichtige spielerische Veränderungen vorgenommen. So sind die desaströsen Haymaker nun deutlich schwieriger auszuführen. Wie auch die neuen "Impact-Punches" brauchen sie viel Vorbereitungszeit und machen ihren Boxer damit anfällig für Kontor. Ein deutlicher Fortschritt in Sachen Realismus. Zudem wartet Fight Night - Round 3 gegenüber seinem Vorgänger mit einem neuen Spielmodus auf. Im "ESPN Classic"-Modus spielen sie legendäre Kämpfe aus der Boxgeschichte nach. Der eigentliche Clou an der PS3-Version von Fight Night - Round 3 ist jedoch der brandneue "Get in The Ring"-Modus. Dieser Arcade-Modus versetzt sie buchstäblich direkt in den Athleten hinter den Boxhandschuhen. Sie treten hierbei in der Ego-Perspektive gegen ihre Gegner an. Ein absolutes Novum im überschaubaren Genre der Boxsimulationen. Energie- und Trefferanzeigen sind dabei nur optionales Beiwerk. Fight Night - Round 3 verzichtet im "Get in the Ring"-Modus auf derartige Statusanzeigen und liefert ihnen stattdessen ein Trefferfeedback in Spielgrafik. Werden sie beispielsweise hart am linken Auge getroffen, so verschwimmt die Sicht während ihr Auge zuschwillt. Ein Treffer auf die Nase färbt dagegen den unteren Bildschirmrand rot. Authentischer lässt sich der Boxsport kaum umsetzen. 

Die Grafik:

Bernard Hopkins teilt ausSchon das Intro von Fight Night - Round 3 macht eindrucksvoll klar, was den Spieler in grafischer Hinsicht erwartet. Wenn Roy Jones Jr. nach einem krachenden Haken des "Executioners" Bernard Hopkins spektakulär auf den Ringboden kracht, bleiben keine Fragen offen. Während andere Blockbuster für das Intro auf vorgerenderte Sequenzen zurückgreifen, verlässt sich Fight Night - Round 3 ganz bewußt auf die nicht minder beeindruckende Ingame-Grafik. So verformt sich nach dem besagten linken Haken der Schädel von Roy Jones Jr. in Zeitlupe, während die Gesichtshaut geradezu Wellen schlägt. Wer diese hyperrealen Bilder sieht, wundert sich nicht mehr, warum so viele Boxer im Alter dement vor sich hinvegetieren. Ungeachtet dessen wird wohl so mancher Spieler angesichts der fantastischen HD-Grafik von Fight Night - Round 3 ernsthaft den Kauf einer PS3 erwägen. Viel Aufwand haben die Entwickler von EA Canada dabei in die realitätsgetreue Umsetzung der Kämpfer investiert. Im Ergebnis sehen die Polygonmodelle der virtuellen Kämpfer ihren realen Vorbildern zum Verwechslen ähnlich. Stars vom Schlage eines Muhammad Ali oder Oscar de la Hoya erkennen sie so auf Anhieb. Zudem haben die Entwickler gegenüber der XBox 360-Version noch etliche Detailverbesserungen vorgenommen. So treten auf den muskulösen Oberkörpern der Polygonhelden jetzt sogar die einzelnen Blutgefässe deutlich sichtbar hervor. Zudem verfügen die Gesichter der Boxer nun über noch mehr Details, die durch ein verbessertes Beleuchtungssystem in Szene gesetzt werden. Darüber hinaus bewegen sich auch die Animationen der Polygonathleten durchgehend auf hohem Niveau. Selbst bei anspruchsvollen Schlagkombinationen gehen die einzelnen Animationsphasen vollkommen fließend ineinander über. Oftmals sind die Kämpfe daher von realen Boxübertragungen erst auf den zweiten Blick zu unterscheiden. Eigentliches Highlight von Fight Night - Round 3 sind jedoch die fantastischen Zeitlupenwiederholungen. Wenn sich nach harten Treffern die Gesichtshaut in einer Wellenbewegung verformt und eine Schweißwolke in Richtung Kamera fliegt, ist die Illusion eines realen Boxkampfes nahezu perfekt. Besonders beeindruckend ist zudem das Publikum bei den virtuos inszenierten Ringschlachten. Während die PS2-Version hier nur mit einer hässlichen Bitmap-Tapete aufwartet, protzt Figh Night - Round 3 auf Sonys Next-Generation-Konsole mit einem waschechten Polygonpublikum. Dabei passt sich das Publikum dynamisch an das Kampfgeschehen an. Während das Polygonpublikum in ereignislosen Kampfphasen seiner Unzufriedenheit lautstark Ausdruck verleiht, reißt es die virtuellen Zuschauer in hektischen Momenten auch schon mal begeistert von den Sitzen. Dieser Umstand verdeutlicht, dass die Entwickler einen immensen Aufwand betrieben haben, um Fight Night - Round 3 auch in den Nebenbereichen (Publikum, Nummerngirls etc.) auf wirkliches Next-Generation-Niveau zu heben. Gerade vor diesem Hintergrund ist es daher unverständlich, warum die PS3-Version von Fight Night - Round 3 im Ggensatz zu ihrem XBox 360-Pendant kein Anti-Aliasing unterstützt. Die unschöne Treppechenbildung an den Objektkanten stört dabei den ansonsten hervorragenden optischen Gesamteindruck. Zudem nerven vereinzelt auftretende Clipping-Fehler. Wenn etwa die Beine der Boxer sporadisch im Ringboden verschwinden, ist die ansonsten großartige Boxatmosphäre doch leicht getrübt. Das alles ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Im Ergebnis ist Fight Night - Round 3 ein beinahe rundum gelungenes Beispiel für HD-Gaming der nächsten Generation.     

Der Sound:

Wie nahezu alle Sportspiele aus dem Hause EA Sports punktet auch Fight Night - Round 3 mit einer erstklassigen Songauswahl. Der Hip Hop-Soundtrack wartet dabei mit Hits wie "Never Gonna Get It" von Sean Biggs feat. Akon & Topic auf und erzeugt eine dichte Atmosphäre. Zudem ist auch die Soundkulisse während der virtuellen Ringschlachten über jeden Zweifel erhaben. Insbesondere die Kommentatoren machen ihre Sache ausgesprochen gut. Die ausschließlich englischen Kommentare begleiten das Ringgeschehen punktgenau und sind zudem mit wissenswerten Anekdoten über die Boxer gespickt. Allerdings setzen die Kommentare manchmal etwas abgehackt ein und wiederholen sich bei längerer Spielzeit merklich. Dem amerikanischen Markt ist zudem die allgegenwärtige Werbung geschuldet. Replay-Sprüche wie "Let´s have another look at this knockdown, brought to you by Burger King" sind dabei letztlich Geschmackssache. Über jeden Zweifel erhaben sind dagegen die brachialen Soundeffekte während der filmreifen Wiederholungen von Niederschlägen. Wenn ihre Faust krachend auf das Kinn ihres Gegners trifft und dieser mit einem mitleidserweckenden Stöhnen auf dem Ringboden aufschlägt, ist die Illusion Teil einer Ringschlacht zu sein nahezu perfekt. Auch in Sachen Hintergrundmusik und Soundeffekte zieht Fight Night - Round 3 damit gekonnt alle Register eines echten Blockbusters.  

Die Steuerung:

Die Kämpfe spielen sich taktischFight Night - Round 3 überzeugt mit der gleichermaßen durchdachten wie intuitiven Steuerung ihres virtuellen Boxers. Im Gegensatz zu "Button Smashern" wie Def Jam Icon wird hier der Simulationsanspruch von EA Canadas neuestem Boxspiel deutlich. So drückt man bei der "Total Punch Control" getauften Steuerung keine Tasten um zu schlagen. Vielmehr werden alle Schlagvarianten über den rechten Analogstick gesteuert. Sinnvollerweise lassen sich dabei die neuen potentiell kampfentscheidenden "Impact Punches" schwieriger ausführen als die Schläge aus dem boxerischen Standardrepertoire. Als Linksausleger schlagen sie einen Jab, indem sie den rechten Analogstick schräg nach links oben drücken. Eine rechte Gerade schlagen sie logischerweise, indem sie eine entsprechende Analogstickbewegung nach schräg rechts oben ausführen. Linke und rechte Haken schlagen sie, indem sie jeweils eine Viertelkreisbewegung ausführen. Für einen Aufwärtshaken drücken sie den Analogstick nach schräg links/rechts unten und führen dann eine Kreisbewegung zur 0-Grad-Position aus. Die aus dem Vorgänger bekannten "Haymaker" schlagen sie, indem sie eine Viertelkreisbewegung zur 180-Grad-Position mit Rückschwung ausführen. Während die Schläge über den rechten Analogstick ausgelöst werden, bewegen sie den Boxer über den linken Analogstick. Mit den Schultertasten R1 und R2 weichen sie dabei gegnerischen Schlägen durch geschicktes Auspendeln aus oder blocken die Schläge ihres Konkurrenten ab. Was zunächst verwirrend klingen mag, erwiest sich in der Spielpraxis als erstaunlich intuitiv. Nach einer halben Stunde an Spielzeit hat man den Dreh raus und die eigenen Schläge finden ihr Ziel. Entscheidend ist es dabei, den richtigen Rythmus zwischen eigenen Schlagkombinationen und notwendiger Abwehrarbeit zu finden. Gelingt es dem Spieler hier die richtige Balance zu finden, ist ihm der Sieg schon fast nicht mehr zu nehmen. Im Ergebnis bietet die "Total Punch Control" eine in ihrer Präzision unerreichte taktische Vielfalt. Besonders nach mehrstündiger Spielzeit wird jedoch auch ein Nachteil der Steuerung über die Analogsticks deutlich. So lassen die Schlagkombinationen am generell zu klein geratenen PS3-Gamepad ihre Daumen verkrampfen. Zudem haben sie in Fight Night - Round 3 die Möglichkeit, jederzeit zwischen insgesamt drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zu wählen. Auch Einsteiger sollten so schnell erste Erfolge feiern können. Die Menüsteuerung ist generell gelungen und selbsterklärend. Allerdings sind die Menüpunkte wie auch alle anderen Spielinhalte in englischer Sprache gehalten. Lediglich die gedruckte Anleitung liegt in deutscher Sprache vor. Zudem nerven die teilweise langen Ladezeiten zwischen den einzelnen Spielabschnitten. Insbesondere im Karrieremodus haben sie den Eindruck mehr Zeit mit dem notgedrungenen Betrachten von Ladescreens zu verbringen als mit den optionalen Trainingsminispielen oder der Austattung ihres Boxers im Fight Store.        

Die Atmosphäre:

Ali walks away the winnerAuf den ersten Blick fasziniert Fight Night - Round 3 durch seine beeindruckende HD-Grafik. Die spektakulären Ringschlachten sind dabei nur schwer von der TV-Übertragung eines realen Boxkampfes zu unterscheiden. Besonders eindrucksvoll ist dabei der neue "Get in the Ring"-Modus, der auch dank sehenswerter Blur-Effekte zu einer überzeugenden Demonstration der Rechenkraft der PlayStation 3 wird. Ein unmittelbareres Erlebnis des Boxsports ist an einer Spielekonsole kaum vorstellbar. Gerade die lebensechte Grafik trägt einen Großteil zu der gelungenen Box-Atmosphäre von Fight Night - Round 3 bei. Aber EA Canadas neueste Boxsimulation hat definitiv noch mehr zu bieten als nur eine hervorragende Optik. Vielmehr kann auch das Kampfsystem des Spiels vollauf überzeugen. Durch die "Total Punch Control" haben sie jederzeit die volle Kontrolle über ihren Boxer und können somit einen eigenen Kampfstil entwickeln. Da ihnen im Laufe ihrer Karriere die unterschiedlichsten Boxer begegnen werden, gilt es sich für jeden Kampf die richtige Taktik zurechtzulegen. Dabei liegt es auf der Hand, dass sie gegen einen tumben Schläger anders boxen müssen als gegen einen technisch geschulten Faustkämpfer. Folgt man hier jedoch dem alten Boxmotto "Einen Fighter musst du boxen, gegen einen Boxer musst du fighten" sollten sich bald erste Erfolge einstellen. Gerät man trotz aller taktischen Raffinesse gegen einen schlagstarken Gegner in eine scheinbar ausweglose Situation, so kann man sein Glück immer noch mit einem der sog. "Impact Punches" versuchen. Sowohl der "Flash KO" als auch der "Stun Punch" entfalten bei richtigem Timing eine verherrende Wirkung und lassen den Gegner hilflos durch den Ring taumeln. Nun reicht ein weiterer harter Treffer und ihr Gegner macht Bekannschaft mit dem Ringboden. Allerdings erfordern die "Impact Punches" einiges an Vorbereitungszeit. Während dieser Sekunden ist ihr virtueller Boxer naturgemäß besonders anfällig für Konter des Gegners. Gerade die taktische Komponente der virtuellen Kämpfe macht einen Großteil der Faszination von Fight Night - Round 3 aus und sorgt für eine immense Langzeitmotivation. Hinsichtlich des taktischen Anspruchs fällt jedoch der neue "Get in the Ring"-Modus leider ab. So ist es aus der Ego-Perspektive kaum möglich, die Distanz zum Gegner präzise einzuschätzen. Gelungene Schläge werden somit zur Glückssache. Die taktische Komponente der Faustkämpfe geht verloren. Bei aller optischen Brillianz bleibt daher der "Get in the Ring"-Modus nicht mehr als eine nette Zugabe. Gleiches gilt leider auch für den "ESPN Classic"-Modus. Die Idee legendäre Kämpfe wie Ali gegen Frazier nachzuspielen ist zwar reizvoll, es hapert jedoch an der Umsetzung. Während der Einstieg in die klassischen Kämpfe dank eines ansprechenden Ingame-Videos noch in Ordnung geht, nervt in der Folge die lieblose Umsetzung der legendären Duelle. So erwarten euch weder Orginal-Arenen noch eine historisch passende Sounduntermalung. Wenn Ali und Frazier dann zu Hip Hop-Musik in den Ring steigen wird klar, dass EA Canada die Chance verspielt hat, die legendären Kämpfe der Boxgeschichte auch entsprechend umzusetzen. Der "ESPN Classic"-Modus entpuppt sich so als einfallsloser Arcade-Modus, der die Möglichkeiten der historischen Kämpfe bei weitem nicht ausschöpft. Das Herzstück von Fight Night - Round 3 ist jedoch der Karrieremodus. Doch auch hier wird das Spiel dem eigenen Simulationsanspruch nicht vollauf gerecht. So fehlt etwa eine Weltrangliste, auf der ihr euren Karrierestand ablesen könntet. Ihr müßt euch diesbezüglich mit einem simplen Statusbalken im Hauptmenü des Karrieremodus begnügen. Noch ärgerlicher ist aber der Umstand, dass Fight Night - Round 3 euch bei der Auswahl möglicher Gegner schon zu Beginn eurer Karriere Boxlegenden aus den unterschiedlichsten Epochen vorsetzt. So kann es sein, dass ihr in eurem ersten Amateurkampf gegen Calvin Brock antreten müsst und erst Jahre später gegen Muhammad Ali in den Ring steigen dürft. Das Versprechen des Handbuchs, im Karrieremodus in die Rolle einer Boxlegende schlüpfen zu dürfen, erweist sich ebenfalls schnell als heiße Luft. Die entsprechende Karriere hat nichts mit der realen Laufbahn der Boxlegende zu tun. Ansonsten macht der Karrieremodus von Fight Night - Round 3 jedoch auch vieles richtig. So haben sie zu Beginn ihrer Karriere die Möglichkeit, sich ihren eigenen Kämpfer zu erstellen. Dabei greifen sie auf die scheinbar endlosen Möglichkeiten des bewährten Charaktereditors von EA Sports zurück. Hierbei können sie vom Boxstil bis hin zu Kopfform, Tatoos und Bekleidung jedes nur erdenkliche Detail ihres virtuellen Kämpfers verändern. Mit etwas Zeit und Geduld erschaffen sie sich so ihr virtuelles Ebenbild. Darüber hinaus können sie die Fähigkeiten ihres Boxers zwischen den einzelnen Kämpfen durch gezieltes Training verbessern. In drei unterschiedlichen Minispielen verbessern sie Schlaghärte, Schnelligkeit und Ausdauer. Durch extra angeheuerte Trainer lassen sich dabei noch bessere Ergebnisse erzielen. Zudem lässt ihnen das Spiel im Regelfall die Wahl, gegen welchen von insgesamt drei möglichen Gegnern sie antreten wollen. Je nach Können des Gegners erwarten sie dabei unterschiedliche Kampfbörsen. Besiegen sie einen besonders starken Gegner, so schalten sie zudem neue Ausrüstungspakete für den spielinternen "Fight Store" frei. In diesem können sie ihre wohlverdiente Kampfbörse für mehr oder weniger sinnvolle Ausrüstung ausgeben. Die unterschiedlichen Boxutensilien (Mundschutz, Shorts, Stiefel etc.) haben dabei auch Auswirkungen auf die Statuswerte ihres Fighters. Hierbei stören jedoch die teilweise horrenden Preise für die besonders begehrten Kleidungsstücke. So macht es in der spielinternen Logik durchaus Sinn, eine Boxershorts für 730.000 Dollar zu kaufen. Der Realitätsbezug bleibt dabei natürlich auf der Strecke. Unverständlich bleibt zudem, warum die Entwickler aus dem Vorgänger bekannte Details wie die freie Wahl der Einmarschmusik, Lasershow und Feuerwerk gestrichen haben. Stattdessen haben sie nun in den Ringpausen die Möglichkeit, Schwellungen und Cuts ihres Boxers in einem zusätzlichen Minispiel zu verarzten. Geschmackssache ist zudem die allgegenwärtige Werbung. Wer schon einmal eine Sportübertragung im amerikanischen Fernsehen verfolgt hat, weiß dass Sätze wie "Let´s have another look at this knockdown, brought to you by Burger King" die bittere Realität sind. Trotz aller Mängel entfaltet der Karrieremodus von Fight Night - Round 3 jedoch eine gehörige Langzeitmotivation. Wir wagen die Prophezeiung, dass kaum ein Spieler den Controller aus der Hand legen wird, bevor er seinen Boxer zum Weltmeister gekrönt hat.         

Der Multiplayer-Modus:

Duell im Splitscreen-ModusDie Entwickler von EA Canada haben Fight Night - Round 3 mit einem vollwertigen Multiplayer-Modus ausgestattet. Dabei können sie offline zu einem Kampf gegen einen ihrer Freunde antreten oder aber an ihrer Online-Karriere arbeiten. Der Fokus des Multiplayer-Modus von Fight Night - Round 3 liegt dabei ganz klar auf der Online-Komponente. Hier können sie wahlweise zu einem Ranglistenduell oder zu einem unbewerteten Kampf antreten. Über die "Play Now"-Funktion bestreiten sie dabei einen Kampf gegen den nächsten freien Boxer, während sie in den Modi "Session Match" und "Create Session" einen Kampf nach ihren Vorstellungen maßschneidern können. Die Online-Kämpfe selbst verliefen während unserer Testsessions weitgehend lagfrei. Das Tempo der Kämpfe ist dabei genauso hoch wie im Offline-Modus. Vermisst haben wir jedoch die Möglichkeit, den Gegner nach einem Online-Match zu einer Revanche auffordern zu können. Stattdessen landet der Spieler nach Kampfende kommentarlos wieder im Online-Menü. Interessanterweise hören die Kämpfer in den Rundenpausen nacheinander die taktischen Kommentare der Trainer. Zudem können sie dem jeweiligen Cutman bei der Arbeit zusehen. Wer aufmerksam zuhört, bekommt hier wertvolle Tipps für die weitere Kampfgestaltung. Ein Atmosphäre-Bonus ist zudem die Einbindung von "ESPN Radio", "ESPN News" und "ESPN Motion" in das Online-Gameplay von Fight Night - Round 3. Wer sich auch nur im entferntesten für American Sports begeistern kann, findet hier einen gelungenen Anlaufpunkt. So bekommen sie aktuelle Ergebnisse aus den großen amerikanischen Sportligen sowie Nachrichten aus der Boxszene und Ticker-Updates in Echtzeit.    

Fazit und Gesamtwertung:

Fight Night - Round 3 punktet mit einer überragenden HD-Optik. Die Polygonmodelle der Boxer sind ebenso über jeden Zweifel erhaben wie die fantastischen Animationen. In den beeindruckenden Zeitlupenwiederholungen sind die virtuellen Kämpfe von einer realen Boxübertragung kaum zu unterscheiden. Zudem vermag die Steuerung auf ganzer Linie zu überzeugen. Mit der "Total Punch Control" haben sie jederzeit die volle Kontrolle über ihren Boxer. Die Kämpfe spielen sich dabei sehr taktisch. Technik und Spielmechanik gehen daher auch für einen Next-Generation-Titel vollkommen in Ordnung. Bei einem derart soliden Grundgerüst lassen sich die Mängel von Fight Night - Round 3 gut verkraften. Dennoch wünschen wir uns für einen eventuellen Nachfolgetitel einen noch realistischeren Karrieremodus sowie weitere historisch akkurate "ESPN Classic"-Kämpfe. Unverständlich bleibt zudem, warum die Entwickler von EA Canada in ihrem Vorzeigetitel auf Anti-Aliasing verzichten. Da auch der neue "Get in the Ring"-Modus nicht uneingeschränkt überzeugen kann, bleibt dem Spiel eine absolute Höchstwertung verwehrt. Dennoch ist Fight Night - Round 3 eine hervorragende Boxsimulation. Fight Night - Round 3 ist daher ein Pflichtkauf für jeden Boxfan.

 

Spielspaßwertung: 85 %

 

Releasedatum: 22.03.2007

 

Technische Daten:

  • Publisher: Electronic Arts
  • Entwickler: EA Canada
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: ---
  • Sixaxis-Support: ja
  • USK: ab 16 Jahren