Der Fussball Manager für die Westentasche ist da !

Der Publisher SEGA unternimmt mit dem Football Manager 2011 Handheld den Versuch, die mittlerweile hochkomplexe "Football Manager"-Serie auch auf der PSP zu etablieren. Lizenzprobleme verhindern dabei eine Veröffentlichung in Deutschland. Für den interessierten Spieler bedeutet dies die Notwendigkeit zum Import der UK-Version des Football Managers 2011 Handheld. Bereits aus diesem Grund ist daher mit eher niedrigen Verkaufszahlen im deustchsprachigen Raum zu rechnen. Dies gilt umso mehr, als sich die PSP bislang deutlich seltener verkauft hat als etwa die PlayStation 3.

Das Spielprinzip:

Im Football Manager 2011 Handheld übernehmen sie die Geschicke eines Fussballvereines ihrer Wahl. Das Paket an lizenzierten Ligen umfasst dabei die höchsten Spielklassen in Australien, Belgien, Brasilien, England, Frankreich, Deutschland, Holland, Italien, Portugal, Schottland und Spanien. In den bedeutendsten Wettbewerben simuliert der Football Manager 2011 Handheld das jeweilige Ligensystem bis hinunter zur 5. Liga (England). Italien und Spanien sind mit einem dreistufigen Ligensystem vertreten. Zudem sind auch die deutschen Profiligen bis einschließlich der Regionalligen vertreten. Der Football Manager 2011 Handheld umfasst dabei umfangreiche Originaldaten. Allerdings müssen sie in den deutschen Ligen zumindest in der Retail-Version auf reale Vereinswappen verzichten. Abhilfe schafft hier jedoch die aktive Community des Football Managers 2011 Handheld. Diese versorgt den Spieler zuverlässig mit realitätsgetreuen Vereinswappen. Als Manager nach englischem Vorbild versucht sich der Spieler an der Trainingsgestaltung und der Abwicklung von Spielertransfers. Potentielle Neuverpflichtungen sollten dabei zunächst gescoutet werden. Zudem müssen sie stets darum bemüht sein, die Verträge ihrer Leistungsträger frühzeitig zu verlängern. An Spieltagen legen sie schließlich die Aufstellung fest und kümmern sich um die passende Matchtaktik. Je nach Spielverlauf müssen sie zudem während der Matches auch Taktikänderungen vornehmen. Im Gegensatz zur "Fussball Manager"-Serie von EA Sports erschöpft sich die Aufgabe des Spielers hierbei in teambezogenen Aktivitäten. Die übergeordneten Geschicke des Vereines (Stadionausbau, Eintrittspreise, Sponsorenverhandlungen, Fernsehgelder etc.) befinden sich im Football Manager 2011 Handheld hingegen nicht auf ihrer Agenda.  

Die Neuheiten:

Der Football Manager 2011 Handheld überzeugt zunächst mit einem neuen Look der Spieloberfläche. Zudem haben die Entwickler von Sports Interactive alle Transfers für die Spielsaison 2010/2011 in die Datenbank ihres Spieles eingepflegt. Darüber hinaus ist die Anzahl der spielbaren Ligen dank offizieller Lizenzen weiter angewachsen. Alle europäischen Topligen sind dabei in der diesjährigen PSP-Version des Football Managers spielbar. Darüber hinaus können sie beispielsweise auch in der 5. englischen Liga oder in den deutschen Regionalligen ihr Glück versuchen. Des weiteren haben die britischen Entwickler den Aufstellungsscreen um zahlreiche Optionen erweitert. Neben der taktischen Formation ihrer Mannschaft können sie hier nun die Spielweise des gesamten Teams (Passspiel, Tackling, Pressing etc.) festlegen. Alternativ dazu geben sie individuelle Anweisungen an ihre Spieler. Dabei bestimmen sie beispielweise die Häufigkeit von Dribblings und Fernschüssen. Lobenswerter Weise sind die taktischen Anweisungen in der 2D-Matchdarstellung gut erkennbar. Generell gilt, dass die Entwickler von Sports Interactive viel Zeit in die Verbesserung der klassischen 2D-Matchengine investiert haben. Im Ergebnis bildet diese die Spielzüge vergleichweise realistisch ab. Im Vergleich zu der PC-Version des Football Managers 2011 sind diese Neuerungen allerdings nur marginal. Wo der große Bruder der Handheld-Variante mit einem überarbeiteten Training sowie der Integration von Spielerberatern überzeugt, setzt der Football Manager 2011 Handheld erkennbar auf seinem Vorgänger auf. Leider haben es die Entwickler von Sports Interactive auch versäumt, die aus der PC-Fassung des Football Managers 2011 bekannten "Backroom Meetings" in die Handheld-Version ihres Spieles zu integrieren. Wo in der PC-Fassung zahlreiches Feedback bezüglich der jeweils gewählten Taktik bereitgestellt wird, da fehlt es im Football Manager 2011 Handheld an derartiger Rückmeldung. Immerhin haben sie die Möglichkeit, ihre Aufstellung an den Co-Trainer zu delegieren. Dennoch kommt dem Team aus Co-Trainern und Scouts weit weniger Bedeutung zu, als dies in der PC-Version des Football Managers 2011 der Fall ist.

Die Grafik:

Wie schon die PC-Version des Football Managers 2011 verschreckt auch der kleine Bruder für die PSP den Spieler zunächst mit dem Charme einer Tabellenkalkulation. Immerhin haben die britischen Entwickler der diesjährigen Handheld-Variante des Spieles ein neues Layout spendiert. Mit diesem sind die Textwüsten und Zahlenkolonnen zumindest was die Schriftgröße und den Kontrast angeht, gut lesbar dargestellt. Die Farbgebung des Interfaces kann dabei durchaus überzeugen. Serienkennern wird das verwendete Grün an die zurückliegenden PC-Versionen der "Football Manager"-Seire erinnern. Zudem haben die Entwickler von Sports Interactive den "Classic"-Modus für die Spieldarstellung reaktiviert. Während des Spieles verfolgen sie das Geschehen dabei aus der Vogelperspektive. Die einzelnen Spieler sind als mit Namen unterlegte Kreise dargestellt. Im Ergebnis entstehen so mit ein wenig Fantasie erstaunlich realistische Spielzüge. Allerdings wird zugleich deutlich, dass die Grafik nicht der entscheidende Maßstab für die Beurteilung des Football Managers 2011 Handheld sein kann und darf. Dies gilt umso mehr, als das relativ kleine PSP-Display zu der Notwendigkeit führt, eine Vielzahl von Informationen in seperate Screens auszulagern. 

Der Sound:

Soundtechnisch gesehen ist der Football Manager 2011 Handheld ein regelrechter Totalausfall. Weder in den optisch ansprechenden Menüs noch während laufender Matches bekommen sie Musik oder gar Sprachausgabe in Form eines Spielkommentares zu hören. Auch auf Zuschauerreaktionen in den virtuellen Arenen müssen sie verzichten. Die Stadionatmosphäre erhält so einen weiteren Dämpfer.

Die Steuerung:

Zentraler Anlaufpunkt für ihre Tätigkeit als Manager ist das Nachrichtensystem des Football Managers 2011 Handheld. Alle Neuigkeiten aus der Spielwelt werden hier "geposted". In der Praxis sind dies vor allem Statusmeldungen bezüglich anhängiger Transfers. Der "News"-Button findet sich unabhängig vom gewählten Screen stets in der linken unteren Bildschirmecke. Teilweise erfordern die eingegangenen E-Mails eine Reaktion oder Bestätigung ihrerseits. In einem solchen Fall wird der Spielfortschritt geblockt, solange dies nicht erfolgt ist. Über dem "News"-Button befindet sich das zentrale Spielmenü. Das vertikale Hauptmenü am linken Bildschirmrand hält dabei auf 2 Ebenen sämtliche Optionen für den virtuellen Manager bereit. Insbesondere die ersten beiden Menüpunkte sind hierbei erwähnenswert. Der erste Menüpunkt verzweigt direkt auf das Untermenü ihres Vereines, in dem sie u. a. die taktische Ausrichtung ihrer Mannschaft festlegen. Unter dem zweiten Menüpunkt können sie hingegen alle Details zu ihrer Karriere abrufen und zugleich mit dem Vorstand Kontakt aufnehmen. Hierbei sei jedoch zur Vorsicht gemahnt. Wenn sie zu häufig ein "Board Request" zur Erhöhung ihres Budgetrahmens einreichen, dann laufen sie Gefahr, das Vertrauen ihres Vorstandes zu verlieren. Ihr Trainersesssel wird so schnell zum Schleudersitz. In technischer Hinsicht setzen die Entwickler von Sports Interactive auf eine "Browser Navigation". Hierbei springen sie mit den Schultertasten vor (R1) und zurück (L1). Diese Art der Navigation erfordert zunächst eine gewisse Einarbeitungszeit, erweist sich dann jedoch als gelungene Adaption der Steuerung an die hardwareseitigen Möglichkeiten der PSP.     

Die Atmosphäre:

Wie bereits in den bisherigen Abschnitten dieses Testberichtes angeklungen ist, ist gerade in der PSP-Version des Football Managers 2011 eine gewisse Einarbeitungszeit erforderlich, bis die abstrakten Zahlenkolonnen zum Leben erwachen. Als Beispiel soll hier auf das System der Spielerbewertung eingegangen werden. So bildet der Football Manager 2011 Handheld die einzelnen Spieler anhand eines ausgeklügelten Stärkensystemes ab. Die einzelnen Werte gliedern sich dabei in drei Kategorien ("Technik", "Mentale Verfassung" und "Physische Konstitution"). Insgesamt 18 Einheitenwerte von Dribbling über Konzentration bis hin zur konditionellen Verfassung individualisieren die einzelnen Spieler. Schließlich errechnet sich auf Basis der zurückliegenden Leistungen in den virtuellen Matches ein Formwert, der bei der Aufstellung für das nächste Spiel berücksichtigt werden sollte. Ergänzend soll hier angemerkt werden, dass wie schon in der PC-Version des Football Managers 2011 ein zentraler Wert für die Gesamtstärke des Spielers fehlt. Im Gegensatz zu der von Bright Future entwickelten "Fussball Manager"-Serie sind sie somit gezwungen, sich intensiv mit den einzelnen Fähigkeiten ihrer virtuellen Profis auseinanderzusetzen. Nur wer seine Spieler genau kennt, kann somit auch eine erfolgreiche Taktik ausarbeiten. Leider arbeitet der Football Manager 2011 Handheld selbst im ansonsten gelungenen "Classic"-Modus bei der Spieldarstellung mit simplen Textbausteinen. Diese Versatzstücke nutzen sich dabei mit der Zeit merklich ab. Da der in Rede stehende Spielmodus ohnehin nur Highlights (Chancen und Tore) in grafischer Form darstellt, kommt den Textbausteinen schnell eine überproportionale Bedeutung zu. Des weiteren drücken die fehlenden Spielerbilder und Vereinswappen auf die Atmosphäre. Zum Glück liefert der Football Manager 2011 Handheld in Echtzeit aktualisierte Spielerwerte. Dank dieser Kennziffern kann der Spieler die Leistung seiner virtuellen Profis während eines laufenden Matches gut einschätzen. Taktikänderungen und Spielerwechsel lassen sich so gezielt vornehmen. Neben der Notenvergabe für die Spielleistung finden sich hier auch übersichtlich aufbereitete Statistiken für die Heim- und Gastmannschaft sowie eine grafische Übersicht der Ballverteilung.     

Der Realismus:

Der Football Manager 2011 Handheld profitiert in Sachen Realismus deutlich von dem überarbeiteten Taktikmenü. Dank getrennter Anweisungen für Team und Einzelspieler sowie der freien Formationswahl lassen sich alle im modernen Fussball relevanten Taktiken im Spiel abbilden. Zudem ist im Taktikmenü auch die Aufstellung des jeweils nächsten Gegners einsehbar. Hier gilt es nun die Taktik des Gegners erfolgreich zu kontern, um letztlich den Sieg auf dem grünen Rasen davonzutragen. Darüber hinaus finden sich viele Features der PC-Version auch in der PSP-Variante des Football Managers 2011 wieder. Als Beispiel seien hier nur die Bereiche "Scouting" und "Training" genannt. Dabei ist jedoch einschränkend anzumerken, dass die entsprechenden Features auf der PSP deutlich simpler ausfallen als in der PC-Version. So ist beispielsweise im Football Manager 2011 Handheld die Maximalzahl an Scouts auf zwei beschränkt. Allerdings ist lobend zu erwähnen, dass die Erkenntnisse ihrer Scouts zu jedem Zeitpunkt des Spieles unter dem entsprechenden Menüpunkt eingesehen werden können. Zudem lässt sich das Training in einem eigenen Menüpunkt konfigurieren, ohne das dabei die Komplexitiät der PC-Version erreicht wird. Dennoch hat der Spieler die Möglichkeit, seine virtuellen Profis in sechs Disziplinen (Fitness, Taktik, Angriff, Verteidigung, Mentalität und Torwartspiel) und vier Intensitätsstufen trainieren zu lassen. Zudem fallen auch die Vertragsverhandlungen weniger komplex aus als im PC-Pendant. Insbesondere auf die neuen Spielerberater müssen sie in der PSP-Version des Football Managers 2011 verzichten. Darüber hinaus sind lediglich Grundgehalt, Laufzeit, Handgeld sowie Tor- und Assistsprämien verhandelbar. Im Ergebnis sind erfolgreiche Transfers gerade bei kleinen Vereinen eher die Ausnahme als die Regel. Dies gilt umso mehr, als auch die Erwartungen und Vorstellungen des zu verpflichtenden Spielers in den Entscheidungsprozess einfließen. In der Praxis scheitert eine Vielzahl von Vertragsverhandlungen allerdings schon an dem Veto des abgebenden Vereines. Dieser Umstand kann zugleich als Beleg für die realistische Umsetzung des Transfersystemes im Football Manager 2011 Handheld gewertet werden. Die eigene Entwicklung als Manager bildet das Spiel unter dem Menüpunkt "Profil" mittels rollenspielartiger Attribute ab. Daher sollte es ihr Ziel sein, sich in den einzelnen Bereichen (Finanzen, Jugendarbeit etc.) stetig zu verbessern, um so nach und nach auch für größere Vereine interessant zu werden. Ihre Arbeit wird dabei natürlich auch vom Vorstand des Vereines bewertet. Deren Vertrauen in ihre Arbeit ist ebenfalls in Teilbereiche gegliedert. Neben dem sportlichen Erfolg werden unter anderem ihr Finanzgeschick sowie die Stimmung im Team zu entscheidenden Faktoren für die Weiterbeschäftigung ihres virtuellen Alter Egos. Insbesondere sollten sie sich an die vom Vorstand ausgegebenen Budgets für Gehälter und Transfers halten. Des weiteren ist auch das Newssystem des Football Managers 2011 Handheld einer näheren Betrachtung wert. Hier gelingt es den Entwicklern beispielhaft, eine stringente Spielwelt zu erschaffen. So werden die zu Spielbeginn festgelegten Ligen vollständig simuliert. Dabei werden insbesondere auch alle nationalen und internationalen Pokalwettbewerbe erfreulich detailgetreu abgebildet. Die entsprechenden Ergebnisse und Tabellen werden während des Wochendurchlaufes eingeblendet. Zusätzlich bietet der Football Manager 2011 Handheld umfangreiche Statistiken. So werden etwa die Spiele ihres Vereines unter dem entsprechenden Menüpunkt statistisch aufbereitet. Zusätzlich können sie sich hier die Rekorde ihrer virtuellen Profis ansehen. So erfahren sie etwa, wer die meisten Tore für ihren Verein geschossen hat. Zusätzlich werden die Spieler mit der besten Durchschnittsbewertung oder den meisten gelben Karten angezeigt. Im Verlaufe mehrerer Saisons füllt sich dabei der Pool an hilfreichen Statistiken merklich an. Nach längerer Spielzeit gewinnen somit die Statistik-Features des Football Managers 2011 Handheld merklich an Bedeutung.       

Fazit und Gesamtwertung:

Im Ergebnis haben die Entwickler von Sports Interactive ihr überaus ambitioniertes Ziel, die "Football Manager"-Serie auch auf Sonys Handheld zu etablieren, in weiten Teilen erreicht. Allerdings wird auf der PSP nachvollziehbarer Weise nicht dieselbe Komplexität erreicht, die der Spieler von der PC-Version gewohnt ist. Dennoch ist auch in der PSP-Variante des Football Managers 2011 die richtige Taktik der Schlüssel zum Erfolg. Nur wer seine Spieler mit der richtigen Aufstellung sowie einer am jeweiligen Gegner orientierten Einstellung in das Spiel schickt, der wird dabei langfristigen Erfolg haben. Die Foskussierung der Entwickler von Sports Interactive auf die taktische Komponente des Spieles garantiert zudem eine hohe Langzeitmotivation. Dies gilt umso mehr, als auch die taktischen Anweisungen in der 2D-Matchdarstellung erkennbar umgesetzt werden.

Spielspaßwertung: 75 %

Releasedatum: 05.11.2010

Technische Daten:

• Publisher: SEGA
• Entwickler: Sports Interactive
• Game-Sharing: nein
• WiFi-Modus: nein
• Memory Stick: 192 KB
• USK: keine Altersbeschränkung