Far Cry 3 - Review (PS3)

Far Cry 3 ist da !

Knapp 10 Jahre sind vergangen seit der deutsche Entwickler Crytek mit dem Ego-Shooter Far Cry die heimischen PC-Bildschirme eroberte. Nach einem Lizenzstreit mit Publisher Ubisoft verblieb das Far Cry-Universum in den Händen von Ubisoft während man bei Crytek das Crysis-Franchise etablierte. Nach dem weitgehend entäuschenden Far Cry 2 haben die Entwickler von Ubisoft Montreal für Far Cry 3 Besserung gelobt. Das Augenmerk der kanadischen Entwickler lag dabei auf der Erschaffung einer riesigen, frei begehbaren Spielwelt. Inwieweit es den Entwicklern von Ubisoft Montreal gelungen ist, die umfangreiche Spielwelt mit spannenden Missionen zu füllen, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

 

Das Spielprinzip:

Das Crafting-System von Far Cry 3Im Gegensatz zu der renomierten Konkurrenz im Ego-Shooter-Genre (Call of Duty, Killzone, Resistance etc.) bietet Far Cry 3 eine offene Spielwelt anstelle von schlauchartigen Levels und geskripteten Events. Die rund 40 Missionen der Singleplayer-Kampagne von Far Cry 3 verteilen sich dabei auf zwei weitläufige Inseln auf denen es auch abseits der eigentlichen Missionen viel zu entdecken gibt. Dabei hat der Spieler in Far Cry 3 weitgehende Handlungsfreiheit bei der Erkundung der Spielwelt. So gilt es etwa Tiere zu jagen, um aus den erbeuteten Fellen nützliche Gegenstände wie Waffen- und Munitionsgurte herzustellen. Zudem gilt es die über die Spielwelt verteilten Pflanzen zu sammeln, um daraus Spritzen mit unterschiedlicher Wirkung und Funktion (Boni auf Heilung oder Kampf) anzufertigen. Darüber hinaus stehen dem geneigten Spieler zahlreiche Nebenquests zur Auswahl. Diese erstrecken sich von Schießwettbewerben über Jagdaufträge bis hin zu Autorennen. Des weiteren gilt es, die zahlreichen Funktürme zu besetzen um dadurch den entsprechenden Kartenausschnitt aufzudecken sowie kostenlosen Zugang zu zahlreichen Waffen zu erhalten. Darüber hinaus gilt es in Far Cry 3 die zahllosen Außenposten der Piraten zu erobern, um so die Feindaktivität in der jeweiligen Umgebung nachhaltig einzuschränken. Die weitgehende Entscheidungsfreiheit des Spielers erstreckt sich in Far Cry 3 auch auf die Missionen der Story-Kampagne. Hierbei hat der Spieler die Möglichkeit seine Taktik an die jeweilige Spielsituation anzupassen. Neben Frontal- und Flankenangriffen hat der Spieler auch die Möglichkeit ein Stealth-Gameplay (Deaktivierung der Alarmsysteme, Nutzung schallgedämpfter Waffen etc.) zu etablieren. Auf diese Art und Weise motiviert Far Cry 3 den Spieler insbesondere dazu, die erfolgreich absolvierte Einzelspieler-Kampagne ein zweites Mal in Angriff zu nehmen.  

Die Hintergrundgeschichte:

Vaas Montenegro im ProfilFar Cry 3 punktet nicht zuletzt mit einer ausgeklügelten Hintergrundgeschichte samt eines glaubhaften Protagonisten und brillianter Gegenspieler. Bis zu dem gelungenen Finale der Singleplayer-Kampagne erlebt der Spieler dabei zahlreiche denkwürdige Momente, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Zu Beginn des Spieles macht der amerikanische Foto-Journalist Jason Brody mit seinen Brüdern und deren Freundinnen Urlaub in Südostasien. Nach einem adrenalintreibenden Fallschirmsprung landet ihr virtuelles Alter Ego samt Anhang auf den Rook-Islands. Hier geraten unsere Protagonisten in die Gewalt des einheimischen Piratenoberhauptes Vaas Montenegro. Dieser verdient seinen Lebensunterhalt mit der Entführung von Touristen und der Erpressung eines entsprechenden Lösegeldes. Zudem stehen auch die Herstellung von Drogen sowie Mord und Todschlag auf der Agenda des latent wahnsinnigen Piratenchefs. Dieser untersteht seinerseits dem Menschen- und Drogenhändler Hoyt Volker der eine eigene Söldnerarmee unterhält und dessen Herkunft völlig im Dunklen liegt. Jason Brody gelingt schließlich die Flucht aus der Gefangenschaft nachdem sein Bruder Grant von Vaas Montenegro getötet wurde. Anschließend macht sich Jason Brody auf die Suche nach seinen Freunden und mutiert dabei im Inselparadies der Rook Islands zum Volkshelden in dem die einheimischen Rakyat die Wiedergeburt eines sagenhaften Kriegers zu erkennen glauben. Insoweit gleicht die Hintergrundgeschichte von Far Cry 3 der Handlung unzähliger anderer Ego-Shooter, in denen sich der Spieler in der Rolle eines Auserwählten durch die virtuelle Spielwelt kämpfen muss. Ohne zuviel zu verraten sei hier jedoch angemerkt, dass sich die Hintergrundgeschichte von Far Cry 3 im weiteren Verlauf ihres Abenteuers erfreulich deutlich von den Stereotypen anderer Ego-Shooter abhebt. Dabei wirft die Entwicklung des Protagonisten vom behüteten Mittelklasse-Amerikaner zum eiskalten Racheengel letztlich auch moralische Fragen auf. Insbesondere die Frage, ob der Zweck alle Mittel heiligt drängt sich dabei in den Vordergrund. Seinen Höhepunkt findet dieser Konflikt in einer folgenschweren Entscheidung am Spielende. Bis der Abspann über den Bildschirm läuft, sind dabei auch die Grenzen zwischen Wahn und Realität immer weiter verschwommen. 

Die Grafik:

Die Weitsicht ist atemberaubendAuf der Habenseite verbucht Far Cry 3 eine wunderschöne Inselwelt samt eines dynamsichen Tag- und Nachtwechsels. Insbesondere die Weitsicht ist dabei atemberaubend. Zudem überzeugt die Grafik von Far Cry 3 mit einer spektakulären Beleuchtung bei der selbst kleine Gräser noch realistische Schatten werfen. Darüber hinaus sind auch die polygonreichen Spielermodelle überzeugend animiert. Des weiteren sind die verwendeten Texturen über jeden Zweifel erhaben. Im Ergebnis bietet Far Cry 3 somit eine hervorragend inszenierte Spielwelt. Insbesondere haben die Entwickler von Ubisoft Montreal dabei auch das "Feuer"-System von Far Cry 3 gegenüber dem Vorgänger noch einmal verbessert. Als Beispiel sei hier die realistische Ausbreitung des Feuers bei der Zerstörung einer Drogenplantage im zweiten Spieldrittel genannt. Ungeachtet der in Far Cry 3 zum Einsatz kommenden "Speed Tree"-Technologie sieht sich der Spieler zunehmend an den sich wiederholenden Versatzstücken der Nordinsel satt. Demgegenüber überzeugt die Südinsel, die der Spieler im letzten Spieldrittel betritt, mit einem stimmigen Savanen-Look.  

Der Sound:

Auch in Sachen Sound macht Far Cry 3 nahezu alles richtig. So punktet der Ego-Shooter der Entwickler von Ubisoft Montreal mit realistischen Waffensounds und einer stellenweise hervorragenden Musikuntermalung. Die Soundkulisse von Far Cry 3 unterstützt dabei kongenial die grafisch beeindruckende Spielwelt. Darüber hinaus sind die gelungenen Effekte in lupenreinem Digital Surround-Sound abgemischt und ermöglichen so die akustische Ortung ihrer Gegner. Ein Extralob verdienen sich die kanadischen Entwickler für die nahezu perfekte Synchronisation ihres Ego-Shooters. Insbesondere die deutschen Sprecher hinterlassen einen ausgezeichneten Eindruck. Da fällt es auch kaum ins Gewicht, dass der Soundtrack von Far Cry 3 abgesehen von einigen Höhepunkten nur durchschnittlich ausgefallen ist. 

Die Steuerung:

Das Fähigkeiten-System von Far Cry 3Far Cry 3 bietet dem Spieler ein eingängiges Shooter-Gameplay mit frei konfigurierbarer Steuerung und einem umfangreichen Waffenarsenal. Dabei lassen sich die Waffen in Far Cry 3 im Regelfall in zwei Stufen aufrüsten. So statten sie beispielsweise ihr Sturmgewehr im Spielverlauf mit einem Infrarot-Visier oder einem größeren Magazin aus. Darüber hinaus haben die kanadischen Entwickler eine Vielzahl von Heilpflanzen in der Spielwelt verteilt. Die Pflanzenblätter können dabei zu Spritzen verarbeitet werden, die den Spieler sofort vollständig heilen oder ihn für 30 Sekunden feuerresistent werden lassen. Darüber hinaus bietet das Handwerkssystem von Far Cry 3 dem Spieler die Möglichkeit, die Felle erlegter Tiere zu Waffen- und Munitionsgurten, Beuterucksäcken oder Brieftaschen zu verarbeiten. Das solide Handwerkssystem ist dabei nur eine der gelungenen Rollenspiel-Anleihen von Far Cry 3. In diesem Zusammenhang muss daher auch das Fähigkeiten-System von Far Cry 3 einer näheren Betrachtung unterzogen werden. So stehen dem Spieler in Far Cry 3 rund 50 Fähigkeiten zur Auswahl mit denen der Protagonist nach und nach ausgestattet werden kann. Durch das Sammeln von Erfahrungspunkten kann ihr virtuelles Alter Ego im Spielverlauf stetig verbessert werden. Die in Rede stehenden Fähigkeiten sind dabei in drei Bereiche ("Die Spinne" - Schleichen und Sammeln, "Der Reiher" - Fernkampf und Mobilität und "Der Hai" - Sturmangriff und Heilung) zu je 18 Skills aufgeteilt. Die drei Bereiche korrespondieren mit den unterschiedlichen Spielweisen ("Die Spinne" - Stealth-Gameplay, "Der Reiher" - Flexibles Gameplay, "Der Hai" - Offensives Gameplay). Die wichtigsten Fähigkeiten sollen hier kurz aufgeführt werden. Die Fähigkeit "Takedown und Verstecken" ("Die Spinne") ermöglicht es ihnen kaltgestellte Gegner aus der Gefahrenzone zu schaffen und so die Entdeckung durch die Piraten zu verhindern. Die Fähigkeit "Ninjaschritt"  ("Die Spinne") lässt ihr virtuelles Alter Ego lautlos laufen und sprinten. Insbesondere das Stealth-Gameplay wird so unterstützt. Demgegenüber verbessert die Fähigkeit "Langwaffen Experte" ("Der Reiher") die Präzision des Sturmgewehres. Die Fähigkeit "Atemkontrolle" ("Der Reiher") eignet sich perfekt für Scharfschützen. So kann das Fadenkreuz ihres Scharfschützengewehres fortan viermal länger stillgehalten werden. Von besonderer Bedeutung ist die Fähigkeit "Takedown" ("Der Hai"). Mit dem heimlichen Standardmanöver lassen sich Gegner lautlos von hinten ausschalten. Zudem kassiert der Spieler dabei mehr Erfahrungspunkte als bei herkömmlichen Abschüssen. Die Fähigkeit "Schwerer Niederschlag" ("Der Hai") ermöglicht hingegen die gezielte und schnelle Ausschaltung der schwer gepanzerten "Heavys". Schließlich soll hier auf die Fähigkeit "Konditionierungstalent" ("Der Hai") eingegangen werden. Der Spieler erhält dabei jeweils einen zusätzlichen Gesundheitsbalken. Dieser kann in den anspruchsvollen Feuergefechten mit den Piraten von Vaas Montenegro bzw. der Söldner-Armee von Hoyt Volker den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Abschließend soll hier auf die Fähigkeiten "Feldsanitäter" und "Feldchirurg" ("Der Hai") eingegangen werden. Die in Rede stehenden Fähigkeiten ermöglichen jeweils die gezielte Heilung mehrerer Gesundheitsbalken. Für jeden erlernten Skill erhält ihre Spielfigur einen Teil einer Tätowierung eingeritzt, die das jeweilige Talentbaum-Wappentier symbolisiert. Die Aufgabe des Tätowierers übernimmt zunächst ihr Freund Dennis Rogers, während die späteren Tatoos von der Rakyat-Anführerin Citra Talugmai gestochen werden. Darüber hinaus soll hier auf das Waffensystem von Far Cry 3 eingegangen werden. Die unterschiedlichen Waffen in Far Cry 3 teilen sich in insgesamt 10 Kategorien auf. Das Waffenarsenal des Ego-Shooters von Ubisoft Montreal reicht dabei von der Pistole bis zum Granatwerfer. Alle Waffen sind dabei im lokalen Einzelhandel zu erwerben. Im Angebot finden sich neben den Standardwaffen auch Spezialwaffen wie Bogen und Flammenwerfer. Schließlich kann der Spieler hier auch nützliche Gadgets wie ein universell einsetzbares Reperaturwerkzeug oder schusssichere Westen erwerben. Außerdem finden sich auch Konsumartikel (Gesundheitsspritzen) im Angebot. Alternativ dazu finden sie an Schnellreise-Zielpunkten auch Waffenschränke, in denen sie ebenfalls Waffen und Munition erwerbern können. Zudem werden durch die Eroberung von Funktürmen bzw. die Beseitigung der entsprechenden Störsender zahlreiche Gratis-Waffen kostenlos verfügbar. Ein wichtiges Gadget in Far Cry 3 ist zudem die Kamera des Protagonisten. Mit Hilfe des Zooms der Kamera werden Gegner markiert. Fortan sind ihre Feinde durch ein rotes Icon (Standardsoldat, Draufgänger, Scharfschütze, Heavy) gekennzeichnet. Zudem werden derart markierte Gegner auch auf der unverzichtbaren Minimap am linken unteren Bildschirmrand angezeigt. Darüber hinaus haben die Entwickler von Ubisoft Montreal in Far Cry 3 ein Erfahrungspunktesystem implementiert. Dieses belohnt die meisten der Aktivitäten in der offenen Spielwelt mit zusätzlichen Erfahrungspunkten. Bei entsprechend gefülltem Balken gibt es dann einen Fähigkeitspunkt als Belohnung. Dank der verwendeten "Havoc"-Engine kann auch die Fahrphysik von Far Cry 3 überzeugen. Der umfangreiche Fuhrpark des Ego-Shooters umfasst dabei unter anderem Jeeps, Buggys, Quads, Patrouillenboote sowie Jetskis. Die entsprechenden Fahrzeuge laden dabei zu Erkundungstouren in der weitläufigen Spielwelt ein. Ein besonderes Highlight sind hierbei die sporadisch in der Spielwelt auftauchenden Gleiter. Diese ermöglichen die Überbrückung größerer Distanzen und bieten zudem eine atemberaubende Weitsicht. Den Spieler erwartet bei den Flügen über die Inselwelt ein wunderschönes Panorama. Alternativ zu der motorisierten Fortbewegung über die Inselwelt kann der Spieler die komfortable Schnellreise-Funktion von Far Cry 3 nutzen. Mit Hilfe dieser Option lässt sich schnell zwischen zwei Punkten auf den riesigen Inseln wechseln. Während der Missionen nutzt Far Cry 3 fair verteilte Checkpoints. Hinsichtlich der KI der Gegner ist festzuhalten, dass diese recht aggressiv agiert und zudem Granaten sinnvoll einsetzt. Zudem gehen ihre Widersacher geschickt in Deckung und rufen fast immer Verstärkung herbei. Leider kommt es in Far Cry 3 vereinzelt zu KI-Aussetzern. Zudem lassen sich ihre Gegner teilweise zu leicht austricksen oder laufen unmotiviert direkt in ihr Gewehrfeuer. Dennoch stellt Far Cry 3 insbesondere auf den höheren der insgesamt drei Schwierigkeitsgrade eine echte Herausforderung dar. Ein Kritikpunkt ist hingegen der umständliche Waffenwechsel in Far Cry 3. Entgegen den Genre-Konventionen wechselt der Spieler in Far Cry 3 die Waffen nicht über die "Dreieck"-Taste des Controllers. Vielmehr muss der Spieler L2 gedrückt halten um zunächst in das entsprechende Auswahlmenü zu gelangen. Das manuelle Wechseln der Waffe unterbricht so den Spielfluss unnötig. Insbesondere in heiklen Feuergefechten entsteht dem Spieler dabei ein merklicher Nachteil. Zudem erlaubt Far Cry 3 während der Missionen kein freies Speichern. Unverständlicherweise verwendet Far Cry 3 dabei nur einen einzigen Speicherstand. Insbesondere das nachträgliche "Springen" zu bereits absolvierten Missionen ist daher nicht möglich. Allerdings hat der Spieler nach dem Ende der Story-Kampagne die Möglichkeit, in die offene Spielwelt zurückzukehren, um so etwaige bislang nicht absolvierte Nebenmissionen (Jagdaufträge, Wettrennen etc.) zu erfüllen. Zudem bietet sich dem Spieler hier die Möglichkeit diverse Außenposten zu erobern oder Sammlungen zu vervollständigen. Letzteres umfasst insbesondere die sog. "Briefe der Verlorenen" welche die Geschichte der Rook Islands nach der japanischen Invasion im 2. Weltkrieg illustrieren.    

Die Atmosphäre:

Amanaki ist die letzte Rebellen-BastionHinsichtlich der Atmosphäre besticht Far Cry 3 mit einer wunderschönen Spielwelt und zahllosen dynamischen Events. Positiv zu erwähnen sind hierbei insbesondere die eindrucksvollen Zwischensequenzen in Spielgrafik welche die umfangreiche Hauptstory gekonnt vorantreiben. Generell gilt, dass es in der Spielwelt von Far Cry 3 viel zu entdecken gibt. Hier haben die Entwickler von Ubisoft Montreal aus den Schwächen des Vorgängers gelernt und mit Far Cry 3 eine ungleich belebtere Spielwelt geschaffen. In der Folge ist dann auch die für das Spielerlebnis wichtige Harmonie zwischen offener Spielwelt und Story-Missionen weitgehend gegeben. Zudem ist die reichhaltige Flora und Fauna der tropischen Inselwelt nicht nur zum Bewundern dar. So können sie Pflanzen pflücken (unterteilt in die 4 Kategorien rot, gelb, grün und blau) oder wilde Tiere erlegen um diese zu häuten. Dank des Handwerkssystemes von Far Cry 3 stellen sie aus den gesammelten Rohstoffen Waffengurte, Munitionsbeutel oder Brieftaschen her. Alternativ dazu verarbeiten sie die gesammelten Blätter zu Spritzen für die Bereiche Heilung, Kampf, Jagd und Entdeckung. Ein wichtiger Part von Far Cry 3 ist dabei die glaubhaft umgesetzte Tierwelt. Dabei kann die vollständig simulierte Tierwelt sogar den Kampfverlauf beinflussen, da fleischfressende Tiere nicht nur Beutetiere sondern gegebenfalls auch Menschen angreifen. Zudem steht es dem Spieler frei, die insgesamt 18 Funktürme zu erklimmen, um so weitere Kartenabschnitte freizuschalten. Alternativ dazu können auch die 34 feindlichen Außenposten eingenommen werden, um dadurch neue Schnellreiseziele zu schaffen. Ein wichtiger Pluspunkt von Far Cry 3 ist die hohe Flexibilität bei der Spielweise. So steht es dem Spieler frei, ob er zum Frontalangriff ansetzt oder die Gegner lieber aus der Distanz eliminiert. Darüber hinaus kann der Spieler auch auf ein Stealth-Gameplay mitsamt spektakulärer Takedowns setzen. Die unterschiedlichen Taktiken zur Absolvierung der 40 Story-Missionen umfassen dabei auch den Einsatz von C4-Sprengstoff, Minen und Handgranaten sowie die Verwendung eines schallgedämpften Scharfschützengewehres im Stile der "Hitman"-Serie. Darüber hinaus hat der Spieler auch die Möglichkeit, die lokalen Alarmsysteme an den unterschiedlichen Schauplätzen auszuschalten. In diesem Zusammenhang ist auch das gelungene Leveldesign zu erwähnen, dass den Spieler an unterschiedlichen Zielorten vor herausfordernde Aufgaben stellt. Dabei wirken Spielmechanik, Steuerung und Spielwelt wie aus einem Guss und können weitgehend überzeugen. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Pluspunkt von Far Cry 3 sind die stimmigen, herrlich überzeichneten Charaktere des Ego-Shooters. Neben den bereits vorgestellten Antagonisten Vaas Montenergo und Hoyt Volker tummeln sich noch allerhand andere Widersacher in der Spielwelt von Far Cyr 3. Da wäre beispielsweise der Australier "Buck" Hughes zu nennen für den der Spieler einen mysteriösen Dolch aus einer unterirdischen Tempelanlage beschaffen soll. Der Zweck der Übung ist dabei der angestrebte Austausch des Dolches gegen einen von Jason Brodys Freunden, den der Australier gefangen hält. Jason Brody hat in Far Cry 3 jedoch nicht nur Feinde sondern erhält vielmehr auch Unterstützung seitens der eimheimischen Rebellen. So rettet der Liberianer Dennis Rogers bereits zu Spielbeginn ihrem virtuellen Alter Ego das Leben. In der Annahme das es sich bei Jason Brody um die Reinkarnation eines großen Kriegers handelt, beginnt dieser mit einem Tatoo auf dem linken Unterarm des Protagonisten. Dieses wächst dabei im späteren Spielverlauf mit jeder neu erlernten Fähigkeit an und symbolisiert so die Vita des Helden. Schließlich stellt Dennis Rogers auch den Kontakt zu Citra Talugmai her. Die Schwester von Vaas Montenegro ist zugleich die spirituelle Anführerin der einheimischen Rakyat. Sie hält Jason Brody ebenfalls für die Wiedergeburt eines legendären Kriegers. Zudem arbeitet sie auf den Tod ihres Bruders hin. Ein weiterer Verbündeter im Kampf gegen die Piraten ist Doktor Earnhardt. Dieser wohnt im äußersten Westen der ersten Insel und liefert damit das ideale Versteck für die befreiten Freunde des Protagonisten. Darüber hinaus konsumiert der Arzt reichlich halluzinogene Pilze. Im Folgenden soll auf einige Highlights der Singleplayer-Kampagne von Far Cry 3 Bezug genommen werden. So beginnt die Reise des Spielers in der Basis der Rebellen (Amanaki Town), die zugleich eine der letzten sicheren Bastionen der Ureinwohner darstellt. Dieser Stützpunkt dient als Ausgangspunkt für die Erkundung der Spielwelt und die ersten Jagdversuche im Süden der Rebellenbastion. Der weitere Spielverlauf führt Jason Brody in den Westen der ersten Insel. Hier trifft der Spieler auf den bereits erwähnten Doktor Earnhardt. Der drogenabhängige Arzt gewährt den befreiten Freunden des Protagonisten ein scheinbar sicheres Versteck. Der nächste Wegpunkt ist der "Temple"-Gateway. Hier trifft Jason Brody erstmals auf die geheimnisvolle Citra. In einer Vision sieht ihr virtuelles Alter Ego dabei einen seltsamen Dolch. Um diesen im Auftrag von "Buck" Hughes zu beschaffen, reist der Spieler zu einer unterirdischen Tempelanlage mit dem Ziel das seltene Artefakt schließlich gegen einen seiner gefangenen Freunde auszutauschen. Danach reist der Spieler in den Nordosten der ersten Insel. In Badtown muss der Spieler mittels eines Flammenwerfers die Drogenfelder von Vaas Montenegro und seinen Boss Hoyt Volker in Brand stecken. Schließlich betritt der Protagonist die zweite Insel. Auf der Südinsel gilt es dabei weitere Funktürme zu besetzen und gegnerische Außenposten der Söldnerarmee von Hoyt Volker zu übernehmen. Dabei gestaltet sich die Eroberung dieser Stützpunkte im weiteren Spielverlauf zunehmend komplizierter. Insbesondere bekommt es Jason Brody nun häufiger mit Scharfschützen und gepanzerten Gegnern zu tun. Letztere verfügen auf der Südinsel dabei häufig über Flammenwerfer. Anschließend geht die Reise weiter in den Süden der insel ("The Compound") wo Jason Brody durch Sam Becker mit Hoyt Volker bekannt gemacht wird. Sam Baker ist dabei einer von Hoyts Söldnern der jedoch im Verlauf seiner Karriere die Seite gewechselt hat und nun Jason Brody wertvolle Dienste im Kampf gegen die Söldnerarmee leistet. Die weitere Reise führt Jason Brody zu einem Treibstofflager im Südwesten der zweiten Insel. Hier gilt es für den Protagonisten mit Hilfe von Sam Becker insgesamt vier Treibstoffdepots zu sprengen. Zum Auftakt des fulminanten Finales von Far Cry 3 muss der Spieler dann eine Satellitenanlage sprengen um damit die Kommunikation zwischen den Einheiten von Hoyt Volkers Söldnerarmee lahmzulegen. Daraufhin kommt es zu einer folgenschweren Pokerpartie im Hauptquartier von Hoyt Volker. Nachdem er schließlich seine überlebenden Freunde gerettet hat, steht Jason Brody am Spielende zudem vor einer tiefgreifenden Entscheidung. Insoweit haben die Entwickler von Ubisoft Montreal erkennbar an dem Grundübel des Serienvergängers gearbeitet und die riesige Spielwelt mit ausreichend Abwechslung versehen. Allerdings ist insoweit einschränkend anzumerken, dass die Spielwelt von Far Cry 3 im Gegensatz zu nativen "Open World"-Spielen wie GTA 4 oder Red Dead Redemption doch recht leer wirkt. Während sich der Spieler in den erstgenannten Spielen stundenlang in einer Spielwelt voller Optionen verlieren kann, bietet Far Cry 3 abgesehen von den gelungenen Nebenquests vorrangig redundante Aufgaben wie das Erklimmen der insgesamt 18 Funktürme oder die Eroberung der 34 Piraten-Außenposten. Zudem ist es in Far Cry 3 auch möglich, zu spannenden Pokerpartien gegen die Einheimischen anzutreten. Die Missionen der Einzelspieler-Kampagne sind dabei linear aufgebaut. Demgegenüber ist die Erkundung der Spielwelt von den kanadischen Entwicklern als offene "Sandbox"-Spielwelt konzipiert wurden. Die offene Spielwelt ist dabei kein Selbstzweck. So erwirbt der Spieler beispielsweise neue Waffen und Munition, die ihm fortan auch innerhalb der Missionen zur Verfügung stehen. Dabei bieten die insgesamt 40 Missionen der Singleplayer-Kampagne von Far Cry 3 rund 30 Stunden Spielspaß. Weitere Kritikpunkte an Far Cry 3 sind allerdings die stellenweise langen Fahr- und Laufwege und ein durchwachsenes Balancing im Hinblick auf das implementierte Handwerkssystem. Insbesondere das Einsammeln von Tierfellen und Heilpflanzen wirkt hierbei recht schnell redundant und nimmt dem Spieler somit den Spaß an umfangreichen Erkundungstouren in der riesigen Spielwelt. Zudem verfügt der durchschnittliche Spieler schon recht früh im Spielverlauf über mehr Geld, als er ausgeben kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine entsprechend erweiterte Brieftasche. Das Bargeld findet der Spieler dabei entweder in den zahllosen Kisten oder aber bei der obligatorischen Plünderung der ausgeschalteten Gegner. Darüber hinaus liegt in vielen Levels eine beträchtliche Menge an Bargeld frei herum und wartet gewissermaßen auf den Spieler. Der auschließliche Verwendungszweck des gehorteten Geldes besteht dabei im Kauf neuer Waffen samt der entsprechenden Munition sowie im käuflichen Erwerb von Waffenaufsätzen (Infrarot-Visier, Schalldämpfer etc.). Dabei hat der Spieler schon früh im Spielverlauf uneingeschränkten Zugriff auf alle Waffen (Handfeuerwaffen, Schrotgewehre, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, LMGs, Flammenwerfer etc.). Insbesondere befindet sich im Waffenarsenal von Far Cry 3 auch ein Bogen, der die lautlose Ausschaltung von Gegnern ebenso ermöglicht wie das Verschießen von explosiven Sprengpfeilen. Leider haben es die Entwickler von Ubisoft Montreal dabei versäumt, die Spielwelt mit nützlichen Extras zu versehen. So finden sich in der weitläufigen Spielwelt beispielsweise keine besonders attraktiven Waffen oder Waffenaufsätze. Zudem gleichen sich auch die Fahrzeuge in Far Cry 3 merklich.          

Der Multiplayer-Modus:

Far Cry 3 verfügt über einen Koop-ModusNeben einem hervorragenden Singleplayer-Modus mit insgesamt 40 Missionen bietet Far Cry 3 dem Spieler auch einen umfangreichen Koop-Modus. In diesem erlebt der Spieler mit bis zu drei Online-Kameraden in sechs Kapiteln eine eigene Story-Kampagne. Diese dreht sich um vier Mitglieder einer Schiffsbesatzung, die von ihrem Kapitän böse hintergangen worden sind. Ohne zuviel zu verraten sei hier festgehalten, dass der Koop-Modus von Far Cry 3 mit großartigen Protagonisten überzeugt. Darüber hinaus erfordert der Koop-Modus von Far Cry 3 immer wieder echtes Teamwork.  Schließlich bietet Far Cry 3 dem geneigten Spieler auch einen vollständigen Online-Modus. Der Online-Part von Far Cry 3 umfasst dabei die Spielmodi "Team Deathmatch", "Kampfzone", "Feuerzone" und "Übertragung". Alle Spielmodi sind dabei für maximal 18 Spieler ausgelegt. An dieser Stelle soll jedoch auch erwähnt werden, dass Far Cry 3 zunächst über Ubisofts "Uplay"-Dienst online aktiviert werden muss. Dazu ist eine Internet-Verbindung notwendig. Im Anschluss an die Aktivierung lässt sich das Spiel dann auch im Offline-Modus starten. Ein eventueller Weiterverkauf ist anschließend jedoch nicht mehr möglich.  

Fazit und Gesamtwertung:

Far Cry 3 überzeugt mit einer spannenden Hintergrundgeschichte, die merkliche Anleihen an Joseph Conrads "Herz der Finsternis" aufweist. Insbesondere die Charaktere in Far Cry 3 wissen dabei zu überzeugen. So balancieren vor allem die Antagonisten in Far Cry 3 gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Vernunft und Wahnsinn. Letztlich motiviert die überzeugende Hintergrundgeschichte zum erneuten Durchspielen der insgesamt 40 Einzelspieler-Missionen. Positiv zu erwähnen ist darüber hinaus die weitgehende taktische Freiheit in den Missionen der Singleplayer-Kampagne und bei der optionalen Eroberung von feindlichen Außenposten. Dem Spieler steht es dabei frei, auf Frontal- oder Flankenangriffe zu setzen oder aber ein Stealth-Gameplay zu etablieren. Darüber hinaus haben die Entwickler von Ubisoft Montreal erkennbar am Grundübel des Vorgängers Far Cry 2 gearbeitet. Im Gegensatz zum zweiten Serienteil bietet Far Cry 3 eine weitaus belebtere Spielwelt mit motivierenden Nebenaufgaben. Zudem punktet Far Cry 3 mit einer glaubhaft simulierten Tierwelt und einem umfangreichen Handwerkssystem. Darüber hinaus hat der Spieler die Möglichkeit, sein virtuelles Alter Ego im Spielverlauf mit neuen Fähigkeiten zu versehen. Die offene Spielwelt und die Story-Missionen sind dabei gut aufeinander abgestimmt. Zudem macht eine sanfte Lernkurve den Spieler in den ersten Missionen nach und nach mit wichtigen Strategien vertraut. Leider hat der Spieler während der Missionen der Singleplayer-Kampagne von Far Cry 3 keine Möglichkeit den Spielstand zu sichern. Die von den Entwicklern gesetzten Checkpoints fallen in Far Cry 3 jedoch durchaus fair aus. Unverständlich bleibt allerdings, warum die kanadischen Entwickler in Far Cry 3 mit nur einem einzigen Speicherstand arbeiten. Durch diese mehr als diskutable Designentscheidung hat der Spieler keine Möglichkeit, einzelne Missionen gezielt ein zweites Mal in Angriff zu nehmen. Darüber hinaus kommt es in Far Cry 3 zu seltenen KI-Aussetzern. Zudem hätten auch die Menüs für Fähigkeiten und Inventar benutzerfreundlicher ausfallen können. Außerdem sollten die kanadischen Entwickler das Handwerkssystem von Far Cry 3 noch sorgfältiger ausbalancieren. Zudem verfügen einzelne Missionen lediglich über ein begrenztes Einsatzgebiet. Beim Überschreiten der entsprechenden Grenzen droht ein Neuanfang der jeweiligen Mission. Insofern haben die Entwickler von Ubisoft Montreal ihr "Open World"-Gameplay nicht konsequent genug umgesetzt. Diese Kritikpunkte vermögen den hervorragenden Gesamteindruck von Far Cry 3 jedoch nicht nachhaltig zu trüben. Vielmehr zählt Far Cry 3 zweifelsohne zu den besten Ego-Shootern des Jahres. 

 

Spielspaßwertung: 89 %

 

Releasedatum: 29.11.2012

 

Technische Daten:

  • Publisher: Ubisoft
  • Entwickler: Ubisoft Montreal
  • Videomodi: 720p
  • USK: ab 18