Die Neuauflage der Tuning-Raserei im Test !
Mit Need for Speed Underground 2 veröffentlicht Electronic Arts den mittlerweile achten Teil der erfolgeichen Rennspielserie. Wie schon der Vorgänger spielt auch Need for Speed Underground 2 in der illegalen Rennfahrerszene. Wir klären in unserem Test, ob sich der Kauf des neuesten Serienteils wirklich lohnt.
Das Spielprinzip:
Das Grundprinzip von Need for Speed Underground 2 ist schnell erklärt. Sie kommen als hoffnungsvoller Nachwuchsrennfahrer in die virtuelle Stadt Bayview. Hier tauchen sie in die illegale Rennfahrerszene ein. Ihr Geld verdienen sie sich durch die erfolgreiche Teilnahme an den nächtlichen Straßenrennen. Mit dem dabei verdienten Geld kaufen sie neue Autos oder tunen ihre bereits vorhandenen Wagen. Mit ihren Erfolgen wächst somit auch die Motorleistung ihrer Autos. Dadurch können sie wiederum an immer lukrativeren Rennen teilnehmen. Am Ende verschaffen ihnen Rennsiege und eindrucksvoll getunte PS-Boliden die langersehnte Anerkennung in der Rennfahrerszene von Bayview. Vielleicht haben sie ja sogar das Zeug, zum "König" der nächtlichen Rennen aufzusteigen.
Die Neuheiten:
Im Vergleich zum direkten Vorgänger Need for Speed Underground hat Electronic Arts einige neue Features integriert. So bietet Need for Speed Underground 2 erstmals in der Seriengeschichte eine frei befahrbare Stadt. Eine übersichtliche Karte zeigt ihnen dabei, wo sich die illegale Rennfahrerszene zu einem Rennen trifft. Dabei stehen stets mehrere Turniere zur Auswahl. Ein Navigationssystem führt sie auf dem kürzesten Weg zu dem jeweiligen Event. Zudem feiert mit den sog. "Street X"-Rennen ein neuer Rennmodus sein Debüt. In diesem Modus kämpfen sie auf engen und extrem kurvigen Rundkursen gegen drei andere Autos um den ersten Platz. Dabei agiert die überarbeitete KI sehr aggressiv. So drücken sie die Computergegner gnadenlos gegen die Bande. Zudem beherrscht die KI die riskanten Driftmannöver nahezu perfekt. Ebenfalls neu ist die sog. "Underground Racing League". In diesem Rennmodus fahren sie auf insgesamt 11 Rundkursen gegen jeweils 5 Konkurrenten. Bei den Rennstrecken handelt es sich um stillgelegte Teststrecken oder Landebahnen. Entsprechend hoch ist daher auch der Vollgasanteil in den Rennen der Underground Racing League. Der dritte neue Rennmodus ist das sog. "Outrun". Dieser Wettkampf findet ohne vorgegebene Route in der offenen Metroploe Bayview statt. Der Führende gewinnt dabei erst dann, wenn er auf seine Verfolger einen Vorsprung von 300 Metern herausgefahren hat. Je nach fahrerischem Können dauert die Verfolgungsjagd bis zu zehn Minuten. Erstmals bietet Need for Speed Underground 2 auch die Möglichkeit sich einen eigenen Fuhrpark anzulegen. Während sie im direkten Vorgänger nur ein Auto besitzen konnten, bietet ihnen der neueste Serienteil eine eigene Garage. Sie haben somit die Möglichkeit, unterschiedliche Autos individuell zu tunen. Des weiteren haben die Entwickler von Electronic Arts die Anzahl der im Spiel enthaltenen Autos auf mittlerweile 30 erhöht. Auch bei der nahezu unüberschaubaren Anzahl von offiziell lizenzierten Tuningteilen hat Need for Speed Underground 2 gegenüber dem direkten Vorgänger noch einmal zugelegt. So gibt es nun beispielsweise erstmals die Möglichkeit, sein Auto mit Flügeltüren und Audioanlagen aufzurüsten. Schließlich haben die Entwickler auch noch dynamische Wetterwechsel integriert und die Fahrphysik samt Steuerung überarbeitet.
Die Grafik:
Need for Speed Underground 2 fährt grafisch zweifellos um die Genrekrone mit. So sind die 30 offiziell lizenzierten Autos äußerst polygonreich und detailiert modelliert. Die Wagen sehen ihren realen Vorbildern dabei zum Verwechseln ähnlich und tragen somit wesentlich zum positiven grafischen Gesamteindruck bei. Auch die unterschiedlichen Rennstrecken sind optisch abwechslungsreicher als die entsprechenden Pendants im direkten Vorgänger. So tauchen unzählige Lichtquellen (Reklameschilder, farbige Scheinwerfer etc.) die virtuelle Stadt Bayview in ein buntes Licht. Die Bandbreite reicht dabei vom Industriegebiet "Coal Harbour" bis zum noblen Villenviertel "The Hights". Während in Coal Harbour dunkle Farben den Schmutz des heruntergekommenen Industriegebietes förmlich spühren lassen, finden sich in The Hights stilvolle Prunkbauten mit ausgedehnten Gärten. Zudem tragen zahlreiche optische Datails zu dem stimmigen grafischen Gesamteindruck einer belebten Metropole bei. So geben geschmeidig animierte Grid Girls das Startzeichen für die illegalen Nachtrennen und ersetzen damit den Countdown anderer Rennspiele. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man sogar, dass sich die Bäume am Straßenrand im Wind bewegen. Ein optisches Highlight sind auch die Spiegelungen, die herabfallende Regentropfen auf der virtuellen Kamera verursachen. In ihnen spiegelt sich die gesamte Umgebung wieder. Auch der gegenüber dem Vorgänger weiter verbesserte "Motion Blur"-Effekt ist ein echter Hingucker. Wenn sie bei hohem Tempo die Nitro-Taste drücken, verschwimmt die gesamte Umgebung. Dieser stylische Grafikeffekt vermittelt ein sehr beeindruckendes Geschwindigkeitsgefühl. Zu überzeugen wissen auch die Zwischensequenzen, die die Story des Spiels illustrieren. Dabei wird ihr Aufstieg zum "König" der illegalen Rennszene mittels stimmiger Comic-Sequenzen geschildert. Stil und Farbgebung der Cartoons fügen sich dabei nahtlos in das optische Gesamtdesign des Rennspiels ein.
Der Sound:
Die Soundkulisse von Need for Speed Underground 2 kann ebenfalls überzeugen. Das Spiel unterstützt 5.1-Surround Sound und entfaltet erst im Zusammenspiel mit einem entsprechenden Surround-System seine volle Faszination. Dank perfekt positionierter Surround-Effekte wird dabei auch der serientypische Geschwindigkeitsrausch unterstützt. Insbesondere bei Hochgeschwindigkeitsrennen auf den virtuellen Highways können sie ihre Gegner auch akkustisch orten. Zudem dröhnen die Motorensounds der 30 offiziell lizenzierten Autos realistisch aus den Boxen des Spielers. Schließlich sorgt ein Soundtrack mit Künstlern wie Queens of the Stone Age oder Paul van Dyck für die passende akkustische Untermalung des Rennspektakels. Die Bandbreite der vertretenen Musikstile reicht dabei von Punk über Rap bis hin zu elektronischer Musik.
Die Steuerung:
Need for Speed Underground 2 steuert sich mittels Gamepad nahezu problemlos. Die serientypische Arcade-Steuerung wurde gegenüber dem Vorgänger nochmals überarbeitet. Allerdings ist kritisch anzumerken, dass sich die Autos insbesondere in den Hochgeschwindigkeitsrennen teilweise etwas schwammig steuern. Ein weiterer Kritikpunkt ist die umständliche Bedienung beim Kauf von Tuningteilen. Noch im Vorgänger wurde neu freigeschaltetes Zubehör in den Menüs durch entsprechende Symbole hervorgehoben. In Need for Speed Underground 2 müssen sie die virtuellen Regale jedoch selbstständig nach aktuellen Angeboten durchsuchen. Auch wenn sie ihre Managerin Rachel per SMS über neue Tuningteile informiert, kostet sie dieser Designschnitzer dennoch jede Menge Spielzeit. Durch den Verzicht auf ein Schadensmodell ergeben sich zudem einige unschöne Exploits. So können sie gegnerische Autos oder die zahlreichen Streckenbegrenzungen als "Bremshilfe" benutzen. Indem sie gezielt mit derartigen Hindernissen kollidieren, sparen sie gegenüber einer realistischen Fahrweise entscheidende Sekunden ein. Lobend erwähnt werden muss hingegen der ausgewogene Schwierigkeitsgrad von Need for Speed Underground 2. Während der Vorgänger anfangs zu leicht war und den Spieler später in kaum zu meisternde Turniere schickt, bleiben die Rennen im neuesten Serienteil stets fair und herausfordernd.
Die Atmosphäre:
Der mittlerweile achte Teil von Electronic Arts erfolgreicher Rennspielserie überzeugt vor allem durch sein stimmiges Szenario und eine dichte Atmosphäre. Größter Pluspunkt gegenüber dem direkten Vorgänger ist dabei die frei befahrbare Metropole Bayview. Die virtuelle Stadt erinnert mit ihren Palmenalleen und der grandiosen Skyline stark an Los Angeles. Dabei tauchen unzählige Lichtquellen Bayview in buntes Licht und erzeugen so eine stimmige Umgebung. Auch die insgesamt fünf unterschiedlichen Stadtteile tragen dazu bei, dass auf den virtuellen Straßen von Bayview keine Langeweile aufkommt. Dabei haben die Entwickler rund 200 Kilometer an virtuellen Straßen in Bayview verlegt. Im Ergebnis entsteht so eine glaubwürdige virtuelle Metropole. Auch die große Auswahl von rund 30 offiziell lizenzierten und polygonreich modellierten Autos trägt zur dichten Atmosphäre des Rennspiels bei. Insbesondere ist auch der Verzicht auf Autos europäischer Nobelmarken oder reinrassige Sportwagen nachvollziehbar. Entsprechend des Szenarios liegt der Reiz von Need for Speed Underground 2 vielmehr darin, ein Volumenmodell großer Hersteller (VW Golf, Ford Focus, Opel Corsa, Toyota Corolla etc.) durch umfangreiches Tuning gekonnt zu individualisieren. So trägt letztlich auch die Auswahl an spielbaren Autos seitens der Entwickler zu der glaubhaften Umsetzung des Tuning-Szenarios bei. Zudem haben die Entwickler von Electronic Arts das Szenario der illegalen Straßenrennen auch ansonsten stimmig umgesetzt. Insbesondere die nahezu unbegrenzte Vielfalt an offiziell lizenzierten Tuningteilen kann überzeugen. So finden sie überall in der Stadt diverse Läden, in denen es Spoiler, Scheinwerfer, Felgen, Motorhauben oder ganze Bodykits zu kaufen gibt. Zudem haben sie die Möglichkeit, ihr Auto individuell zu lackieren. Hierbei können sie auf eine Vielzahl von Vinyls und Decals zurückgreifen. Der Kreativität des Spielers sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt. Letztlich können sie beinahe jedes Detail ihres virtuellen Boliden modifizieren. Das Spiel lässt sie sogar die Seitenspiegel oder den Tacho ihres Autos individuell gestalten. Auch die gelungene Künstliche Intelligenz ihrer computergesteuerten Kontrahenten kann überzeugen. So fahren die Computergegner sehr aggressiv und beherrschen auch riskante Driftmannöver. Zudem unterlaufen auch ihren virtuellen Kontrahenten von Zeit zu Zeit glaubwürdige Fahrfehler. Negativ ist jedoch anzumerken, dass die Computergegner häufig in Kolonne fahren und sich untereinander keine echten Positionskämpfe liefern. Zur gelungenen Atmosphäre von Need for Speed Underground 2 trägt auch die Vielzahl an stimmigen Details bei. So steht etwa anstatt des berühmten "Hollywood"-Schriftzuges der Name "Bayview" in beleuchteten Lettern auf den Hügeln der virtuellen Metropole. Darüber hinaus sind in diesem Zusammenhang die abwechslungsreichen Strecken, der dynamische Wetterwechsel und der gelungene "Motion Blur"-Effekt lobend zu erwähnen. Ein Atmosphäremanko ist hingegen der Verzicht der Entwickler auf ein Schadensmodell. So haben etwa Zusammenstöße mit dem nächtlichen Stadtverkehr oder Kollisionen mit Brückenpfeilern keinerlei Einfluss auf die Karosserie oder gar das Fahrverhalten. Zwar bersten bei einem Unfall die Fensterscheiben ihres Autos, jedoch sind diese schon nach dem automatischen Zurücksetzen auf die Straße wieder vollkommen intakt. Zusammen mit den bereits angesprochenen Exploits stellt der Verzicht auf ein Schadensmodell einen durchaus gravierenden Kritikpunkt dar.
Der Multiplayer-Modus:
Einer der größten Kritikpunkte am direkten Vorgänger von Need for Speed Underground 2 war die fehlende LAN-Unterstützung. Die Entwickler von Electronic Arts haben sich die entsprechende Kritik zu Herzen genommen und haben den achten Teil der erfolgreichen Rennspielserie wieder mit einem vollwertigen Offline-Multiplayermodus ausgestattet. Im Multiplayer-Modus stehen dem Spieler dabei alle Rennmodi, Strecken und Autos der Einzelspielerkampagne zur Verfügung. Voraussetzung ist hierbei lediglich, dass sie die entsprechenden Strecken und Autos im Einzelspielermodus bereits freigeschaltet haben. Je nach Rennmodus können bis zu sechs Spieler online oder im lokalen Netzwerk gegeneinander antreten. Im Ergebnis fesselt der um LAN-Unterstützung erweiterte Multiplayer-Modus von Need for Speed Underground 2 langfristig an den Bildschirm.
Fazit und Gesamtwertung:
Electronic Arts hat den ohnehin schon guten Vorgänger Need for Speed Underground an den richtigen Stellen verbessert. Insbesondere das Konzept der frei befahrbaren Metropole Bayview kann überzeugen. Allerdings muss der Spieler letztlich doch alle Einzelrennen erfolgreich absolvieren. Damit ist der Einzelspielermodus trotz der offenen Stadt weiterhin linear. Dennoch vermittelt die stimmig umgesetzte Metropole Bayview dem Spieler gekonnt das subjektive Gefühl von spielerischer Freiheit. Auch die weiteren Neuerungen (zusätzliche Autos, neue Rennmodi etc.) fügen sich sinnvoll in das Szenario der illegalen Straßenrennen ein. Unverständlich bleibt jedoch, warum die Entwickler auch in Need for Speed Underground 2 auf die spannenden Verfolgungsjagden mit der Polizei verzichten. Diese hätten sich schließlich wunderbar in das Szenario eingefügt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Need for Speed Underground 2 ein nahezu rundum gelungenes Action-Rennspiel ist. Insbesondere Grafik und Sound befinden sich auf einem hohen Niveau. Dies führt zu einer gelungenen Umsetzung des trendigen Tuning-Szenarios. Fans von Filmen wie "The Fast and the Furious" und Anhänger unkomplizierter Arcade-Rennspiele können daher bedenkenlos zugreifen. Aber auch für alle anderen Spieler ist Need for Speed Underground 2 nicht zuletzt aufgrund des ausgezeichneten Multiplayer-Modus definitiv einen Blick wert.
Spielspaßwertung: 84 %
Releasedatum: 18.11.2004
Minimale Systemanforderungen:
- Windows XP oder Windows 2000
- Prozessor: 1 GHz Pentium 3
- Speicher: 256 MB RAM
- Grafikkarte: GeForce 2 / Radeon 7500, 32 MB
- Festplattenplatz: 2 GB