Medieval II - Total War - Review (PC)

Haben sie das Zeug zum Herrscher über das mittelalterliche Europa ?

Mit Medieval II - Total War kehren die Entwickler von Creative Assembly zurück in das Szenario des mittelalterlichen Europas. Während der Vorgänger Rome - Total War noch in der Antike spielte, nimmt sie der neueste Serienteil mit in die Welt der Herrscher des Mittelalters. Als solcher kämpfen sie mit anderen Nationen und dem allgegenwärtigen Papst in Rom um die Vormachtstellung in Europa. Wir klären in unserem ausführlichen Test, ob auch die spielerischen Neuerungen in Medieval II - Total War überzeugen können.

Das Spielprinzip:

Die Total War-Reihe vereint seit jeher taktische Echtzeit-Schlachten und rundenweise Reichsverwaltung. Natürlich macht auch der jüngste Serienteil hier keine Ausnahme. So verwalten sie auf der globalen Strategiekarte rundenweise ihre Städte und Burgen. Darüber hinaus verschieben sie Armeen und strategische Einheiten. Wenn ihr Heer auf feindliche Truppen trifft, schaltet Medieval II - Total War in eine 3D-Ansicht des entsprechenden Kartenabschnitts um. In dieser befehligen sie ihre Truppen wie in einem herkömmlichen Echtzeit-Strategiespiel. Rundenmodus und Echtzeitpart von Medieval II - Total War sind dabei serientypisch eng verzahnt. So finden sie im 3D-Modus alle Gebäude wieder, die sie auf der Strategiekarte errichtet haben. Das Ziel des Spiels ist es, zum unumschränkten Herrscher über das mittelalterliche Europa aufzusteigen. Im Spätmittelalter gilt es zudem, Mittelamerika zu erobern und das Aztekenreich zu unterwerfen. Zu Beginn ihrer Laufbahn als mittelalterlicher Monarch sind dabei nur fünf unterschiedliche Fraktionen spielbar. Im einzelnen sind dies das Heilige Römische Reich, Frankreich, England, Spanien sowie der Stadtstaat Venedig. Die weiteren zwölf spielbaren Fraktionen schalten sie frei, indem sie die entsprechende Nation in der Einzelspieler-Kampagne besiegen. Die Kampagne gliedert sich dabei in zwei Abschnitte. In der umfangreichen Variante gilt es, insgesamt 45 Provinzen zu halten und gleichzeitig Rom oder Jerusalem zu erobern. Hiermit sind sie bis zu 100 Stunden beschäftigt. Die kurze Variante bietet demgegenüber eine Spielzeit von rund 15 Stunden und eignet sich insbesondere zum Freischalten weiterer Fraktionen.   

Die Neuheiten:

Die Jaguar-Krieger der AztekenAugenscheinlichste Neuerung in Medieval II - Total War ist die gegenüber dem Vorgänger deutlich aufgebohrte Grafikengine. Mit dem jüngsten Serienteil leitet der Entwickler Creative Assembly die überfällige Abkehr von den "Klon-Armeen" der Vorgänger ein. Medieval II - Total War erreicht dabei einen Grad an Individualität der einzelnen Polygonsoldaten, der selbst im Genre der Echtzeit-Strategiespiele unerreicht ist. Zu verdanken ist dieser Umstand den zahlreichen Varianten für Gesichter, Rüstungen und Pferde. Jeder Soldat wird dabei von der Engine mittels eines Zufallsgenerators aus einem halben Dutzend Variablen erstellt. Zudem haben die Entwickler die Animationsphasen der virtuellen Krieger desynchronisiert. So entsteht die überzeugende Illusion einer Armee aus Individuen. Darüber hinaus bietet Medieval II - Total War auch zahlreiche spielerische Neuerungen. Neben dem bereits skizzierten Wettlauf um die Kolonialisierung der Neuen Welt ist insbesondere die spielbestimmende Rolle des neuen Glaubenselementes zu nennen. Hierbei ist ihr Verhältnis zum Pontifex in Rom von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Ein belastetes Verhältnis zum Vatikan bringt dabei zahlreiche Probleme mit sich. So kann ihr Königreich zum Ziel einer Inquisition werden. In diesem Fall ziehen die Gesandten des Papstes durch ihre Provinzen und werfen ihre Generäle kurzerhand auf den Scheiterhaufen. Sollten sie zu allem Überfluss auch noch eine andere katholische Fraktion angreifen, droht sogar die Exkommunikation. Daher empfiehlt es sich den Pontifex durch den Bau von Kirchen und Kathedralen gnädig zu stimmen. Zudem sollten sie in ihren Ländereien für eine rasche Verbreitung des katholischen Glaubens mittels eigens rekrutierter Priester sorgen. Diese können zudem im weiteren Spielverlauf zu Kardinälen aufsteigen. Ein Kollegium aus 13 Kardinälen wählt dann den neuen Papst. Die frühzeitige Christianisierung ihres Königreichs zahlt sich also im Regelfall durch einen größeren Einfluss bei der Papstwahl aus. Ein weiteres neues Spielelement sind die im Hochmittelalter sporadisch stattfindenden Kreuzzüge in das Heilige Land. Hierzu muss der Spieler einen General samt Armee abstellen, wenn er in der Gunst des Pontifex nicht drastisch sinken will. Die Truppen bewegen sich in diesem Galubenskrieg doppelt so schnell und kosten zudem keinen Unterhalt. Darüber hinaus lassen sich Söldner und Spezialtruppen zu verbilligten Konditionen anheuern. Als Belohnung für die Teilnahme an einem erfolgreichen Kreuzzug winken dem Spieler Gold und ein steigendes Ansehen beim Vatikan. Das islamische Pendant zu den Kreuzzügen ist der Dschihad. Auch dieser hat Einzug in Medieval II - Total War gehalten. Ein weiteres neues Spielelement sind die mittelalterlichen Gilden. Medieval II - Total War trägt damit dem Umstand Rechnung, dass die Gesellschaft des Mittelalters in Ständen organisiert war. Die Ständegesellschaft fand wiederum ihre Entsprechung im zeitgenössischen Zunft- und Gildenwesen. In Medieval II - Total War können sie pro Stadt eine Gildenhalle errichten. Die Gildenhalle wertet dabei die entsprechende Zunft oder den jeweiligen Orden nachhaltig auf. Im Verlauf des Spiels lassen sich die Gildenhallen dann zu sog. "Meistergilden" ausbauen. Deren Boni wirken sich über die Stadtgrenzen hinaus auf ihr gesamtes Königreich aus. Schließlich kann sich eine "Meistergilde" auch zur "Großmeistergilde" weiterentwickeln. Diese kann dabei in der Spielwelt nur einmal existieren und bringt ihrem Besitzer weitreichende Vorteile. Hier haben sich die Entwickler von Creative Assembly offenbar an den Weltwundern aus Civilization 4 orientiert. Zudem bietet Medieval II - Total War ein gegenüber dem Vorgänger überarbeitetes Diplomatiesystem. Hierbei gestalten sich die Verhandlungen lebendiger als noch in Rome - Total War. So drückt sich die Gesinnung ihres Gegenübers schon in dessen Stimmlage aus. Darüber hinaus werden die Erfolgsaussichten ihrer diplomatischen Anliegen vorab in einem Textfenster gewichtet. Generell gilt, das die diplomatische KI der Computergegner wesentlich aktiver vorgeht als noch in den Serienvorgängern. So formieren sich auch unter den von der KI gesteuerten Nationen schnell militärische Bündnisse und Handelsbeziehungen. Ebenfalls neu ist die Unterteilung der Siedlungen in Burgen und Städte. Die Städte lassen sich zu Wirtschaftszentren ausbauen, während die Burgen das militärische Rückgrat ihres Reiches bilden. Dabei müssen sie schon zu Spielbeginn die richtige Balance zwischen wirtschaftlicher Expansion und militärischer Stärke finden. Schließlich feiern in Medieval II - Total War auch die aus Shogun - Total War bekannten Ereignisfilme ihr Comeback. Die kurzen Videoschnipsel informieren sie auf unterhaltsame Art und Weise über Ereignisse in der Spielwelt (Hochzeiten, Geburten, Todesfälle etc.).    

Die Grafik:

Die Strategiekarte bietet viele DetailsWie bereits erwähnt haben die englischen Entwickler von Creative Assembly die Grafikengine gegenüber dem Vorgänger Rome - Total War noch einmal gehörig aufgebohrt. Die Zeiten der "Klon-Heere" gehören damit ebenso der Vergangenheit an, wie die einheitlichen Animationsphasen. Besonders eindrucksvoll sind nach wie vor die gewaltigen Massenschlachten im Echtzeit-Modus. Wenn bis zu 10.000 Soldaten in unerbittlichen Kämpfen aufeinanderprallen, lässt die Grafikengine von Medieval II - Total War ihre Muskeln spielen. Dabei überzeugen insbesondere die spektakulären Belagerungen. Wenn flüssig animierte Katapulte ihre Flammenkugeln in Richtung der gegnerischen Festungsanlage schleudern, kommt eine grandiose Schlachtfeld-Atmosphäre auf. Zudem bringen erstmals in der Seriengeschichte enthaltene Kanonen, Balisten und Triboks die architektonisch gelungenen Gebäude physikalisch korrekt zum Einsturz. Die Gebäude fallen dabei in Abhängigkeit vom jeweiligen Treffpunkt realistisch in sich zusammen. Allerdings stören im ansonsten überzeugenden 3D-Modus von Medieval II - Total War die unpassenden Größenverhältnisse. So sind insbesondere die virtuellen Bäume überproportional groß geraten. Sie werden daher mit Sicherheit Probleme bekommen, ihre vergleichsweise winzigen Truppen im Dickicht der Waldgebiete ausfindig zu machen. Zudem erschweren ihnen einzelne Clipping-Fehler die Kontrolle über ihre Einheiten. Immerhin sind die Landschaften nicht mehr so steril wie noch in Rome - Total War. In Medieval II - Total War wechseln sich vielmehr grüne Wiesen mit schneebedeckten Hügeln und zerklüfteten Felslandschaften ab. Zudem finden sich außerhalb der Städte und Burgen nun auch vereinzelte Bauernhöfe. Für zusätzliche Abwechslung sorgen die gelungenen Wettereffekte. Insbesondere die sporadisch auftretenden Gewitter überzeugen mit der realistischen Darstellung von Regen, Blitz und Donner. Unverständlich bleibt jedoch, warum die Städte nach wie vor menschenleer sind. Hier fehlen vor allem Zivilisten, die für ein belebteres Straßenbild sorgen würden. Dagegen überzeugt die globale Strategiekarte von Medieval II - Total War mit einer Vielzahl an Details. So marschieren ihre Armeen flüssig animiert über die Weltkarte. Zugleich können sie auch ihre Diplomaten, Priester, Kaufleute und Spione bei der Arbeit beobachten. Die vielen Details sind dabei nicht nur reiner Selbstzweck, sondern geben ihnen zugleich Aufschluss über den Zustand ihres Reiches. Je mehr Planwagen etwa eine Handelsroute befahren, umso ergiebiger ist der jeweilige Handelsweg. Handlungsbedarf besteht hingegen bei den Seeschlachten. Die weitgehend anspruchslosen Seegefechte werden wie schon in Rome - Total War lediglich ausgewürfelt. Eine grafische Umstzung des abstrakten Schlachtgeschehens suchen sie in Medieval II - Total War vergeblich. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass die Entwickler von Creative Assembly für den bereits in Planung befindlichen Nachfolger von Medieval II - Total War erstmals in der Seriengeschichte spielbare Seeschlachten angekündigt haben. Lobend erwähnt werden muss hingegen, dass die Grafik von Medieval II - Total War weitgehend skalierbar ist. Wer etwa in den Optionen die Anzahl der Soldaten pro Einheit reduziert, kann Medieval II - Total War auch auf älteren Rechnern noch flüssig spielen.     

Der Sound:

Medieval II - Total War unterstützt 6.1-Surround Sound. Die einzelnen Effekte sind dabei hervorragend abgemischt und positioniert. So hören sie etwa, wie die Flammenkugeln ihrer Trebuchets mit lautem Zischen über die eigene Kampfreihe hinwegfliegen. Ein nettes Detail des Spiels sind zudem die bereits aus Rome- Total War bekannten Generalsreden. Vor jeder Schlacht stimmt der kommandierende General seine Truppen mittels einer dramatischen Rede auf das Schlachtgeschehen ein. Wer genau hinhört, erfährt dabei wichtige Details über die taktische Aufstellung seines Gegners. Generell gilt, dass sich die Sounduntermalung in Medieval II - Total War dem jeweiligen Schauplatz des Geschehens dynamisch anpasst. So ertönen in Ägypten vorwiegend orientalische Kläge, während der atmosphärische Dschungel Mittelamerikas mit Percussion-Musik zum Leben erwacht. Darüber hinaus ist die Strategiekarte mit einer passenden Hintergrundmusik aus mittelalterlichen Chorgesängen unterlegt. Zudem können die guten deutschen Sprecher überzeugen. Insbesondere sind auch die Hilfetexte der optional zuschaltbaren Berater komplett vertont.

Die Steuerung:

Das Baumenü ist über das Interface erreichbarDie Bedienung von Medieval II - Total War hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sind die wichtigen Menüpunkte für Gebäudebau und Truppenrekrutierung direkt über das Interface der Strategiekarte erreichbar. Andererseits sind wichtige Informationen wie die Ursache von Revolten nur über verschachtelte Untermenüs zugänglich. Genau diesen Umstand hatten wir schon beim Test des Vorgängers Rome - Total War kritisiert. Es ist schlichtweg unverständlich, warum die Entwickler von Creative Assembly hier an ihrem sperrigen Menükonzept festgehalten haben. Zudem ist auch die Kamerasteuerung im Echtzeit-Modus überholungsbedürftig. Die Kamera wird in Medieval II - Total War mittels Maus und den WASD-Tasten gesteuert. Eine derartige Steuerungsmethode hat im Genre der Ego-Shooter eindeutige Vorteile. In einem Echtzeit-Strategiespiel ist diese Art der Steuerung jedoch allenfalls suboptimal. So sind sie während der 3D-Schlachten ständig gezwungen, die Kamera manuell nachzujustieren. Gerade bei Schlachten mit mehreren Brennpunkten kommt so zusätzliche Hektik auf. Demgegenüber hat uns die Möglichkeit, die Aufstellung der Einheiten frei zu wählen, gut gefallen. So können sie schwächere Truppenteile gezielt flankieren oder das Gelände des Schlachtfeldes zum eigenen Vorteil nutzen. Zudem sorgt die schlaue KI dafür, dass im Echtzeit-Modus von Medieval II - Total War keine Langeweile aufkommt. So reagiert die KI ab der dritten Stufe unmittelabr auf die Truppenbewegungen des Spielers. In der Folge entsteht eine grandiose Eigendynamik des Schlachtgeschehens. Der Spieler muss dabei immer wieder manuell eingreifen, um punktuell nachzujustieren. Natürlich kommt hierbei auch die Pausenfunktion zum Tragen, die den Echtzeit-Schlachten etwas von ihrer Hektik nimmt. Beosnders hilfreich sind in diesem Zusammenhang zudem die Formationsbefehle von Medieval II - Total War. Über durchdachte Schaltflächen weisen sie einzelnen Einheiten oder ganzen Truppenverbänden komplexe Formationen zu. So lassen sich tiefe Verteidigungsaufstellungen realisieren oder Massenangriffe koordinieren. Darüber hinaus trifft Medieval II - Total War sinnvolle KI-Voreinstellungen. So ziehen sich Bogenschützen im "Plänkelmodus" automatisch zurück, wenn ihre Stellung überrannt zu werden droht. Im Ergebnis wird der Spieler so von lästigem Mikromanagement befreit und kann sich ganz der übergreifenden Schlachtstrategie widmen. Da die Schwierigkeit ihrer Aufgabe zudem entscheidend von den Fähigkeiten des gegnerischen Generals abhängt, empfiehlt sich oftmals ein direkter Angriff auf den feindlichen Befehlshaber. Flieht dieser vom Schlachtfeld, haben sie die gesamte Schlacht  zu ihren Gunsten entschieden. Vereinzelt kommt es in den Echtzeit-Schlachten jedoch auch zu KI-Aussetzern. So ist der Computergegener insbesondere im Endkampf nicht konsequent genug. Vielmehr lässt die KI dem Spieler fast immer die Zeit, seine fliehenden Truppen erneut zu formieren. Hinzu kommen gelegentliche Probleme bei der Wegfindung der Einheiten. Demgegenüber agiert die KI auf der globalen Strategiekarte sehr geschickt. Insbesondere attackiert der Computergegner die neuralgischen Schwachstellen des Spielers mit eiskalter Konsequenz. Schlecht verteidigte Städte und demoralisierte Armeen auf dem Rückzug werden so zur leichten Beute der KI. Zudem hat sich auch die Seekriegsführung der KI gegenüber dem Vorgänger Rome - Total War entscheidend verbessert. So gibt es in Medieval II - Total War nun deutlich mehr und zugleich effizientere KI-Attacken auf die Schiffe des Spielers. Generell gilt, dass der Schwierigkeitsgrad von Medieval II - Total War durchaus beachtlich ist. Da sich der Spieler neben dem reinen Militärpart auch noch um Städtebau, Wirtschaft, Diplomatie und Glaubensfragen kümmern muss, sind Serieneulinge zu Spielbeginn schnell überfordert. Etwas Abhilfe schaffen hier lediglich das gelungene Tutorial sowie die vituellen Berater. Dennoch leidet die Zugänglichkeit von Medieval II - Total War naturgemäß unter der Komplexität des Spiels. Es versteht sich von selbst, dass die angesprochenen Bedienungsmacken in diesem Zusammenhang doppelt ärgerlich sind.

Die Atmosphäre:

Die Belagerungen sind ein echtes HighlightMedieval II - Total War punktet mit einer dichten und packenden Atmosphäre. Absolutes Highlight sind in dieser Hinsicht die gewaltigen Echtzeit-Schlachten. Hier prallen bis zu 10.000 flüssig animierte Polygonkrieger aufeinander. Zu Beginn der Schlacht stimmt sie eine Kamerafahrt über die eigenen Truppen auf das kommende Kampfgeschehen ein. Wenn dann der kommandierende General eine dramatische Rede hält, erreicht die Anspannung neue Höchstwerte. Besonders eindrucksvoll sind die Belagerungen in Medieval II - Total War. Diese übertreffen in Sachen Dramatik und Abwechslung die offenen Feldschlachten. So müssen sie zuerst ihre Kanonen und Katapulte in Stellung bringen, um die Befestigungsanlagen der feindlichen Burg effektiv angreifen zu können. Die gegnerischen Festungen verfügen dabei oftmals über mehrere Verteidigungsringe. Während sie den äußeren Verteidigungswall am Besten mit Artillerie in Schutt und Asche legen, erklimmen sie den zweiten Verteidigungsring im Regelfall mit Leitern oder fahrbaren Belagerungstürmen. Es liegt auf der Hand, dass ein solches Unterfangen stets mit großen Verlusten verbunden ist. Bis ihre Infanterie schließlich den feindlichen Bergfried erobert hat, sind nicht selten ganze Armeen aufgerieben worden. Eine zusätzliche Herausforderung ist dabei oftmals die geografische Lage der feindlichen Burg. So können Festungen in Medieval II - Total War erstmals in der Seriengeschichte auch auf Hügeln liegen. Es versteht sich von selbst, dass die Einnahme einer solchen Bergfeste besonders schwierig ist. So müssen die eigenen Truppen zunächst den Aufstieg bewältigen und ermüden somit schneller. Zudem ist ihre Belagerungsarmee in diesem Fall auch taktisch benachteiligt, da sie ständig bergan kämpfen muss. Darüber hinaus trägt die große Auswahl an Truppentypen maßgeblich zur Authenzität von Medieval II - Total War bei. Dabei verfügt jede Fraktion über individuelle Truppentypen. So setzt das Heilige Römische Reich auf schwer gepanzerte "Deutschritter", während die Mongolen ihre gefürchteten Reiterkrieger zum Einsatz bringen. Grundsätzlich sorgt in Medieval II - Total War ein ausgeklügeltes "Stein, Schere, Papier-Prinzip" für den nötigen taktischen Tiefgang. So stochern Pikeniere gegenerische Reiter vom Pferd, haben aber ihrerseits keine Chance gegen Bogenschützen. Diese wiederum werden von Kavallerie einfach niedergeritten. Zudem spielen Moral, Ermüdung und Formation ihrer Truppen eine entscheidende Rolle. Insbesondere das Moralsystem hebt Medieval II - Total War dabei wohltuend von anderen Echtzeit-Strategiespielen ab. Wo etwa in "Age of Empires III" abstrakte Stärkekalkulationen über den Ausgang einer Schlacht entscheiden, überzeugt Medieval II - Total War mit einer detailierten Aufschlüsselung der Kampfmoral einzelner Einheiten. Emotionen und Kampfverband werden so zu Schlüsselfaktoren auf dem Schlachtfeld. Des weiteren überzeugen die Echtzeit-Schlachten mit dynamischen Wettereffekten. Blitz und Donner sind dabei nicht nur nett anzusehen, sondern beeinflussen zugleich die Agilität der kämpfenden Truppen. Zudem sorgen im Strategieteil von Medieval II - Total War die neuen Spielelemente für mehr Orientierung innerhalb der Kampagne. So dienen Papst- und Gildenmissionen als roter Faden innerhalb der Spielhandlung. Darüber hinaus gelingt es Medieval II - Total War eine enge Identifikation mit den eigenen Generälen aufzubauen. Zudem sind sie in Medieval II - Total War nicht nur der oberste Feldherr ihrer Nation, sondern zugleich auch Oberhaupt der Königsfamilie. Die männlichen Mitglieder der Familie setzen sie wahlweise als Feldherren oder Statthalter ein. Jedes Familienmitglied verfügt über individuelle Charakterwerte, die sich entsprechend der erteilten Aufgaben verändern. Siegreiche Generäle entwicklen sich so zu mächtigen Feldherren. Andererseits können aus fähigen Statthaltern regelrechte Verwaltungsspezialisten werden. Die notwendige Übersicht über ihre (hoffentlich) wachsende Familie behalten sie über den mittels eines Untermenüs zu erreichenden Stammbaum. Geburten und Sterbefälle werden dabei durch kurze Ereignisfilme unterlegt. Einen zusätzlichen Anreiz bildet die Eroberung Mittelamerikas im letzten Spieldrittel. Vorausgesetzt sie sind in der Lage, sich den Bau teurer Hochseeschiffe zu leisten, können sie dem Pontifex in Rom einen letzten Gefallen tun. Ihre Aufgabe ist es fortan, die Azteken zu besiegen und zum christlichen Glauben zu bekehren. Dabei winkt ihnen auch der Zugang zu wertvollen Rohstoffen wie Gold und Tabak. Sie sollten sich jedoch darauf einstellen, dass die aztekischen "Jaguar"-Krieger ihre Heimat verbissen verteidigen werden. Zudem erwarten sie im exotischen und prachtvollen Dschungel einige der größten Befestigungsanlagen des gesamten Spiels. Die Eroberung Mittelamerikas wird so zu einem gleichermaßen teuren wie riskanten Unterfangen. Gelingt es ihnen jedoch, die Azteken zu unterjochen und ihre Rohstoffe auszubeuten, so haben sie vielleicht endlich die finanziellen Mittel, um sich die Vorherrschaft im Europa des Spätmittelalters zu sichern. Abschließend sei angemerkt, dass der Wiederspielwert der Kampagne dank der unterschiedlichen Startbedingungen der verschiedenen Nationen enorm ist. 

Der Multiplayer-Modus:

Die Massenschlachten sind imposantDas Hauptaugenmerk von Medieval II - Total War liegt zweifellos auf der komplexen Einzelspieler-Kampagne. Dennoch haben die Entwickler von Creative Assembly ihrem jüngsten Werk auch einen umfangreichen Mehrspieler-Modus spendiert. Dabei treten bis zu acht Generäle in den Modi "Deathmatch" und "Team-Deathmatch" zu Echtzeit-Schlachten an. Die kurzweiligen Schlachten toben dabei wahlweise im LAN oder im Internet (via GameSpy). Die Spieler haben dabei Zugriff auf alle Regionen und Völker der Einzelspieler-Kampagne. Darüber hinaus sind auch die Azteken, Mongolen, Tiumuriden sowie der Vatikan-Staat im Mehrspieler-Modus spielbar. Insbesondere die mächtigen Kriegselefanten der Tiumuriden mit ihren gesockelten Gewehrschützen sind jedoch nur schwer zu kontern. Hier sollten die Entwickler noch am Balancing schrauben. Wie schon im Vorgänger Rome - Total War fehlt auch in Medieval II - Total War eine Mehrspieler-Option für den Strategiemodus. Dafür bietet Medieval II - Total War eine andere wichtige Neuerung. So können sie in den neun sog. "Szenarien" kurze Mehrspieler-Kampagnen bestreiten. Im Gegensatz zu den Modi "Deathmatch" und "Team-Deathmatch" sind die Szenarien auf maximal sechs Spieler beschränkt. Schließlich sind auch die sog. "Historischen Schlachten" von Medieval II - Total War im Mehrspieler-Modus spielbar. Dabei duellieren sich etwa Deutsche und Polen in Tannenberg, während die Engländer die Franzosen in Azincourt angreifen.

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Medieval II - Total War ist den Entwicklern von Creative Assembly das Kunststück gelungen, den exzellenten Vorgänger Rome - Total War noch zu übertreffen. Dies liegt weniger an der runderneuerten Grafik, sondern vielmehr an den überzeugenden spielerischen Neuerungen. Hierbei hat insbesondere das neue Glaubenssystem spielbestimmenden Charakter. Entsprechend der immensen Bedeutung des Papstes im mittelalterlichen Europa, führt auch in Medieval II - Total War kein Weg am Heiligen Vater vorbei. Dabei ist es den Entwicklern gelungen, das Glaubenssystem mit Priestern, Kardinälen, Inquisition und Kreuzzügen nahtlos in die hervorragende Spielmechanik zu integrieren. Zudem kann auch die zweigleisige Siedlungsentwicklung überzeugen. Diese eröffnet dem Spieler neue taktische Möglichkeiten bei der Ausrichtung seines Reiches. Darüber hinaus motiviert Medieval II - Total War durch die Eroberung Mittelamerikas im letzten Spieldrittel. Wer sich von der Komplexität dieses Strategie-Schwergewichts nicht abschrecken lässt, wird mit rund hundert Stunden an bester Unterhaltung belohnt. Medieval II -  Total War ist im Ergebnis ein Meilenstein des Genres, der in keine Sammlung fehlen sollte.

 

Spielspaßwertung: 91 %

 

Releasedatum: 10.11.2006

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows XP oder Windows 2000
  • Prozessor: 1,8 GHz Intel Pentium
  • Speicher: 512 MB RAM
  • Grafikkarte: DirectX 9.0c kompatibel, 128 MB
  • Festplattenplatz: 11 GB