Mafia - Review (PC)

Willkommen in der Familie !

Das tschechische Entwicklerstudio Illusion Softworks hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Man hat sich mit dem Erstlingswerk Mafia vorgenommen, den Platzhirschen GTA III vom Thron der 3D-Action-Spiele zu stoßen. Dazu setzen die Entwickler auf eine eigens entwickelte Grafikengine und eine ausgefeilte Story. Während Rockstars Gangsterepos in der Moderne spielt, nimmt Mafia sie mit auf eine Zeitreise in die Dreißiger Jahre. In der virtuellen Metropole Lost Heaven wandern sie auf den Spuren von Al Capone. Dabei wird sich schnell zeigen, ob sie das Zeug dazu haben, in der ehrenwerten Gesellschaft Karriere zu machen.

 

Das Spielprinzip:

In Mafia übernehmen sie die Rolle von Tommy Angelo und begleiten ihn bei seinem kometenhaften Aufstieg vom Taxifahrer zum Vorzeigemafioso. Sie steuern ihr virtuelles Alter Ego dabei aus der Schulterperspektive durch 20 spannende Missionen. Die faszinierende Hintergrundgeschichte rund um Freundschaft und Verrat wird durch spektakulär inszenierte Zwischensequenzen in Spielgrafik erzählt. Innerhalb der einzelnen Missionen wechseln sich zumeist Fahr- und Ballereinlagen ab. Es versteht sich von selbst, dass sie im späteren Spielverlauf aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Waffen und Fahrzeugen wählen können. So haben die tschechischen Entwickler 15 unterschiedliche Waffen und nicht weniger als 63 steuerbare Oldtimer in Mafia eingebaut. Ergänzt wird das Spielprinzip durch gelegentliche Schleichpassagen. Im Gegensatz zu den Spielen der GTA -Reihe ist Mafia dabei weitgehend linear aufgebaut. Die Handlungsfreiheit ist gegenüber Rockstars Gangsterepos beschränkt. Während sie in GTA III auch abseits der Haupthandlung einer Vielzahl von Beschäftigungen (Taxi- und Kurierfahrten, diverse Minispiele etc.) nachgehen können, beschränken sich die Nebenmissionen in Mafia auf ein Minimum. Was auf den ersten Blick ein Nachteil zu sein scheint, kommt andererseits der Erzählstruktur zu Gute. So wird die kinoreife Story auch innerhalb der eigentlichen Missionen mit langen Videosequenzen vorangetrieben. Generell ist Mafia damit deutlich storylastiger als der große Rivale GTA III. Die hervorragende Hintergrundgeschichte kommt durch den linearen Missionsablauf erst richtig zum Tragen. Der lineare Aufbau von Mafia erweist sich somit im Hinblick auf die kinoreife Story als designtechnischer Glücksgriff. Dies gilt umso mehr, als sich Lost Heaven auch bezüglich Größe und Detailreichtum der virtuellen Metropole nicht hinter Liberty City verstecken muss. Die virtuelle Metroploe Lost Heaven besteht dabei aus drei riesigen Halbinseln, die durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind. Im Gegensatz zu GTA III sind dabei alle Stadtteile von Anfang an freigeschaltet. Wer will kann also schon zu Spielbeginn ausgedehnte Erkundungsfahrten unternehmen. Zudem simuliert Mafia ein vollständiges Hochbahnsystem, mit dem sie ebenfalls auf Entdeckungsreise gehen können.      

Die Hintergrundgeschichte:

Willkommen in Lost HeavenDie faszinierende Hintergrundgeschichte von Mafia wird in Rückblenden erzählt. Zu Beginn des Spiels sitzt die Hauptfigur des Spiels in einem kargen Verhörraum und muss sich den bohrenden Fragen eines übellaunigen Kriminalkommissars stellen. Der Protagonist Tommy Angelo berichtet zunächst von den Umständen, die ihn mit der ehrenwerten Gesellschaft von Lost Heaven in Kontakt gebracht haben. Als ehrlicher Taxifahrer kommt Tommy Angelo durch einen schicksalsträchtigen Zufall mit der Cosa Nostra in Berührung. So steigen eines Tages die Mafiosi Paulie und Sam auf der Flucht vor den Schergen der konkurierenden Morello-Familie eher zufällig in das Taxi des Protagonisten ein. Ohne lange zu überlegen gibt Tommy Gas und hängt die Verfolger schließlich ab. So wird die Hauptfigur von Mafia fast gegen ihren Willen zum Handlanger des Maifa-Clans von Don Salieri. Zunächst ist Tommy Angelo fasziniert von dem Lebensstil der ehrenwerten Geselschaft. Schnelle Autos und teure Maßanzüge hinterlaßen dabei einen nachhaltigen Eindruck auf den einfachen Taxifahrer. Verstärkt wird diese Wirkung durch die allgegenwärtige Armut im Liberty City der Dreißiger Jahre. Als sich ihm die Chance bietet, selbst Teil der kriminellen Hochglanzwelt zu werden, greift Tommy daher bedenkenlos zu. Im Laufe des Spiels übernimmt ihr vituelles Alter Ego dann die unterschiedlcihsten Aufträge für das Mafia-Syndikat von Don Salieri. Dabei beginnt die Mafiakarriere von Tommy Angelo mit einfachen Kurierfahrten und Schutzgelderpressung. Schnell kommt es dabei zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen mit dem verfeindeten Morello-Clan. Spätestens als Tommy im Corleone Hotel von Lost Heaven seinen ersten Auftragsmord ausführen muss, meldet sich in dem ehemaligen Taxifahrer das Gewissen. Dies ist der Beginn einer kinoreifen Geschichte um Freundschaft, Liebe und Verrat, die den kometenhaften Aufstieg von Tommy Angelo zu einem der einflussreichsten Mafiosi von Loste Heaven illustriert. Welche Gründe den ehemaligen Taxifahrer letztlich dazu bewegen, gegen seine Familie auszusagen, sei an dieser Stelle nicht verraten. Wir können ihnen jedoch versichern, dass die spannende und wendungsreiche Story von Mafia keinerlei Langeweile aufkommen lässt.   

Die Grafik:

Lost Heaven in voller PrachtDie Grafik von Mafia setzt im PC-Bereich neue Maßstäbe. So lässt die virtuelle Metropole Lost Heaven ihr Pendant aus GTA III deutlich hinter sich. Vielmehr sind sie als Tommy Angelo in der schönsten und beeindruckensten Stadt unterwegs, die es bislang in einem PC-Spiel zu sehen gab. Dabei thronen die Wolkenkratzer von Lost Heaven auf drei gewaltigen Halbinseln, die durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind. Allein die Vielfalt der unterschiedlichen Stadtteile sucht hierbei ihresgleichen. So flanieren im Villenvorort Oak Hill elegant gekleidete Passanten auf ausladenden Bürgersteigen zwischen den prächtigen Villen umher. Demgegenüber treiben sich im herutergekommenen Hafenviertel zwielichtige Gestalten zwischen schlichten Backsteinbauten herum. Ähnlich trostlos gestaltet sich auch das riesige Arbeiterviertel mit seinen verlassenen Industrieanlagen. Die Bar ihres Paten Don Salieri liegt dagegen unauffällig im beschaulichen Stadtteil Little Italy. Generell ist festzuhalten, dass die äußerst detailierten Fassaden der unterschiedlichen Gebäude dank hochaufgelöster Texturen fast schon erschreckend real wirken. Auch auf ausgedehnten Spazierfahrten durch die virtuelle Metropole Lost Heaven kam so während des Tests keine Langeweile auf. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man die gigantischen Ausmaße der virtuellen Metropole zugrunde legt. So benötigt man von der östlich der Stadt gelegenen Rennstrecke bis in den westlichen gelegenen Villenvorort Oak Hill selbst bei zügiger Fahrt in einem PS-starken Sportwagen rund neun Minuten an Fahrzeit. In diesem Zusammenhang fällt es daher auch nicht weiter ins Gewicht, dass sich im Gegensatz zu GTA III nur missionsrelevante Gebäude betreten lassen. Dies ist eben der Preis, den der Spieler für die grafisch aufwändige Spielwelt bezahlen muss. Natürlich verfügt Lost Heaven als echte Metropole auch über einen Flugplatz und diverse kulturelle Gebäude. Dabei sticht in optischer Hinsicht vor allem die Nationalgalerie heraus, die an der Südspitze von Central Island gelegen ist. Der mit Abstand schönste Bau des Spiels besticht mit exklusivem Marmor und einzigartigen Skulpturen. Dazu finden sich in den sonnendurchfluteten Innenräumen zahlreiche Gemälde alter Meister. Ohne zuviel zu verraten, sei gesagt, dass konsequenterweise genau hier der finale Showdown des Spiels stattfindet. Vorher müssen sie jedoch ihr Können auf der außerhalb der Stadt gelegenen Rennstrecke unter Beweis stellen. Die virtuellen Rennwagen sind dabei genau wie 63 Oldtimer in Mafia aufwändig und polygonreich modelliert. Die Palette an verfügbaren Oldtimern reicht vom klapprigen Lieferwagen bis hin zu riesigen Cabrios. Während sie zu Beginn des Spiels in einem einfachen Oldtimer nach Art eines Ford "Modell T" unterwegs sind, gleiten sie im späteren Spielverlauf mit einem vor PS strotzenden "Trautenberg" durch die Stadt. Zudem haben die Entwickler von Illusion Softworks ihren virtuellen Boliden auch ein umfangreiches Schadensmodell spendiert. Wenn ihnen etwa während der zahlreichen Verfolgungsjagden ein feindlicher Gangster die Heckscheibe zerschießt, zerspringt diese effektvoll in Dutzende von Spilttern. Demgegnüber wirken die Beulen, welche die zahlreichen Unfälle im virtuellen Blech hinterlassen, seltsam künstlich. Das Schadensmodell hat zudem nur geringe Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Dennoch stellt das in Rede stehende Schadensmodell von Mafia zweifellos die Referenz im Bereich der 3D-Actionspiele dar. Insbesondere das rudimentäre Schadensmodell von GTA III kann hier nicht mithalten. Generell sorgt die Vielzahl an grafischen Details in Verbindung mit den hochaufgelösten Texturen und der dynamischen Beleuchtung für eine glaubwürdige Spielwelt.     

Der Sound:

Auch soundtechnisch kann Mafia überzeugen. So sind die Fahrmissionen in Illusion Softworks Gangsterepos mit stimmungsvoller Swing-Musik im Stil der Dreißiger Jahre unterlegt. Entspanntes Fahren ist somit garantiert. Die Hintergrundmusik passt sich dabei sogar dynamisch dem jeweiligen Aufenthaltsort des Protagonisten an. Befinden sie sich etwa in Chinatown, um dort einen ihrer Informanten zu treffen, so erschallte passenderweise "Oh Chinatown" aus den Lautsprechern. In Momenten wie diesen werden sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Die dramatischen virtuellen Feuergefechte werden dagegen von einem orchestralen Bombast-Soundtrack untermalt, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren lässt. Hier zieht Mafia alle Register einen modernen Actionspiels. Zudem hat der Publisher Take 2 bei der Auswahl der deutschen Synchronsprecher einen immensen Aufwand betrieben. So wurden mit Helmut Krauss und Mogens von Gadow die deutschen Synchronsprecher von Marlon Brando ("Der Pate") und Joe Pesci ("Goodfellas", "Casino") verpflichtet. Natürlich verleiht Helmut Krauss dabei Don Salieri sein markantes Organ, während ihr Kumpel Paulie von Mogens von Gadow synchronisiert wird. Da auch die übrigen Synchronsprecher ausnahmslos überzeugen, bleibt festzuhalten, dass sich Mafia in soundtechnischer Hinsicht keinerlei Schwächen leistet.

Die Steuerung:

Einer der 63 OldtimerMafia macht sie durch ein gelungenes Tutorial mit der Steuerung ihres Protagonisten und der grundlegenden Fahrzeugbedienung vertraut. Es empfiehlt sich dabei unbedingt, die Einführung zu spielen, bevor sie sich an die erste Mission der Haupthandlung wagen. Allerdings werden sie sich schon nach kurzer Einarbeitungszeit mit der intuitiven Steuerung vertraut gemacht haben. Genretypisch steuert sich Mafia mittels Maus und Tastatur. Während sie mit den Richtungstasten die Hauptfigur vor, zurück und zur Seite bewegen, steuern sie die Kamera über die Mausbewegung. Das Zielen innerhalb der Ballermissionen erfolgt dabei ebenfalls über die Mausbewegung. Während der Fahrt in einem der zahlreichen Oldtimer können sie zudem durch das Drücken der "C"-Taste zwischen unterschiedlichen Kameraperspektiven wechslen. Generell hinterläßt die Fahrphysik der insgesamt 63 unterschiedlichen Oldtimer einen guten Eindruck. So sind die Fahrzeuge angenehm einfach zu steuern. Trotzdem fühlen sich Straßenlage und Beschleunigung stets glaubwürdig an. Jeder Autotyp fährt sich zudem spürbar anders. Während sie in einem klapprigen Lieferwagen an jeder Steigung fast zum Stehen kommen, nehmen sie die entsprechenden Anstiege in einem Sportwagen wie dem "Duesenberg" mit Leichtigkeit. Zudem haben die Entwickler von Illusion Softworks auch das Kurvenverhalten und den Wenderadius der unterschiedlichen Boliden glaubhaft umgesetzt. Die zahlreichen Oldtimer sehen damit nicht nur hervorragend aus, sondern steuern sich auch sehr realistisch. Zudem haben sie die Möglichkeit, während ihrer Fahrten durch Lost Heaven einen automatischen Tempobegrenzer zuzuschalten. Dieser limitiert die maximale Geschwindigkeit auf 60 Stundenkilometer. Fortan gelangen sie also etwas langsamer zum Ziel, müssen dafür aber keine Strafzettel mehr fürchten. Zur besseren Orientierung innerhalb der riesigen Metropole Lost Heaven blendet ihnen das Spiel eine Minikarte ein, sobald sie sich hinter das Steuer eines Oldtimers setzen. Auf dieser Minikarte sehen sie stets den aktuellen Kartenausschnitt. Solange sie das Straßennetz von Lost Heaven noch nicht wie ihre Westentasche kennen, ist die Minikarte dabei eine unverzichtbare Orientierungshilfe. Ähnlich wie in GTA III haben die Entwickler von Illusion Softworks auch in Mafia ein eigenständiges Fahndungssystem eingebaut. Sollten sie die virtuellen Ordnungshüter bei einer Straftat ertappen, leuchtet am oberen Bildschrimrand eines von drei unterschiedlichen Warnsymbolen auf. Bei leichten Vergehen wie dem Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit oder dem Überfahren einer roten Ampel erscheint das Bußgeldsymbol. In diesem Fall reicht es aus, einfach anzuhalten und das fällige Bußgeld zu entrichten. Verursachen sie jedoch schuldhaft einen schweren Unfall oder lassen sie sich zu Gewalttätigkeiten gegenüber Passanten hinreißen, so erscheint das Handschellensymbol am Bildschirmrand. Die Ordnungshüter werden nun alles daran setzen, sie dingfest zu machen. Gelingt dies, so ist das Spiel für sie beendet. Das Handschellensymbol erscheint auch, wenn sie die virtuellen Ordnungshüter bei Autodiebstählen oder dem Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit beobachten. Schließlich kann in besonders drastischen Fällen von Gewaltanwendung insbesondere gegen Polizisten das Pistolensymbol am oberen Bildschirmrand erscheinen. In diesem Fall wird jeder Polizist in der Stadt sofort von der Waffe Gebrauch machen, sobald er sie sieht. Sollten sie versuchen, sich der Polizei durch Flucht zu entziehen, erscheint ein "Gesucht"-Balken auf dem Display. In diesem Fall müssen sie versuchen, aus dem Sichtfeld des jeweiligen Polizisten zu gelangen. Sollte ihnen das gelingen, so wird das jeweilige Vergehenssymbol durchsichtig. Gelingt es ihnen im Anschluß, weiterhin unentdeckt zu bleiben, verschwindet schließlich auch der "Gesucht"-Balken. Dabei ist es immer eine gute Idee, während der Flucht unbemerkt das Fluchtauto zu wechseln. In diesem Fall verschwindet der "Gesucht"-Balken ebenfalls nach einiger Zeit. Bezüglich der KI der Ordnungshüter lassen sich keine gravierenden Mängel feststellen. So suchen die virtuellen Polizisten ebenso wie die gegnerischen Mafiosi in Feuergefechten selbsständig Deckung und werfen sich dramatisch vor ihren Kugeln beiseite. Auch die KI ihrer Mitstreiter kann überzeugen. So stürzen sich Paulie und Sam mutig auf ihre jeweiligen Feinde, suchen bei Bedarf aber auch schon mal eine sichere Deckung auf. Zudem halten sich die computergesteuerten Standardautofahrer an die Verkehrsregeln und stoppen insbesondere vor roten Ampeln und an Straßenkreuzungen. Mafia kennt allerdings nur einen Schwierigkeitsgrad. Sind die ersten Missionen noch verhältnismäßig leicht zu schaffen, so nimmt der Schwierigkeitsgrad ab der Spielmitte deutlich zu. Dies liegt auch am automatischen Speichersystem des Gangsterepos. Wie auch in GTA III dürfen sie auch in Mafia nicht frei speichern. Anders als im Genrekonkurrenten von Rockstar sind die automatischen Speicherpunkte in Mafia aber zumeist fair verteilt. Lediglich an einen wenigen Stellen werden sie sich eine manuelle Speicherfunktion wünschen. Beispielhaft sei hier nur das schon legendär schwierige Autorennen genannt, das wohl nur die wenigsten Spieler im ersten Anlauf meistern werden.      

Die Atmosphäre:

Schauplatz des AttentatesDank der faszinierenden Hintergrundgeschichte und der überaus glaubwürdigen Spielwelt vermag Mafia, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. In seinen besten Momenten erinnert das 3D-Actionspiel dann auch an Filmklassiker wie "Der Pate" oder "Goodfellas". Im Gegensatz zu den zitierten Filmen hat der Spieler jedoch in Mafia die Möglichkeit, selbst Teil der Handlung zu werden. Gerade im Hinblick auf die ausgefeilte Story spielt sich Mafia teilweise wie ein interaktiver Film. Natürlich tun dabei die fantastische Grafik und die gelungene Soundkulisse ihr übriges. Darüber hinaus sind in diesem Zusammenhang  vor allem die erstklassig inszenierten Zwischensequenzen zu nennen. Diese laufen in der 3D-Engine ab und überzeugen dabei mit kinoreifen Schnitten und dynamischen Kamerafahrten. Für zusätzliche Atmosphäre sorgen auch die von den tschechischen Entwicklern eingesetzten Skripts. So werden sie bei ihren Fahrten durch die virtuelle Metropole Lost Heaven abseits der Haupthandlung immer wieder auf bemerkenswerte Situationen treffen, die ihre Aufmerksamkeit erregen. So konnten wir während einer Testsession ein Großaufgebot von Ambulanz und Polizei beobachten. Die Rettungskräfte versuchten dabei einen potentiellen Selbstmörder davon abzuhalten sich von der "Giuliano-Bridge" in die Tiefe zu stürzen. Derartige Details tragen natürlich wesentlich zu einer glaubwürdigen und belebten Spielwelt bei und sorgen zudem für eine dichte Atmosphäre. Darüber hinaus kann auch das Missionsdesign von Mafia vollauf überzeugen. Stets gelingt es den Entwicklern von Illusion Softworks aufs Neue, die unterschiedlichen Spielelemente geschickt zu verknüpfen und in die Handlung einzubinden. So müssen sie etwa einen gleichermaßen lästigen wie korrupten Staatsanwalt auf seiner eigenen Geburtstagsfeier erschießen. Diese findet standesgemäß auf einem Raddampfer mitten auf dem "West River" statt. Dabei müssen sie sich zunächst unerkannt Zugang zu der Geburtstagsparty verschaffen. Dies gelingt ihnen indem sie sich als Kellner verkleiden. Nach dem erfolgreichen Attentat gilt es sich den Weg freizuschießen um schließlich in einem von ihrem Kumpel Paulie gesteuerten Motorboot zu entkommen. Derart spannend und abwechslungsreich gestalten sich die meisten der insgesamt 22 Storymissionen. In Sachen Missionsdesign übertrifft Mafia sogar seinen großen Konkurrenten GTA III. Kernpunkt von Mafia ist jedoch die kinoreife Haupthandlung. Diese baut wiederum auf interessanten und glaubwürdigen Charakteren auf. Wie kaum einem anderen Spiel gelingt es Mafia dabei, interessante Figuren zu erschaffen. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Protagonist Tommy Angelo. Die Hauptfigur des Spiels hat sich ursprünglich als Taxifahrer durch das harte Leben im Lost Heaven der Dreißiger Jahre geschlagen. Durch einen Zufall geriet er dann in den Bann der Mafia. Sein kometenhafter Aufstieg in den Reihen der ehrenwerten Gesellschaft wird dabei immer wieder von Gewissensbissen begleitet, die Tommy Angelo schließlich dazu bewegen, gegen seine "Familie" auszusagen. Geführt wird diese "Familie" von Don Salieri, einem der einflussreichsten Paten in Lost Heaven. Salieri ist ein Mann der eine Menge erlebt hat und somit nur schwer aus der Fassung zu bringen ist. Hinter seiner freundlichen Fassade verbirgt sich dabei ein eiskalter Geschäftsmann, der notfalls auch über Leichen geht. Damit ist Don Salieri einer dieser Männer, die man sich keinesfalls zum Feind machen sollte. Da Geld aber niemals die Hauptmotivation des Don Salieri war, legt er andererseits großen Wert auf den Zusammenhalt und den Codex seiner "Familie". Tommys treuester Begleiter in Lost Heaven ist sein Kumpel Paulie. Dessen Charakter ist an Figuren angelehnt wie sie Joe Pesci in Filmen wie "Goodfellas" und "Casino" gespielt hat. Demzufolge ist Paulie dann auch ein Hitzkopf, wie er im Buche steht. Trotz dieser Unberechenbarkeit ist er jedoch auch ein aufrichtiger Freund auf den uneingeschränkt Verlass ist. Dasselbe gilt auch für Tommys Freund Sam. Der schweigsame Riese handelt nüchtern und überlegt, ohne dabei viel zu reden. In seinem Verhalten und Auftreten bildet er somit einen Kontrapunkt zu dem hitzköpfigen Paulie. Eine zentrale Rolle in Mafia spielt auch Don Salieris Buchhalter und Rechtsberater Frank. Er ist nicht nur der wichtigste Ratgeber des Don, sondern zugleich auch sein bester Freund. Auf den ersten Blick scheint Frank dabei nichts mit den Kriminellen in seinem Umfeld zu tun zu haben. Vielmehr erscheint er als stiller, höflicher und überaus netter Mensch. Seine Rolle in der Mafia von Lost Heaven liegt jedoch in seiner Vergangenheit begründet. So wuchs er zusammen mit Don Salieri in einem der ärmsten Stadtviertel von Lost Heaven auf. Ihre langjährige Freundschaft ist dann auch der Grund für seine Rolle und Funktion in der ehrenwerten Gesellschaft. Wenn Frank an einem anderen Ort aufgewachsen wäre, dann wäre aus ihm sicherlich ein erfolgreicher Anwalt oder ein ehrlicher Geschäftsmann geworden. Zur "Familie" von Don Salieri gehören schließlich auch noch Ralph und Vincenzo. Während sich der zurückhaltende Ralph um den Fuhrpark der "Familie" kümmert, versorgt Vicenzo den Protagonisten zu Beginn einer Misssion immer mit den geeigneten Waffen. Schließlich wäre dann noch der vierschrötige Lucas Bertone zu erwähnen. Lucas gehört nicht direkt zur "Familie" von Don Salieri und betreibt seine eigene Autowerkstatt in der Nähe der "Giuliano-Bridge". Der freundliche Italiener mittleren Alters kümmert sich um die Autos der Reichen und Schönen von Lost Heaven. Seine Werkstatt ist zugleich ein immer wiederkehrender Anlaufpunkt zwischen den einzelnen Missionen. Don Salieris gefährlichster Widersacher ist der Kopf der "Morello"-Familie. Unterstützt von seinem Bruder Sergio führt Morello seine Familie mit eiserner Hand. In seinem unersättlichen Machttrieb versucht er seinen Einfluß auch auf das Territorium der "Salieri"-Familie auszudehnen. Im Gegensatz zu dem zunächst um Ausgleich bemühten Don Salieri ist das Vorgehen von Morello stets von rücksichtsloser Brutalität gekennzeichnet. Schließlich ist noch Tommys Freundin Sarah zu erwähnen. Die schöne Tochter eines Barkeepers ahnt nur womit Tommy seinen Lebensunterhalt verdient. In der Liebe zu Sarah findet der von Gewissensbissen geplagte Protagonist Halt und Zuversicht. Aus der Grundkonstellation dieser Figuren gelingt es den Entwicklern von Illusion Softworks meisterlich ein dichtes Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten und widerstrebender Interessen zu entwickeln. Im Verlaufe der Haupthandlung spitzen sich die Beziehungen zwischen den handelnden Personen dramatisch zu. Ohne zuviel zu verraten sei gesagt, dass die Handlung rund um Betrug, Liebe und Verrat stets neue Überraschungen bereit hält und die verschiedenen Handlungsfäden schließlich meisterhaft zusammenführt. In Sachen Atmosphäre übertrifft Mafia dank seiner genialen Story somit sogar das ebenfalls exzellente GTA III.  

Die Spielwelt:

Blick auf die SkylineIm Gegensatz zum direkten Konkurrenten GTA III bietet Mafia deutlich weniger Handlungsfreiheit. Während sie in Rockstars Gangsterepos auch abseits der Haupthandlung jederzeit diversen Beschäftigungen nachgehen können, presst sie Mafia in ein enges Storykorsett. So haben sie in GTA III die Möglichkeit, sich ihre Zeit mit der Suche nach geeigneten Locations für spektakuläre Stunts zu vertreiben oder ihr virtuelles Konto durch die Arbeit als Taxifahrer aufzubessern. Schließlich können sie ihr hart erarbeitetes Geld in GTA III auch jederzeit in diversen Geschäften und Restaurants wieder ausgeben. Während sie in Rockstars Gangsterepos etwa ihr Waffenarsenal zu jeder beliebigen Zeit innerhalb des Spiels in einem der diversen "Ammu-Nation"-Läden aufstocken können, zwingt sie Mafia am Missionsbeginn dazu, dem Waffenspezialisten Vincenzo einen Besuch abzustatten. Darüber hinaus können sie in Mafia nicht missionsrelevante Gebäude erst gar nicht betreten. Demgegenüber lässt ihnen GTA III diesbezüglich alle Freiheiten. Dennoch haben die Entwickler von Illusion Softworks die Spielwelt von Mafia mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. So verfügt jeder der insgesamt 63 Oldtimer über eine individuell simulierte Benzinuhr. Es kann ihnen also durchaus passieren, dass sie mitten in einer spannenden Verfolgungsjagd irgendwo auf einem verlassenen Feldweg ohne Benzin liegenbleiben. Darüber hinaus bietet ihnen auch Mafia einige Nebenmissionen abseits der Haupthandlung. Als Auftraggeber tritt dabei der vierschrötige Automechaniker Lucas Bertone in Erscheinung. Dieser empfängt sie zwischen den 22 Storymissionen immer mal wieder in seiner Autowerkstatt nahe der "Giuliano-Bridge". In einer typischen Nebenmission müssen sie etwa einen reichen Jüngling in seinem "Trautenberg" verfolgen. Gelingt es ihnen den reichen Schnösel zu stellen, haben sie fortan Zugriff auf diesen Fahrzeugtyp. Lucas Bertone erklärt ihnen dann nach dem erfolgreichen Abschluß der Nebenmission, wie sie einen "Trautenberg" fachgerecht aufbrechen und kurzschließen. Hier liegt ein weiterer Unterschied zu GTA III. Während ihnen in Rockstars 3D-Actionspiel alle Fahrzeuge schon zu Spielbeginn zugänglich sind, müssen sie sich in Mafia den Zugang zu den schnelleren und exklusiveren Oldtimern erst nach und nach verdienen. Darüber hinaus sorgt die enorme Weitsicht in Mafia für eine glaubwürdige Spielwelt. Insbesondere wenn sie eine der 22 Storymissionen auf die Dächer der Stadt führt, kommen sie in den Genuß eines faszinierenden Ausblicks auf die virtuelle Metropole Lost Heaven. Leider lassen ihnen die dramatischen Verfolgungsjagden in schwindelerregender Höhe kaum Zeit, die spektakuläre Rundumsicht zu genießen. Vor allem der Umstand, das jedes Gebäude am Horizont integraler Bestandteil einer organischen Spielwelt ist, fasziniert dabei immer wieder aufs Neue. Dieser Faszination tut dann auch der Umstand keinen Abbruch, dass Mafia nur in geschnittener Fassung auf den deutschen Markt kommt. So bekommen sie virtuelles Pixelblut nur in den kinoreifen Zwischensequenzen zu sehen. Darüber hinaus sind auch die Zivilisten in Mafia unverwundbar. Schüsse auf Passanten lassen diese also ebenso unverletzt, wie absichtlich herbeigeführte Unfälle.        

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Mafia haben die tschechischen Entwickler von Illusion Softworks einen modernen Klassiker geschaffen. Die prachtvolle Metropole Lost Heaven sucht im Bereich der PC-Spiele ihresgleichen. Selbst das Liberty City aus GTA III verblasst neben den detailierten Häuserfassaden und weitläufigen Straßenzügen der virtuellen Großstadt Lost Heaven. Mafia macht es dem Spieler somit mehr als leicht, in ein faszinierendes Paralleluniversum abzutauchen. Ungeachtet der Tatsache, dass sich Grafik und Sound auf Referenzniveau bewegen, ist das eigentliche Highlight von Mafia jedoch die herausragende Story. Diese wird zudem in kinoreifen Zwischensequenzen erzählt. Die spannende Hintergrundgeschichte rund um Freundschaft, Loyalität, Betrug und Verrat nimmt den Spieler von der ersten bis zur letzten Minute gefangen. Da sich zudem auch das Missionsdesign auf einem erfreulich hohen Niveau bewegt, vergehen die rund 20 Stunden Spielzeit wie im Flug. Lediglich das automatische Speichersystem bietet Anlaß zu verhaltener Kritik. Im Ergebnis ist Mafia jedoch die neue Referenz im Bereich der 3D-Actionspiele und sollte somit in keiner Spielesammlung fehlen.

 

Spielspaßwertung: 91 %

 

Releasedatum: 06.09.2002

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows XP, Windows 2000 oder Windows 98 SE
  • Prozessor: 500 MHz Intel Pentium
  • Speicher: 96 MB RAM
  • Grafikkarte: DirectX 8.1 kompatibel, 16 MB
  • Festplattenplatz: 1,8 GB