Call of Duty 4: Modern Warfare - Review (PS3)

Ist CoD 4: Modern Warfare die neue Referenz ?

Das von Treyarch entwickelte Call of Duty 3 war gemessen an den hohen Standards der Serie eine Enttäuschung. Für den vierten Serienteil zeichnen nun wieder die Kalifornier von Infinity Ward verantwortlich. Dabei haben die Entwickler das Szenario vom 2. Weltkrieg in die Gegenwart verlegt. Ob der Zeitsprung funktioniert und die Serie mit Call of Duty 4: Modern Warfare wieder im alten Glanz erstrahlt, klären wir in unserem ausführlichen Test.

 

Das Spielprinzip:

Call of Duty 4: Modern Warfare ist im Kern ein linearer Ego-Shooter. Ihre Aufgabe ist es dabei, sich in der Rolle von unterschiedlichen Soldaten britischer und amerikanischer Elite-Einheiten durch Kampfeinsätze in aktuellen Krisengebieten zu schlagen. Call of Duty 4: Modern Warfare schickt sie dabei in 20 Story-Missionen auf eine nervenaufreibende Reise durch den Nahen Osten und Teile der ehemaligen Sowjetunion. Während der abwechslungsreichen Kämpfe greifen sie auf ein umfangreiches Waffenarsenal und diverse Spezialgeräte zurück. Das Kontingent an Waffen ist dabei stets den Erfordernissen des jeweiligen Einsatzes angepasst. So stehen ihnen neben diversen Sturmgewehren und Maschinenpistolen zudem Schrottflinten, Scharfschützengewehre, Pistolen und Maschinengewehre zur Verfügung. Im Kampf gegen gepanzerte Ziele setzen sie darüber hinaus Raketenwerfer und Panzerabwehrraketen ein. In der Mission "Tod von oben" haben sie sogar die Aufgabe, das Bordgeschütz eines AC 130-Gunships zu bedienen, um einem Konvoi den Weg in die Evakuierungszone zu ebnen. Die Optik des dabei zum Einsatz kommenden Wärmebildgerätes erinnert dabei stark an das entsprechende Bildmaterial aus realen Nachrichtensendungen. In Verbindung mit den Kommentaren der Operator stellt sich so schnell eine bedrückende Atmosphäre ein. Darüber hinaus haben die Entwickler von Infinity Ward überall in den Levels diverse Laptops mit feindlichen Geheiminformationen versteckt. Mit entsprechendem Spielfortschritt schalten sie zudem "Cheats" und diverse Optikmodifikationen frei. 

Die Hintergrundgeschichte:

US Marines im Nahen OstenDie bisherigen Teile der "Call of Duty"-Reihe spielten allesamt im Szenario des 2. Weltkrieges. Wie der Untertitel von Call of Duty 4: Modern Warfare deutlich macht, wagen die Entwickler von Infinity Ward mit dem jüngsten Serienteil den Sprung in die Gegenwart. Dabei setzen die Kalifornier auf ein spannendes "Was wäre wenn?"-Szenario mit deutlichen Parallelen zu aktuellen Krisenherden. Erstmals in der Seriengeschichte erzählt ein Teil der "Call of Duty"-Reihe dabei eine zusammenhängende Hintergrundgeschichte. Der intendierte Bezug zu realen Konflikten sorgt zudem für ein Höchstmaß an erzählerischer Intensität und politischer Brisanz. So tobt in Call of Duty 4: Modern Warfare in Teilen der ehemaligen Sowjetunion ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen Anhängern der bisherigen Regierung (Loyalisten) und den sog. "Ultranationalisten". Letztere unterstehen der Führung von Imran Zahkaev. Dieser möchte sein Land zu alter Stärke zurückführen, indem er versucht, die Kontrolle über hunderte Atomsprengköpfe zu erlangen. Um von dem Konflikt in seinem Heimatland abzulenken, lanciert Zahkaev mit Hilfe des Bandenchefes Al-Asad einen Putsch in einem fiktiven Staat des Nahen Ostens. Daraufhin beginnen US-Marines mit militärischen Operationen in dem ölreichen Kleinstaat auf der arabischen Halbinsel. Zahkaev wähnt sich derweil im Hinterland von Aserbaidschan in Sicherheit und bereitet einen großangelegten terroristischen Anschlag auf die Ostküste der USA vor. Allerdings rechnet Zahkaev dabei nicht mit dem britischen Special Air Service (SAS), der sich bereits seit geraumer Zeit an seine Fersen geheftet hat. Die Handlung von Call of Duty 4: Modern Warfare konzentriert sich damit auf zwei unterschiedliche Schauplätze. Insoweit ist es nur konsequent, dass der Spieler auch im jüngsten Serienteil wieder verschiedene Soldaten aus unterschiedlichen Truppenteilen steuert. Allerdings beschränkt sich Call of Duty 4: Modern Warfare im Gegensatz zu den Serienvorgängern auf zwei Kriegsparteien (USMC und SAS) sowie auf drei unterschiedliche Protagonisten. So spielen sie den SAS-Sergeant "Soap" McTavish sowie den USMC-Sergeant Paul Jackson. Zudem übernehmen sie in einer Rückblende kurzfristig die Rolle des Vorgesetzten von "Soap" McTavish. Als Captain Price bestreiten sie im verstrahlten Umland von Tschernobyl einen nervenaufreibenden Einsatz.       

Die Grafik:

Die Beringsee bei GewitterBei der Grafik-Engine von Call of Duty 4: Modern Warfare handelt es sich letztlich um eine aufgebohrte Version der Engine von Call of Duty 2. Der zweite Teil der "Call of Duty"-Reihe wurde bekanntlich ebenfalls von Infinity Ward entwickelt, während Call of Duty 3 auf das Konto der Entwickler von Treyarch geht. Auch wenn das technische Grundgerüst von Call of Duty 4: Modern Warfare damit schon etwas betagt ist, erzielen die kalifornischen Entwickler durchweg gute Ergebnisse. So sind die Lichteffekte im neuesten Serienteil ebenso überzeugend umgesetzt, wie die hervorragenden Animationen der aufwändig modellierten Polygonkrieger. Schon zu Spielbeginn kann der Anflug auf ein Frachtschiff in der Beringstraße ein optisches Glanzlicht setzen. Der Einsatz wird dabei durch eine über dem Zielgebiet liegende Gewitterfront erschwert. Während Blitze die Szenarie in ein bedrohliches Zwielicht tauchen, versucht sich der Spieler gedanklich auf den bevorstehenden Einsatz vorzubereiten. Lediglich der alte Haudegen Captain Price zieht genüsslich an seiner Zigarre, deren Glut einen markanten optischen Fixpunkt in dem tobenden Chaos bildet. Wenn sich dann die Kameraden von "Soap" McTavish flüssig animiert aus dem schwankenden Helikopter abseilen, wird deutlich, das Call of Duty 4: Modern Warfare definitiv in der grafischen Oberliga mitspielt. Dieser Eindruck wird in der Folge durch die lebensnahen Animationen der KI-Kameraden noch unterstrichen. Wenn ihre Mitstreiter sich hinter Mauern verschanzen, um dann das Feuer aus der Deckung zu erwidern, so ist dies ganz großes Kino. Der erstklassige Detailgrad der Grafik von Call of Duty 4: Modern Warfare zeigt sich zudem in der Möglichkeit, die feindlichen Deckungen in den detailreichen Levels durch wiederholten Besschuss in ihre Einzelteile zu zerlegen. So splittern beim direkten Beschuss von Mauervorsprüngen Steine, Mörtel und Putz von der jeweiligen Wand. Zudem glänzt die Grafik-Engine von Call of Duty 4: Modern Warfare mit beeindruckenden Partikeleffekten. Dabei resultieren Explosionen in einer erkennbaren Druckwelle, die zumeist gehörig Staub aufwirbelt. In diesen Momenten entfaltet die Grafik des Ego-Shooters von Infinfity Ward ihre ganze Faszination. Um so überraschender ist bei all dieser Grafikpracht der Umstand, dass Call of Duty 4: Modern Warfare durchgängig mit 60 fps über den Bildschirm läuft. Lediglich die matschigen Bodentexturen sowie die teilweise etwas detailarmen Levelhintergründe fallen negativ auf. Im Ergebnis bleibt jedoch festzuhalten, dass die Grafik von Call of Duty 4: Modern Warfare einen sehr stimmigen Eindruck hinterlässt. Insbesondere gelingt es den Entwicklern meisterhaft, das kompromisslos vermittelte Kriegsgeschehen durch den kühlen Grafikstil noch zu unterstreichen. Bei allem Lob für den überzeugenden Gesamteindruck soll aber gleichzeitig angemerkt werden, dass sich letztlich kein Element der Grafik von Call of Duty 4: Modern Warfare auf Referenzniveau bewegt.    

Der Sound:

Call of Duty 4: Modern Warfare überzeugt mit perfekt abgemischtem 5.1-Surround-Sound. Ein akustisches Highlight sind dabei die authentischen Waffensounds. Insbesondere die virtuellen Schusswechsel klingen täuschend echt. Wenn die feindlichen Geschosse im Sekundentakt in ihrer Deckung einschlagen, werden sie unweigerlich den Kopf einziehen. Zudem lebt das Kampfgeschehen in akustischer Hinsicht von den Zurufen ihrer Kameraden. Diese fordern sie dazu auf, Sperrfeuer für das weitere Vorrücken zu geben oder rufen ihnen fortwährend Feindpositionen zu. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass die deutsche Version von Call of Duty 4: Modern Warfare mit einer gelungenen Sprecherauswahl überzeugen kann. Allerdings wirkt das englische Original nicht zuletzt wegen der stimmigen Akzente der Sprecher noch einen Tick authentischer. Zudem wird das dramatische Geschehen auf dem Bildschirm durch einen passenden Soundtrack kongenial untermalt. Dabei passt sich der Soundtrack von Call of Duty 4: Modern Warfare dynamisch an die jeweilige Spielsituation an. Während die sporadischen Schleichmissionen auf Seiten des SAS mit subtiler Musik hinterlegt sind, werden die brachialen Feuergefechte des USMC mit vollem Orchestereinsatz untermalt.   

Die Steuerung:

Bei zahlreichen Gegnern hilft das Auto-AimingCall of Duty 4: Modern Warfare orientiert sich hinsichtlich der Steuerung an den gängigen Genre-Standards. Gegenüber Call of Duty 2 haben die Entwickler von Infinity Ward jedoch einige Änderungen vorgenommen. So kann ihr virtuelles Alter Ego nun kurze Distanzen im Sprint überbrücken. Hierzu muss der Spieler während er sich in Bewegung befindet lediglich L3 gedrückt halten. Darüber hinaus verfügen viele Waffen nun über einen sekundären Feuermodus. Zudem greifen die Helden des Spiels erstmals in der Seriengeschichte auch auf moderne Gadgets wie Nachtsichtgeräte und C4-Sprengstoff zurück. Allerdings verfügt Call of Duty 4: Modern Warfare im Gegensatz zu Ghost Recon: Advanced Warfighter nicht über ein automatisches Deckungssystem. Stattdessen können sie mittels der "Kreis"-Taste zwischen drei verschiedenen Körperhaltungen (stehend, geduckt, liegend) wechseln. In vielen Spielsituationen ist es dabei ratsam, vorsichtig vorzugehen und sich dem Ziel in geduckter Gangart zu näheren. Auch hinsichtlich des Zielsystemes von Call of Duty 4: Modern Warfare ergeben sich einige Besonderheiten. So lassen sich mittles gedrückter "L2"-Taste Gegner zielsicher in das Visier nehmen, während sie mit "R2" ihre Waffe abfeuern. Darüber hinaus haben die Entwickler von Infinity Ward eine "Auto Aim"-Funktion implementiert. Durch kurzes Ziehen von "L2" schalten sie den jeweils nächsten Gegner in Zielrichtung auf. Gerade in unübersichtlichen Feuergefechten mit einer Vielzahl an Gegnern erweist sich diese Zielhilfe als äußerst nützlich. Natürlich steht die "Auto Aim"-Funktion ausschließlich in der Einzelspieler-Kampagne zur Verfügung. Zudem verzichtet Call of Duty 4: Modern Warfare auf den klassischen Gesundheitsbalken samt zugehöriger Medi-Packs. Vielmehr verfärbt sich der Bildschirm zunehmend rot, sobald ihr virtuelles Alter Ego ernsthaft verletzt ist. In einem solchen Fall sollten sie sich umgehend in Deckung begeben, um so den automatischen Heilprozess auszulösen. Ein deutlich vernehmbares "Durchatmen" des Helden signalisiert schließlich die vollständige Erholung. Bei der Deckungssuche sollten sie dabei stets auf die Beschaffenheit der jeweiligen Deckung achten. So durchschlagen etwa die Geschosse aus Sturmgewehren selbst dicke Holzwände wie Papier. Mit den Eigenheiten der Steuerung wird der Spieler bereits zu Beginn der Kampagne in einem vorbildlichen Tutorial vertraut gemacht. Dabei muss der frischgebackene SAS-Sergeant "Soap" McTavish schon im Vorfeld des ersten Einsatzes auf einem Übungsparcours sein Können unter Beweis stellen. Bei diesem Parcours handelt es sich um einen nahezu exakten Holznachbau des Oberdeckes des Frachters aus der anschließenden Mission "Besatzung entbehrlich". Auf dem Übungsparcours gilt es nun, Gegner in Form von Pappaufstellern möglichst schnell und präzise auszuschalten. Abhängig von der hierfür benötigten Zeit schlägt Call of Duty 4: Modern Warfare dem Spieler einen von insgesamt vier Schwierigkeitsgraden (Rekrut, Söldner, Soldat oder Veteran) vor. Allerdings kann der Spieler den Parcour beliebig oft wiederholen, um so sein Können präzise auszuloten. Durch das nahtlos in den Spielablauf integrierte Tutorial gelangen sie daher schnell zu einer aussagekräftigen Bewertung ihrer eigenen Fähigkeiten. Während der anschließenden Missionen profitiert der Spieler zudem von der verständlichen Symbolsprache und den prägnanten Bildschirmanzeigen von Call of Duty 4: Modern Warfare. Wer zu Spielbeginn mehrfach durch feindliche Handgranaten gestorben ist, der wird im späteren Spielverlauf besonders aufmerksam auf das entsprechende Symbol achten. Geübten Spielern gelingt es durch das rechtzeitige Drücken von "R2" die jeweilige Granate postwendend zurückzuwerfen. Des weiteren sind in Call of Duty 4: Modern Warfare auch reguläre Feindwaffen nutzbar. Zudem kann auch die KI der virtuellen Gegner durchaus überzeugen. So erwiesen sich ihre Feinde auf den höheren Schwierigkeitsgraden als treffsichere Schützen. Darüber hinaus nutzen ihre Widersacher geschickt die Deckungsmöglichkeiten in ihrer unmittelbaren Umgebung. Des weiteren werfen sie mit Handgranaten und starten vereinzelte Flankierungsversuche, um so die Schwachstellen ihrer Stellung auszunutzen. Gelingt es den KI-Soldaten dabei, in ihren Rücken zu gelangen, so gehen sie unvermittelt in den Nahkampf über. Jetzt sind schnelle Reflexe gefragt, wenn sie am Leben bleiben wollen. Unabhängig von der gut funktionierenden KI sind ihre Gegner schon durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit eine ernstzunehmende Bedrohung. Daher gilt es in Call of Duty 4: Modern Warfare sich unmittelbar nach dem Betreten des Zielgebietes einen Überblick über die Feindpositionen zu verschaffen. Nach dieser kurzen Orientierungsphase sollten sie dann auf das aggressive Vorgehen des Feindes reagieren und sich eine sichere Deckung suchen. Im Anschluss entwickelt sich dann im Regelfall ein dynamisches Feuergefecht, in dem sie eine vernünftige Balance zwischen konsequentem Vorrücken und taktischer Sicherung des Areales finden müssen. Dabei bestimmt der Spieler den Rhythmus des Spieles, da er seine Kameraden durch das Überschreiten von "Triggerpunkten" zum weiteren Vorgehen bewegt. In diesem Zusammenhang kommt es entscheidend darauf an, den richtigen Zeitpunkt zum Vorrücken zu finden. Verharren sie nähmlich zulange in ihrer Position, so schickt ihnen Call of Duty 4: Modern Warfare für eine gewisse Zeit wiederkehrende Gegnerwellen entgegen. Dabei besetzt das Spiel insbesondere taktische Schlüsselpositionen immer wieder neu. Nur wer hier klug agiert, gelangt auch zum Erfolg. Da oftmals mehrere Routen zum Missionsziel führen, bleibt genug Raum für unterschiedliche Taktiken. Das Leveldesign bietet dabei nicht nur glaubhafte Schauplätze sondern auch stets ausreichende Deckungsmöglichkeiten. In vereinzelten Spielabschnitten müssen zunächst alle Gegner ausgeschaltet werden, bevor ein weiterer Spielfortschritt möglich ist. Auch die KI ihrer virtuellen Mitstreiter kann überzeugen. Ebenso wie die KI-Gegner setzen auch ihre Kameraden Granaten ein und suchen bei Beschuss umgehend Deckung. Zudem geben sie ihnen Feuerschutz und rufen ihnen nützliche Hinweise zum weiteren Vorgehen zu. Der Spieler hat somit niemals den Eindruck, als "Ein Mann"-Armee unterwegs zu sein. Vielmehr vermittelt Call of Duty 4: Modern Warfare dem Spieler gekonnt das Gefühl, integraler Bestandteil einer militärischen Einheit innerhalb einer übergreifenden Operation zu sein. Die Illusion, ein wichtiger Teil einer funktionierenden Kampfeinheit zu sein, wird zudem durch den häufigen Einsatz von geskripteten Events gekonnt aufrechterhalten. So werden sie im Spielverlauf mehrfach Zeuge, wie ihre Kameraden eigenständig Gegner in besonders effektiver oder lautloser Art und Weise ausschalten.           

Die Atmosphäre:

Der britische SAS operiert verdecktSchon das Intro von Call of Duty 4: Modern Warfare macht deutlich, wohin die Reise geht. In der besten Auftaktsequenz seit Jahren wird nicht nur das Handlungsgerüst umrissen, sondern gleichzeitig ein kurzer Ausblick auf einige der intensivsten Momente des Spieles gegeben. Das Intro stimmt sie also perfekt auf die dramatischen Geschehnisse ein, die sie in den folgenden 8 Stunden an Spielzeit erwarten. Um in der Chronologie der Ereignisse zu bleiben und zugleich die unterschiedlichen Vorgehensweisen von SAS und USMC zu illustrieren, seien hier beispielhaft die ersten Missionen des Spieles geschildert. In der Mission "Besatzung entbehrlich" nehmen sie als "Soap" McTavish an einer Kommandooperation des britischen SAS teil. Die Mission beginnt an Bord eines Helikopters über der Beringstraße. Blitze zucken am Himmel und unter ihnen tobt die See. Trotz des heftigen Gewitters gelingt es dem Piloten, den Helikopter über den Deckaufbauten des Frachtschiffes zu positionieren. Nachdem sie sich aus dem Helikopter abgeseilt haben, werden sie Zeuge, wie ihre Kameraden den Kapitän und die Bordoffiziere ausschalten. Anschließend exekutiert das Kommando einen Betrunkenen und zwei schlafende Matrosen. Der Grund für das rücksichtslose Vorgehen ihrer Kameraden wird ersichtlich, als das Kommando weiter in den Bauch des Schiffes vorrückt. Auf einmal bricht um sie herum die Hölle los und zahllose Terroristen nehmen sie unter Feuer. Nachdem sie alle Gegner ausgeschaltet haben, finden sie das gesuchte "Paket". Dabei handelt es sich um einen Atomsprengkopf, der augenscheinlich für einen gewissen Al-Asad bestimmt ist. Gerade als sie dabei sind, den Sprengkopf zu bergen, erreicht sie über Funk die Nachricht von einem bevorstehenden Luftangriff. Kurz darauf erschüttert eine Detonation den Frachter. Die Wassereinbrüche sind nicht mehr zu stoppen. Das Schiff beginnt zu sinken. Die atemlose Flucht aus dem Frachter wird nun zum Wettlauf gegen die Zeit. Erst in letzter Sekunde gelingt ihnen der rettende Sprung in den wartenden Helikopter. Damit ist die erste Mission der Kampagne erfolgreich absolviert. Nun folgt mit "Der Staatsstreich" eine Zwischensequenz, die ihnen den Atem stocken lassen wird. Aus der Sicht des Regierungschefes des angesprochenen arabischen Staates erleben sie die Fahrt durch das Chaos einer in Aufruhr befindlichen Stadt. Überall sehen sie wie die Putschisten Zivilisten misshandeln oder kurzerhand exekutieren. Wohin die Fahrt in dem alten Mercedes führt und was sie am Ziel ihrer Reise erwartet, sei hier nicht verraten. Im weiteren Spielverlauf stellt sich zudem schnell heraus, dass in den Wirren des Bürgerkrieges nicht alles planbar ist. Insbesondere erweisen sich die den einzelnen Missionen zugrunde liegenden Einsatzziele häufig als falsch. Hier hat offenbar das Oberkommando seine Befehle auf der Basis lückenhafter Aufklärung erteilt. Leidtragende dieser Nachlässigkeit sind die ausführenden Einheiten vor Ort. Also letztlich der Spieler selbst. In diesem Zusammenhang sei auf die zweite Mission der Kampagne verwiesen. Ziel der Mission "Charlie surft nicht!" ist es, den Bandenführer Al-Asad dingfest zu machen. Dazu startet das USMC eine großangelegte Operation. Mit einer ganzen Staffel an Black Hawks geht es in das Zentrum des Putsches. Schon beim Anflug auf die Hauptstadt des fiktiven arabischen Staates stehen die amerikanischen Helikopter unter massivem Beschuss. Am Boden stellt sich schnell heraus, dass sich Al-Asad nicht im Zielgebäude aufhält. Stattdessen wird ihr Kommandotrupp zu einer lokalen Fernsehstation umgeleitet. Auf dem Weg dahin kommt es in den unübersichtlichen Straßenschluchten zu heftigen Häuserkämpfen. In nahezu jedem Gebäude haben sich Putschisten verschanzt, die den Vormarsch ihrer Einheit stoppen wollen. Schließlich erreichen die Marines das Sendezentrum. Im Erdgeschoss entbrennt daraufhin ein gnadenloser Kampf mit der Leibgarde vom Al-Asad. Nur unter hohem Blutzoll gelingt es ihrer Einheit, das Gebäude zu sichern. Dann stellt sich jedoch heraus, dass die versendeten Videobotschaften eine Aufzeichnung sind. Von Al-Asad fehlt wieterhin jede Spur. Schon anhand der zwei geschilderten Missionen wird deutlich, dass die Einsatzziele in Call of Duty 4: Modern Warfare durchaus abwechslungsreich gestaltet sind. So gilt es im weiteren Spielverlauf spannende Rettungsaktionen zu absolvieren, feindliche Stellungen zu stürmen oder gar Attentate auszuführen. Weiterhin kann auch die Interaktivität in den einzelnen Levels überzeugen. So bersten Wände unter großkalibrigem Beschuss, während die Abrahms-Panzer des USMC über feindliche Fahrzeuge einfach hinweg rollen. Zusammengehalten werden die einzelnen Handlungsstränge von überzeugenden Skript-Sequenzen. Diese erzeugen eine emotionale Bindung zu den KI-Kameraden. Zudem sind die sporadisch eingesetzten Zwischensequenzen aus der Ego-Perspektive ("Der Staatsstreich", "Spätfolgen") an Intensität kaum zu überbieten. Darüber hinaus bietet die Story noch einige überraschende Wendungen mit Schockpotential ("Demoralisierung"). Generell gilt für die 8 Missionen des 1.Aktes, dass die SAS-Einheit von "Soap" McTavish möglichst unauffällig im Hinterland des Feindes operiert. Dengegenüber rückt die USMC-Einheit von Paul jackson unter großem Materialeinsatz und mit überlegener Feuerkraft vor. Im Ergebnis bietet Call of Duty 4: Modern Warfare damit einen gelungenen Wechsel zwischen Action- und Schleichpassagen. Den Nachteinsätzen mit schallgedämpften Waffen stehen somit brachiale Feuergefechte in den Straßen des Nahen Ostens gegenüber. Nicht selten erinnert schon der Anflug der US-Marines auf das jeweilige Zielgebiet an (Anti-) Kriegsfilme wie "Apocalypse Now" oder "Black Hawk Down". Im 2. Akt absolvieren sie in einer Rückblende einen der spannendsten Schleicheinsätze der Spielegeschichte. Dabei begeben sie sich in der Rolle von Captain Price (SAS) in das verstrahlte Umland von Tschernobyl. Anschließend übernehmen sie wieder die Rolle von "Soap" McTavish und kämpfen sich bis zum Showdown im großartigen Finale des 3. Aktes durch Aserbaidschan.         

Der Multiplayer-Modus:

Die Bewaffnung ist frei wählbarAuch in Sachen Multiplayer-Modus setzt Call of Duty 4: Modern Warfare neue Maßstäbe. Neben dem obligatorischen 4 Spieler-Splitscreen enthält der Ego-Shooter von Infinity Ward auch einen vollwertigen LAN-Modus. Im Zentrum des Multiplayer-Partes von Call of Duty 4: Modern Warfare steht jedoch der ausgefeilte Online-Modus mit seinem motivierenden Rangsystem. Im Online-Modus sammeln sie für jeden erfolgreichen Abschuss wertvolle Erfahrungspunkte für den Aufstieg auf der virtuellen Karriereleiter. Zudem wird die Bewältigung spezieller Herausforderungen mit Punkten belohnt. Zu Beginn einer Partie wählen sie eine von insgesamt fünf vorgefertigten Charakterklassen aus. Soldat, Spezialeinheit, Schütze, Scharfschütze sowie Sprengmeister verfügen dabei über jeweils drei unterschiedliche Spezialfähigkeiten. Im späteren Spielverlauf haben sie zudem die Möglichkeit, eigene Charakterklassen zu erstellen. Dabei können Bewaffnung und Spezialfähigkeiten frei gewählt werden. Somit können sie die eigene Charakterklasse nahtlos an die Erfordernisse der jeweiligen Map sowie an die eigene Spielweise anpassen. Neben den Erfahrungspunkten belohnt sie Call of Duty 4: Modern Warfare fortlaufend mit neuen Waffen und Spezialfähigkeiten. Dabei bietet der Ego-Shooter von Infinity Ward mehrere Dutzend originalgetreue Waffen, die der Spieler mit passenden Griffstücken, Visiereinrichtungen, Magazinen und Schalldämpfern aufwerten kann. Spielentscheidende Bedeutung kommt zudem den Spezialfähigkeiten ("Perks") zu. Wer etwa schneller nachladen kann oder gar für das Feindradar unsichtbar ist, der befindet sich naturgemäß im taktischen Vorteil. So bleibt die Motivation des Spielers dank des jederzeit erkennbaren Spielfortschrittes auf einem konstant hohen Niveau. Auch hinsichtlich der Multiplayer-Modi ist in Call of Duty 4: Modern Warfare für reichlich Abwechslung gesorgt. Neben den Standardmodi "Team Deathmatch" und "Free for All" bietet der Ego-Shooter von Infinity Ward zudem vier taktische Spielmodi. In den Modi "Domination" und "Hauptquartier" müssen die jeweiligen Teams strategische Punkte halten, um zu gewinnen. Demgegenüber erinnert der Spielmodus "Suchen und Zerstören" stark an "Counterstrike". Hier gilt es für das angreifende Team eine Bombe zu platzieren. Die Verteidiger müssen die Detonation des Sprengsatzes verhindern. Im Spielmodus "Sabotage" kämpfen dagegen zwei Teams um einen Sprengsatz in der Mitte der Karte. Ziel der Operation ist es dabei, den Sprengsatz in der Basis des Gegners zu zünden. Eine großartige Idee der Entwickler sind die Spielmodi-Varianten. In der Standardvariante ("Klassisch") verdient sich der Spieler die angesprochenen Erfahrungspunkte, Waffen und Perks. Demgegenüber bietet die Variante "Hardcore" höheren Waffenschaden bei gleichzeitigem Verzicht auf jegliche Bildschirmanzeige. Schließlich haben die Entwickler auch eine "Old School"-Variante in den Multiplayer-Modus integriert. In dieser verfügt der Spieler über mehr Gesundheit und kann zudem höher springen. Hier kommt echtes Retro-Feeling auf. Die cleveren Ideen der Entwickler erschöpfen sich jedoch nicht in den Spielmodi-Varianten. Ebenfalls neu in Call of Duty 4: Modern Warfare ist die innovative "Kill Cam". Dabei sehen sie nach jedem Bildschirmtod die letzten Sekunden des Gefechtes aus der Position ihres Gegners. Zudem belohnt sie der Ego-Shooter von Infinity Ward für Serienabschüsse mit mächtigen Boni. Bei 3 Abschüssen in Folge deckt ein Radarscan alle Gegnerpositionen auf. 5 Abschüsse in Folge schalten einen Luftschlag frei. Gelingen ihnen sogar 7 Abschüsse hintereinander, so können sie einen Kampfhubschrauber zur Hilfe rufen. Call of Duty 4: Modern Warfare bietet in der Verkaufsversion insgesamt 16 Multiplayer-Karten unterschiedlicher Größe. Auf diesen Maps duellieren sich bis zu 32 Spieler, die untereinander mittles eines internen Voice-Chates kommunizieren können. Auf Fahrzeuge oder zuschaltbare Bots müssen sie in Call of Duty 4: Modern Warfare hingegen leider verzichten.      

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Call of Duty 4: Modern Warfare haben die Entwickler von Infinity Ward einen Meilenstein im Genre der Ego-Shooter geschaffen. Hinsichtlich der brachialen Inszenierung von virtuellen Feuergefechten bleibt die "Call of Duty"-Reihe auch im neuen Gegenwartsszenario das Maß aller Dinge. Darüber hinaus gelingt es Call of Duty 4: Modern Warfare eine kompromisslose und glaubhafte Geschichte mit deutlichen Parallelen zu den politischen Konflikten unserer Zeit zu erzählen. Die Kampagne überzeugt dabei mit Momenten von einzigartiger Intensität. Zudem bringen die Entwickler das Kunststück fertig, die Spannungsschraube mit jeder absolvierten Mission noch ein weiteres Stück anzuziehen. Im Ergebnis ist Call of Duty 4: Modern Warfare damit das bis dato intensivste Spiel auf der PlayStation 3. Neben der meisterhaften Action und der überzeugenden Story mit ihren überraschenden Wendungen stimmt zudem auch die spielerische Abwechslung. Darüber hinaus ist Call of Duty 4: Modern Warfare ein beeindruckendes audio-visuelles Gesamtkunstwerk. Die rund acht Stunden Spielzeit der Kampagne vergehen daher wie im Flug. Zudem bietet Call of Duty 4: Modern Warfare auch einen äußerst motivierenden Multiplayer-Modus, der seinerseits wochenlangen Spielspaß garantiert. 

 

Spielspaßwertung: 92 %

 

Releasedatum: 08.11.2007

 

Technische Daten:

  • Publisher: Activision
  • Entwickler: Infinity Ward
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: ---
  • Sixaxis-Support: nein
  • USK: keine Jugendfreigabe